Spiel um Sieg und Liebe
verteidigt und gesagt, er wolle ihr nicht wehtun. Ich … ich habe so getan, als hätte er mich vorgeschickt, um es ihr beizubringen.«
»Jess!« Ada griff über den Tisch und hielt die Hände ihrer Tochter fest. »Jess, warum hast du das nur getan?«
»Weil ich glaubte, dass Tad unglücklich war. Ich hatte am Abend zuvor mit ihm gesprochen. Er wirkte so unsicher, als wüsste er nicht, was er tun sollte. So habe ich meinen Bruder niemals vorher gesehen.« Ihre Hände legten sich um die ihrer Mutter und drückten sie. »Damals war ich fest davon überzeugt, dass Amy nicht zu ihm passte, dass sie ihm weh tat. Und ich wollte Tad helfen.«
Ada lehnte sich zurück und ließ ihren Blick über die weitläufige Tennisanlage schweifen, ohne allerdings wirklich etwas davon zu sehen. Ihre Gedanken waren bei ihren Kindern, und sie überlegte fieberhaft, wie sie ihnen helfen konnte. Wieder einmal fiel ihr auf, dass die Pflichten einer Mutter noch lange nicht endeten, wenn die Kinder erwachsen waren. Vermutlich endeten sie niemals.
»Tad hat Amy geliebt, Jess.«
»Ich weiß.« Jess sah hinunter auf die zerrissene Serviette, die vor ihr auf dem Tisch lag. »Aber damals wusste ich das nicht. Ich habe gedacht, wenn er sie liebt, könnte er nicht so unglücklich sein. Und wenn Amy ihn geliebt hätte … Sie hat so anders reagiert, als ich es erwartet hatte, Mom. Alle früheren Freundinnen von Tad hätten sich anders benommen, wenn ich ihnen so etwas gesagt hätte. Sie hätten mir nicht geglaubt, mich hinausgeworfen, oder sie hätten zumindest geweint …«
»Meinst du denn, Tad hätte Amy geliebt, wenn sie so gewesen wäre wie die Frauen, die er vorher hatte?«, unterbrach ihre Mutter sie. Überrascht sah Jess ihre Mutter an. Wie viele andere Kinder auch hatte sie den Fehler gemacht, zu glauben, ihre zierliche weißhaarige Mutter und Großmutter ihres Sohnes würde sich auf dem Gebiet der Leidenschaft nicht auskennen. Sie sah das amüsierte Lächeln auf dem Gesicht ihrer Mutter und wusste, dass sie ihre Gedanken erraten hatte.
»Erst nachdem ich Mac kennengelernt hatte, habe ich erfahren, dass Liebe nicht immer etwas mit Lachen und Glücklichsein zu tun hat«, sagte sie leise und vermied es, Ada dabei anzusehen. »Plötzlich gab es auch für mich Tage, wo ich mich unsicher fühlte und an meinen Gefühlen für Mac zweifelte. Dabei fiel mir dann ein, wie Tad sich an dem Abend benommen hatte, bevor ich zu Amy gegangen war. Wir beide sind uns sehr ähnlich, Tad und ich, und mit einem Mal konnte ich mich in ihn hineinversetzen.«
Jess seufzte tief auf und sah ihre Mutter an. »Ich hab dann versucht, mir einzureden, dass Amy Tad nicht verlassen hätte, wenn ihre Liebe zu ihm wirklich so groß gewesen wäre. Und dass Tad sie auch nicht hätte gehen lassen, wenn ihm so viel an ihr gelegen hätte.«
»Du vergisst, dass Stolz manchmal ein genauso starkes Gefühl sein kann wie Liebe«, antwortete ihre Mutter leise. »Und Amys Stolz war verletzt nach dem, was du ihr gesagt hast. Sie fühlte sich abgeschoben und war in ihrem Stolz gekränkt, weil Tad es ihr nicht selbst gesagt, sondern dich vorgeschoben hatte.«
»Aber ich an ihrer Stelle hätte um mich geschlagen und der Frau die Augen ausgekratzt, die mir so etwas gesagt hätte.«
Ada lachte. »Ja, das kann ich mir vorstellen. Schließlich kenne ich ja meine Tochter. Aber Amy ist anders, Jess.«
»Ja, da hast du wohl Recht.« Jess schob ihre Tasse weg. »Mom, du kannst dir nicht vorstellen, wie mir zumute war, als ich hörte, dass die beiden wieder zusammen sind. Ich fühlte mich so schuldig und hatte Angst, dass Amy es ihm erzählen könnte. Als dann während der ganzen Saison nichts passierte, habe ich mich wieder beruhigt. Aber jetzt ist die Angst erneut da. Irgendetwas stimmt nicht mit Tad.« Flehentlich sah sie ihre Mutter an und griff nach ihren Händen. »Mom, was soll ich tun?«
Adas Blick ruhte nachdenklich auf ihrer Tochter. »Jess, dir bleibt keine andere Wahl. Du musst die Wahrheit sagen, musst mit beiden sprechen. Dann allerdings kannst du nichts mehr tun, das müssen die beiden dann unter sich ausmachen. Vielleicht gelingt es dir, das wiedergutzumachen, was du vor drei Jahren zerstört hast. Aber was jetzt zwischen ihnen nicht in Ordnung ist, daran kannst du nichts ändern.«
»Wenn sie sich lieben …«
»Jess, du hast einmal für Amy und Tad eine Entscheidung getroffen, die dir nicht zustand«, sagte Ada und sah ihre Tochter eindringlich an. »Mach den gleichen
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