Spiel ums Glueck
hätte schwören können, dass er schmunzelte. „Nun, was würde ebendieser Richter wohl dazu sagen, wenn er erführe, wie Sie mich hier behandeln, frage ich mich. Mit einen respektablen und vermögenden Gentleman des Londoner ton gehen Sie um wie mit einem Verbrecher. Sie können für mich bürgen, nicht wahr, Cassia? Sie können jederzeit beschwören, welch freundlicher und zuvorkommender Mensch ich bin. “
Cassia errötete ob der angedeuteten Intimität zwischen ihnen, die, wie sie beide wussten, jeder Grundlage entbehrte. Bevor sie sich jedoch empören konnte, kam ihr Pratt zuvor.
„Antworten Sie nicht, Miss“, forderte er sie auf. „Dieser Schurke hat kein Recht, Sie so anzusprechen - geschweige denn zu erwarten, dass Sie sich für ihn verwenden. “
„Also schön“, seufzte der Herr daraufhin, „bitte verzeihen Sie mir mein schurkenhaftes Gebaren, meine liebe Cassia. Ich werde mich selbst verteidigen.“
Cassia setzte einen Schritt vor, zutiefst verblüfft darüber, dass er es wagte, sich ihr gegenüber so impertinent zu gebärden. Es war über die Maßen unverschämt, solche Dinge zu äußern und sie derart ungebührlich vor den anderen in Verlegenheit zu bringen. Und sie hegte den innigen Wunsch, ihm genau das zu sagen. Indes hatte sie Amariah versprochen, sich zu benehmen und, so schwer es ihr auch fiel, den Mund zu halten. Daher schluckte sie den zornigen Kommentar, den sie auf der Zunge hatte, tapfer hinunter.
„Sir, Sie scheinen noch immer nicht zu verstehen“, ver-setzte Amariah mit einem etwas steifen Lächeln. Penny House“ ist ein Club für die vornehmsten Gentlemen dieses Landes, wo sich die Peers, ganz unter sich, entspannen und zerstreuen können. Heute Abend sind nur geladene Gäste willkommen, Sir. Was meine Schwester auch über Sie zu berichten wüsste, es würde sich nichts daran ändern.“
„Aber man hätte mich einladen müssen“, widersetzte er sich beharrlich und warf in einer ungeduldigen Geste den Kopf in den Nacken, denn die Arme vermochte er dank der Wachmänner nicht zu bewegen. „Sie sollten vor mir auf die Knie gehen und mich anflehen, dass ich bleibe, anstatt mich auf die St. James Street hinauszuwerfen, als sei ich irgendein Hausierer.“
Pratt riss allmählich der Geduldsfaden. „Wie ist Ihr Name, Sir?“, wollte er verärgert wissen. „Und wo wohnen Sie?“ „Ich bin Richard Blackley von Greenwood Hall in Hampshire“, erwiderte der Gentleman unüberhörbar stolz. „Erst kürzlich von meinen Plantagen aus der königlichen Kolonie Barbados heimgekehrt. Ich residiere zurzeit im Clarendon“.“
„Sie sagen die Unwahrheit, Sir“, versetzte Pratt mit verächtlichem Unterton. „Der Eigentümer von Greenwood Hall ist Sir Henry Green, nicht Sie. Das Anwesen befindet sich seit Jahrhunderten in Familienbesitz.“
„Nicht mehr.“ Wieder kam Cassia nicht umhin zu vermuten, dass der Mann - Mr Blackley - über die Echauffiertheit seines Gegenübers schmunzeln musste. „Kurz bevor ich mich nach London einschiffte, haben Sir Henry und ich in einer Taverne in Bridgetown Karten gespielt. Er war betrunken, und er verlor. Ich war nüchtern, und ich gewann. Jetzt bin ich der Herr von Greenwood Hall.“
Pratt blieb misstrauisch. „Gibt es irgendjemanden hier, der bestätigen kann, was Sie behaupten, Sir?“
Blackley zuckte knapp mit den Schultern, mehr ließen die beiden Männer an seiner Seite nicht zu. „Das bezweifle ich, nicht in diesem Menschenauflauf hier. Am besten fragen Sie
Sir Henry selbst. Das heißt, wenn Sie ihn überhaupt finden. Der Ruin kann einen Mann verdammt unsichtbar machen. “ Schockiert lauschte Cassia Mr Blackleys Bemerkungen. Seit sie in London weilte, hatte sie wiederholt Tratsch über Gentlemen gehört, die um viel Geld gespielt und alles verloren hatten. Bislang waren ihr solche Geschichten wie Märchen vorgekommen - mehr oder weniger erfunden. Und als sie den Entschluss gefasst hatten, diesen Club wiederzueröffnen, damit die mildtätige Arbeit des Vaters fortgeführt wurde, war sie davon ausgegangen, dass die reichen Herren lediglich so viel Geld einsetzten, wie sie erübrigen konnten.
Die unbekümmerte und leicht dahingeplauderte Erklärung Mr Blackleys, wie Sir Henry an einem Abend sein Heim an ihn verloren hatte, welches über Generationen in Familienbesitz gewesen war, schockierte Cassia. Auf der Auktion hatte sie den Herrn aus Wut einen Piraten geschimpft - wie hatte sie ahnen können, dass sie recht behalten sollte mit ihrer
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