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Spiel ums Glueck

Titel: Spiel ums Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miranda Jarrett
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ausgestatteten Arbeitszimmers in Greenwood Hall und beobachtete die Männer, die soeben eine schmutzverkrustete marmorne Herkulesstatue von einem Handwagen hoben, während Cassia um sie herumwirbelte, sie lotste und ihnen Ratschläge gab, welche die Arbeiter, so vermutete er, in Wahrheit nicht brauchten. Sie hatte ihm die Geschichte dieser Statue heute Morgen erzählt, wie sie sie aus einer alten Scheune in der Umgebung gerettet hatte. Da es sich um das Bildnis eines heidnischen Halbgottes handelte, war die Marmorfigur vermutlich bereits zu Cromwells Zeiten dort versteckt worden. Und sie war so mit Taubendreck bedeckt gewesen, dass Cassia sie für eine nicht weiter erwähnenswerte Summe hatte erwerben können. Sie wollte den Herkules wieder herausputzen, um ihn dann an einem würdigen Ort, gleich vom in der Eingangshalle, aufzustellen, weil der antike Held, der für seine Stärke berühmt war, sie an Richard erinnere. Oh, ja, Cassia hatte ihm so viel über Herkules erzählt, dass er glaubte, sie seien bereits die besten Freunde.
    Die Männer wankten unter der Last der Marmorstatue, bevor sie sie absetzten und Cassia sich, mit einer Wurzelbürste bewaffnet, daranmachte, die Figur von der ersten Schmutzschicht zu befreien. Richard lächelte. Vor einer Woche noch hätte er es gar nicht gerne gesehen, dass sie ihre Zeit Herkules und nicht ihm widmete. Doch nun, da das
    Haus fast wiederhergestellt war, gönnte er ihr Greenwood Hall am Tage, denn bei Nacht gehörte sie ihm in seinem königlich ausgestatteten Bett.
    Es versetzte ihn in ungläubiges Erstaunen, was sie alles für ihn getan hatte. Für ihn. Wenn er darüber nachdachte, musste er ihr recht geben: Er war selbstsüchtig gewesen. Er hatte seinen Weg im Leben gemacht, doch im Verlauf seines unaufhaltsamen Aufstiegs hatte er sich rücksichtslos alles genommen, was er brauchte und wollte. In vielen Fällen war er vermutlich nicht sehr ehrenwert oder moralisch vorgegangen. Aber wie hätte es auch anders sein können, wenn es niemanden auf der Welt gab, den es kümmerte, ob er am nächsten Tag noch lebte oder nicht?
    Mit Cassia war es anders. Oh, er war nach wie vor selbstsüchtig; zumindest ihrer Einschätzung nach. Er würde jederzeit so handeln, dass es ihm oder seinem Handelsunternehmen zugutekam, denn es war ganz gewiss nicht sein Ansinnen, zu denen zu gehören, die arm, aber glücklich waren. Sie jedoch dachte an ihn, und das machte es ihm von Tag zu Tag einfacher, ihr die Aufmerksamkeit, die sie ihm schenkte, zurückzugeben. Dabei ging es ihm keineswegs darum, ihr Leben zu retten oder andere große Gesten, sondern um die kleinen, alltäglichen Dinge: Er brachte ihr zwischendurch Tee, nicht der Diener, oder er legte ihr einen Strauß Wildblumen, die er bei einem Spaziergang für sie gepflückt hatte, an einen Ort, wo sie ihn auf jeden Fall entdecken würde, zum Beispiel neben ihre Bürste auf dem Toilettentisch.
    Und wenn sie des Nachts zu ihm kam - dann war es das vollkommene Geben und Nehmen zwischen ihnen.
    Lächelnd wandte er sich vom Fenster ab, um sich der Post zu widmen, die man ihm aus London nachgesandt hatte. Gleich beim ersten Brief, den er vom Stapel nahm, handelte es sich wieder um eine Drohung, die zwar ebenso wenig unterzeichnet war wie die erste, jedoch ohne jeden Zweifel von seinem Widersacher Bolton stammte. Er überflog das Schreiben und legte es beiseite. Längst hatte er dafür Sorge getragen, dass das Haus bewacht wurde, vor allem, um Cassia zu schützen, die Bolton gleichermaßen verfolgte wie ihn.
    Der nächste Brief, den Richard öffnete, stammte zu seiner Überraschung von der Marchioness of Denby. Offenbar war Lady Annes Mutter von Carew über alle Einzelheiten ihres Gesprächs im Hyde Park informiert worden, und daraufhin, so vermutete Richard amüsiert, hatte sie anstandshalber genau eine Woche lang gewartet, bevor sie zu Feder und Papier griff, um nicht ungebührlich eilfertig zu erscheinen. Ihre Ladyschaft schrieb, sie sei hocherfreut zu hören, dass die Instandsetzungsarbeiten im Haus voranschritten. Lady Anne, so fuhr sie fort, war ebenfalls sehr angetan, doch ihre zurückhaltende Art hatte sie daran gehindert, dem Brief der Mutter einige persönliche Zeilen hinzuzufügen. Am Ende ihrer Epistel teilte die Dame ihm in wohlgeformten Lettern mit, man könne es kaum erwarten, ihm einen Besuch abzustatten, von dem anzunehmen sei, dass er sich höchst vorteilhaft gestalten werde. Sie hätte, wie Richard fand, Lady Anne auch genauso gut

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