Spiel um Sieg und Liebe
gelungen, Amy aus seinen Gedanken zu verdrängen.
Als Amy einundzwanzig war, hatte Tad begonnen, sie zu umwerben. Je mehr sie versuchte, ihn abzuweisen, um so stärker war sein Verlangen geworden, sie zu besitzen. Selbst als er es endlich geschafft hatte, damals in Rom, hatte dieses Verlangen nicht nachgelassen – im Gegenteil!
Sein Leben, das sich bis dahin nur um Tennis gedreht hatte, bekam plötzlich auch noch einen anderen Sinn. Sehr schnell musste Tad feststellen, dass er beides brauchte – er konnte weder ohne Tennis noch ohne Amy leben.
Und doch war dann der Tag gekommen, wo sie ihn wegen eines anderen Mannes verließ. Er musste lernen, ohne sie auszukommen, und nur er allein wusste, wie sehr er darunter gelitten hatte. Aber jetzt war er am Zug. Amy Wolfe musste bezahlen für das, was sie ihm angetan hatte.
Tad nahm eine Abkürzung und tauchte plötzlich wie zufällig vor den beiden Frauen auf. »Hallo, Madge.«
»Starbuck, wie geht’s?« Madge sah von einem zum anderen und stellte fest, dass sie nur störte. »Ich muss mich beeilen«, sagte sie und ging weiter. Weder Amy noch Tad hielten sie zurück.
Irgendwo in der Nähe hörte Amy einen Vogel. Auf den Blumen summten die Bienen, und von den Trainingsplätzen drang das Aufschlagen der Bälle zu ihnen herüber. Aber Amy war sich nur bewusst, dass Tad neben ihr stand.
»Fast wie in alten Zeiten«, sagte er leise und begann zu lachen, als er den Ausdruck auf ihrem Gesicht sah. »Du und Madge, meine ich.«
»Ja, sie war sofort bereit, heute Morgen mit mir zu trainieren«, antwortete Amy erleichtert. »Ich hoffe nur, ich treffe während des Turniers nicht auf sie.«
»Du spielst heute gegen die Kingston?«
»Ja.«
Er trat einen Schritt näher auf sie zu. Amy konnte nicht ausweichen, hinter ihr war eine Hecke. Nervös verschränkte sie die Finger ineinander.
»Und du spielst gegen Devoroux.«
Tad nickte. »Kommt dein Vater auch?«
»Nein.« Die Antwort kam kurz und ohne eine weitere Erklärung. Aber so leicht ließ Tad sich nicht abspeisen.
»Warum nicht?«
»Er hat zu tun.« Sie versuchte, an ihm vorbeizukommen, aber stattdessen hatte sie damit den Abstand zwischen ihnen nur noch verkleinert.
»Ich kann mich nicht erinnern, dass er früher einmal nicht dabei war, wenn du gespielt hast.« Tad streckte seine Hand aus und griff nach ihrem Haar, so wie er es früher immer getan hatte. »Für ihn gab es nichts Wichtigeres als dich.«
»Die Zeiten haben sich geändert«, antwortete Amy steif.
»Es scheint so.« Einen Moment zögerte Tad, aber dann fragte er doch: »Ist dein Mann hier?«
»Exmann«, verbesserte sie sofort. »Nein, er ist nicht hier.«
»Merkwürdig. Soweit ich mich erinnern kann, war er doch ganz verrückt auf Tennis. Hat sich das auch geändert?«
»Ich muss unter die Dusche.« Amy war schon fast an ihm vorbei, aber seinem Arm, der sich um ihre Taille legte, konnte sie doch nicht mehr ausweichen.
»Wie wäre es mit einem kleinen Spiel – in Erinnerung an alte Zeiten?«
Seine Augen waren ihr jetzt ganz nahe. Diese dunklen Augen, die beinahe schwarz wurden, wenn er erregt war. Amy konnte sich nur zu gut daran erinnern. Sein Arm lag ganz locker um ihre Taille, aber seine Finger fassten fest zu.
»Ich habe keine Zeit.« Amy versuchte, seinem Griff zu entkommen. Als ihre Finger dabei seinen Arm berührten, zuckte sie zurück, als hätte sie sich verbrannt.
»Angst?«, fragte er herausfordernd und mit einer Stimme, die so rau klang, dass Amy kleine Schauer über den Rücken jagten.
»Ich habe nie Angst vor dir gehabt.«
»Nicht?« Seine Finger bohrten sich noch etwas tiefer in ihr Fleisch. »Ich dachte, man läuft nur weg, wenn man Angst hat.«
»Ich bin nicht weggelaufen«, verbesserte Amy sofort. »Ich habe dich verlassen.« Bevor du mich verlassen konntest, fügte sie noch in Gedanken hinzu.
»Du musst mir noch einige Fragen beantworten, Amy.« Er legte auch den anderen Arm um ihre Taille, und sie konnte nichts dagegen tun. »Ich habe lange genug auf Antwort von dir gewartet.«
»Dann kannst du ja auch noch länger warten.«
»Auf einige schon«, sagte er, »aber eine Frage musst du mir jetzt beantworten.«
Amy wusste, was passieren würde, aber sie tat nichts, um es zu verhindern. Später haderte sie mit sich selbst, weil sie sich nicht gewehrt hatte. Aber als sein Mund langsam näher kam und sich schließlich auf ihren presste, ließ sie es geschehen.
Er küsste sie so, wie er es noch niemals vorher getan hatte.
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