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Spielen: Roman (German Edition)

Spielen: Roman (German Edition)

Titel: Spielen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Ove Knausgård
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offensichtlich doch, denn Geir bekam diesen starren Gesichtsausdruck, und seine Bewegungen bekamen diese Lustlosigkeit, und kurz darauf war er weg. Andere wurden aus noch banaleren Gründen wütend auf mich, so zum Beispiel, als wir an einem frühen Nachmittag nach der Schule auf der Straße standen, Geir Håkon, Kent Arne, Leif Tore und ich, und ein mächtiger Lastwagen vorbeifuhr, dessen Ladefläche mit Steinen von einer Sprengung irgendwo weiter oben beladen war.
    »Habt ihr gesehen?«, sagte ich. »Das war ein Mercedes!«
    Autos, Boote und Motorräder interessierten mich nicht sonderlich, ich wusste nichts über sie, aber da alle anderen sich für sie interessierten, musste ich mich manchmal einschalten, nur um zu zeigen, dass ich auch Ahnung von ihnen hatte.
    »Das war kein Mercedes«, widersprach Geir Håkon mir. »Mercedes stellt keine Lastwagen her.«
    »Hast du den Stern nicht gesehen?«, fragte ich.
    »Bist du völlig bescheuert, oder was? Das war doch kein Mercedes-Stern«, sagte er.
    »Doch, das war wohl einer«, erwiderte ich.
    Geir Håkon schnaubte. Seine Pausbacken wurden für einen Moment noch dicker als sonst.
    »Außerdem stellt Mercedes Lastwagen her. Das habe ich gelesen. Das steht in einem meiner Bücher.«
    »Na, das Buch würde ich gerne einmal sehen«, entgegnete Geir Håkon. »Du lügst ja, dass sich die Balken biegen. Du hast doch überhaupt keine Ahnung von Lastwagen.«
    »Aber du, nur weil dein Vater mit Baumaschinen arbeitet?«, fragte ich.
    »Ja, allerdings«, antwortete er.
    »O-ho«, sagte ich ironisch. »Dann glaubst du also auch, dass du etwas vom Slalomfahren verstehst, nur weil dein Vater dir ein Paar Skier gekauft hat. Dabei kannst du gar nicht Skilaufen. Auf Skiern bist du ein richtiger Tollpatsch. Was willst du also mit der ganzen Ausrüstung? Wenn du doch nichts mit ihr anfangen kannst? Alle sagen, du bist verwöhnt. Und das bist du auch. Du bekommst einfach alles, was du willst.«
    »Das stimmt überhaupt nicht«, sagte er. »Du bist nur neidisch.«
    »Warum sollte ich neidisch auf dich sein?«, fragte ich.
    »Kannst du jetzt nicht mal langsam aufhören, Karl Ove«, warf Kent Arne ein.
    »Warum soll ich nachgeben und nicht Geir Håkon?«, fragte ich.
    »Weil Geir Håkon recht hat«, antwortete Kent Arne. »Das war kein Mercedes. Und er ist auch nicht der Einzige, der Slalomskier hat. Die habe ich auch.«
    »Die hast du nur, weil dein Vater tot ist«, entgegnete ich. »Deshalb kauft dir deine Mutter alle möglichen Sachen.«
    »Das stimmt doch gar nicht«, sagte Kent Arne. »Ich habe sie bekommen, weil sie will, dass ich welche habe. Und weil wir sie uns leisten können.«
    »Aber deine Mutter arbeitet in einem Geschäft«, sagte ich. »Verkäuferinnen verdienen doch nicht viel.«
    »Meinst du, es wäre etwas Besseres, ein Lehrer zu sein«, bemerkte Leif Tore, der sich jetzt natürlich auch noch einmischen musste. »Denkst du, wir hätten eure Mauer nicht gesehen? Die ist voller Risse und stürzt bald ein, weil dein Vater nicht weiß, dass man eine Armierung braucht! Er hat sie nur mit Zement gemauert! Wie kann man nur so bescheuert sein?«
    »Außerdem denkt er, er wäre was Besonderes, nur weil er im Gemeinderat sitzt«, warf Kent Arne ein. »Grüßt uns bloß mit einem Finger und so, wenn er vorbeifährt. Also halt du lieber mal das Maul.«
    »Warum soll ich das Maul halten?«, fragte ich.
    »Weißt du was, das brauchst du gar nicht, von mir aus kannst du hier so viel herumlabern, wie du willst. Wir wollen jedenfalls nicht mehr mit dir spielen.«
    Dann liefen sie weg.
    Diese Meinungsverschiedenheiten währten niemals lange, manchmal spielte ich schon wenige Stunden später wieder mit ihnen, wenn es sich ergab, aber es veränderte sich trotzdem etwas, immer öfter geriet ich in Situationen, in denen ich plötzlich mit dem Rücken zur Wand stand, und es passierte mir immer öfter, dass sich die anderen zurückzogen, wenn ich dazukam, auch Geir, ja, ein paar Male musste ich erkennen, dass sie sich sogar vor mir versteckten. In unserer Siedlung war es so: Wenn jemand etwas über irgendwen sagte, wurde es sofort von anderen wiederholt, und daraufhin war es plötzlich etwas, was jeder sagte. Über mich hieß es, dass ich immer alles besser wisse und ein Angeber sei. Dabei war es einfach so, dass ich tatsächlich vieles besser wusste, viel mehr wusste als die anderen, und es konnte ja wohl nicht sein, dass ich so tat, als wäre es anders? Wenn ich etwas wusste, dann wusste ich es

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