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Spielen: Roman (German Edition)

Spielen: Roman (German Edition)

Titel: Spielen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Ove Knausgård
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erwiderte ich. »Außerdem schwimmen kleine Klümpchen darin.«
    »Jetzt beleidigst du deine Großeltern«, sagte Vater. »Du wirst hier essen und trinken, was auf den Tisch kommt. Und damit basta.«
    »Der Junge ist eben pasteurisierte Milch gewöhnt«, mischte Kjartan sich ein, »die aus dem Kühlschrank kommt. Die kann man hier auch kaufen. Natürlich bekommt er die! Wir können gleich morgen welche besorgen gehen. Er ist es eben nicht gewöhnt, Milch direkt von der Kuh zu trinken.«
    »Das finde ich nun wirklich unnötig«, entgegnete Vater. »Eure Milch ist doch genauso gut. Wenn nicht besser. Da wäre es doch Unsinn, Milch zu kaufen, nur weil er verwöhnt ist.«
    »Also ich persönlich mag auch lieber pasteurisierte Milch«, erklärte Kjartan. »Da bin ich mit deinem Sohn ganz einer Meinung.«
    »Na schön«, sagte Vater. »Es sei denn, du schlägst dich wie üblich auf die Seite der Schwachen. Hier geht es nämlich eher um eine Frage der Erziehung.«
    Kjartan lächelte und sah auf den Tisch. Ich hob das Milchglas an den Mund, hörte auf, durch die Nase zu atmen, versuchte, an etwas anderes als die weißen Klümpchen zu denken, und leerte das Glas in vier langen Schlucken.
    »Na, siehst du«, sagte Vater. »Hat das jetzt etwa nicht geschmeckt?«
    »Doch«, antwortete ich.
    Als wir gegessen hatten, fragten wir, ob wir noch ein bisschen rausgehen könnten, obwohl es schon spät war. Das durften wir. Die Schuhe an, auf den Hof hinaus, den Weg zum Stall hinab. Die Dämmerung war leicht und lag wie ein Spinnennetz über allem, was uns umgab. Die Formen blieben erhalten, die Farben waren verschwunden oder ergraut. Yngve hob den Riegel der Tür zum Kuhstall an und schob sie auf. Sie ließ sich schwer öffnen, und er musste sich mit seinem ganzen Gewicht gegen sie stemmen, um sie aufdrücken zu können. Im Stall herrschte fast völlige Dunkelheit. Schwaches Licht, das durch die schmutzigen Fensterluken über den Boxen hereinfiel, half uns, vage Konturen zu erkennen. Die Kühe, die alle drei in ihren Boxen lagen, bewegten sich, als sie uns hörten. Eine von ihnen drehte den Kopf.
    »Ruhig, Kühe«, sagte Yngve.
    Im Stall war es wohlig warm. Das kleine Kalb, das alleine in einer Art Koben hinter der Mistrinne stand, trampelte umher. Wir lehnten uns zu ihm hinein. Mit ängstlichen Augen starrte es uns an. Yngve streichelte es.
    »Ist ja gut, kleines Kalb«, sagte er.
    Nicht nur die Tür war verdreckt, sondern auch alle Wände, der Fußboden und die Fenster, als wäre der Raum einst gesunken und befände sich nun unter Wasser.
    Yngve öffnete die Tür zum Heuboden. Wir kletterten in das Heu hinauf, traten auf den Steg und öffneten die Tür zu dem kleinen Hühnerhaus. Der Boden war mit Sägemehl und Federn bedeckt. Die Hühner saßen regungslos auf ihren Hühnerstangen und stierten vor sich hin.
    »Sieht nicht so aus, als gäbe es hier Eier«, meinte Yngve. »Sollen wir auch noch zu den Nerzen gehen?«
    Ich nickte. Als er die hohe Tür des Heubodens zuzog, schoss pfeilschnell eine kleine, weiße Katze an uns vorbei und verschwand unter dem Steg. Wir stiegen nach unten und riefen sie, da wir ja wussten, dass sie irgendwo sein musste, aber sie hielt sich versteckt, und am Ende gaben wir auf und gingen zu den drei Nerzhäusern, die am hinteren Ende auf der Westseite des Grundstücks am Waldrand standen. Der strenge Geruch, der uns entgegenschlug, als wir uns ihnen näherten, war fast unerträglich, und ich begann, durch den Mund zu atmen.
    Als wir vor ihnen stehen blieben, raschelte und klapperte es in der ganzen Käfigreihe.
    Oh, es war unheimlich.
    Hier, direkt am Wald, war es dunkler. Die Krallen der Nerze trafen klirrend das Metall der Käfige, wenn sie sich in diesen hin und her schlängelten. Wir gingen dicht an einen heran. Das schwarze Tier lief so weit weg, wie es konnte, wandte sich um und fauchte uns an. Seine Zähne leuchteten. Die Augen waren so schwarz wie schwarze Steine, und als ich zwanzig Minuten später in dem Zimmer, das wir in der oberen Etage bekommen hatten, Kopf an Fuß mit Yngve im Bett lag, der am anderen Bettende mit dem Kopf auf dem Kissen lag und in einem Fußballmagazin las, waren meine Gedanken immer noch mit ihnen beschäftigt. Während wir schliefen, flitzten sie die ganze Nacht in ihren Käfigen hin und her. Im Wohnzimmer unter uns wurden die Stimmen auf einmal lauter. Das waren Mutter und Vater, die mit Kjartan diskutierten. Wenn ihre Stimmen laut wurden, hieß das nicht, dass sie bedrohlich

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