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Spielen: Roman (German Edition)

Spielen: Roman (German Edition)

Titel: Spielen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Ove Knausgård
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sondern hinten in der Ecke, auf dem nackten Betonboden, und wälzte sich keuchend hin und her. Ich legte die Hand auf sie, aber sie wand sich einfach immer weiter.
    »Mama! Mama!«, rief ich. »Sie stirbt! Sie stirbt einfach!«
    Ich lief die Treppe hoch und öffnete mit einem Ruck die Tür zu ihrem Zimmer. Sie drehte sich schläfrig zu mir um und lächelte mich an.
    »Du musst den Tierarzt rufen!«, schrie ich. »Sofort! Es ist dringend!«
    Vorsichtig setzte sie sich auf.
    »Was ist denn los?«, fragte sie.
    »Schneeweißchen stirbt. Sie liegt im Keller und wälzt sich hin und her. Sie hat große Schmerzen! Du musst den Tierarzt rufen! Sofort!«
    »Das geht nicht, Karl Ove«, sagte Mutter. »Da ist sicher nichts mehr zu machen. Außerdem bin ich krank …«
    »Du musst sofort anrufen!«, rief ich. »Mama, Mama, die Katze stirbt! Kapierst du das nicht?«
    »Es tut mir leid, aber das kann ich leider nicht tun. Das geht nicht.«
    »Aber Schneeweißchen STIRBT!«
    Sie schüttelte schwach den Kopf.
    »Aber Mama!«
    Sie seufzte.
    »Die Katze war wahrscheinlich schon krank, als wir sie mitgenommen haben. Sie ist doch ein Albino, die sind oft ein bisschen schwächer. Das lässt sich nun einmal nicht ändern. Wir können da nichts tun.«
    Ich sah sie mit Tränen in den Augen an, warf die Tür zu und lief wieder in den Keller. Die Katze lag auf der Seite und scharrte mit ihrer Pfote und ausgefahrenen Krallen fauchend über den Boden. Sie wurde von Krämpfen geschüttelt. Ich ging in die Hocke und streichelte sie. Dann lief ich aus dem Haus, in den Wald und bis zum Wasser hinunter. Auf der anderen Seite wieder hinauf. Ich weinte ununterbrochen. Als unser Haus erneut vor mir auftauchte, rannte ich so schnell ich konnte hinein, ich musste einfach noch einen letzten Versuch unternehmen, sie zu überreden. Sie war doch keine Tierärztin, was wusste sie denn schon darüber, was ein Arzt tun oder nicht tun konnte? Ich öffnete die Tür und blieb stehen. In unserem Haus herrschte vollkommene Stille. Vorsich tig schlich ich mich in den Vorratskeller. Die Katze lag jetzt wieder im Korb. Den Kopf irgendwie zurückgeworfen lag sie da und rührte sich nicht.
    »Mama!«, rief ich. »Du musst kommen!«
    Ich eilte die Treppe hinauf und öffnete wieder die Tür zu ihrem Zimmer.
    »Sie liegt ganz still da«, sagte ich. »Kannst du bitte nachsehen, ob sie tot ist? Oder ob sie jetzt wieder gesund ist?«
    »Kannst du nicht warten, bis Papa kommt?«, fragte sie. »Er ist bald zu Hause.«
    »Nein!«, entgegnete ich.
    Mutter sah mich lange an.
    »Na schön, dann werde ich wohl mal nachsehen«, sagte sie, schlug die Decke zurück, setzte die Füße auf den Boden, stand auf, alles gleichbleibend langsam. Sie trug ein wei ßes Nachthemd, ihre Haare waren verfilzt, und ihr Gesicht sah blass und sanfter aus als sonst, wenn sie gesund war. Sie stützte sich mit einer Hand am Schrank ab. Ich lief die Treppe hinunter und wartete vor dem Vorratskeller auf sie. Plötzlich wollte ich in dem Raum nicht mehr alleine sein.
    Sie ging vor der Katze in die Hocke und fasste sie an.
    »Es tut mir leid«, sagte sie, »aber sie ist anscheinend tot.«
    Sie sah mich an und richtete sich auf. Ich presste mich an sie.
    »Jetzt hat sie keine Schmerzen mehr«, tröstete sie mich.
    »Ja«, sagte ich.
    Ich weinte nicht.
    »Sollen wir sie sofort begraben?«, fragte ich.
    »Wir warten lieber, bis Papa und Yngve kommen, meinst du nicht?«
    »Doch«, antwortete ich.
    So machten wir es. Während Mutter im Bett lag, trug Vater die Katze gefolgt von Yngve und mir in eine Ecke des Gartens, hob dort ein Loch aus, legte sie hinein und schaufelte Erde auf das Tier. Von einem Kreuz wollte er nichts wissen.
    Es gibt zwei Fotos von dieser Katze. Auf dem einen steht sie mit erhobener Pfote vor dem Fernseher, auf dessen Bildschirm ein Schwimmer zu sehen ist, den sie fangen möchte. Auf dem zweiten liegt sie neben Yngve und mir auf der Couch und trägt eine blaue Schleife um den Hals.
    Wer hat ihr diese Schleife angezogen?
    Das muss Mutter gewesen sein. Sie tat solche Dinge, das weiß ich, aber in den Monaten, in denen ich an diesem Buch geschrieben habe, in dem Strom aus Erinnerungen an Ereignisse und Menschen, die wieder lebendig geworden sind, ist sie fast vollständig abwesend, es ist beinahe, als hätte es sie nicht gegeben, ja, als gehörte sie zu diesen falschen Erinnerungen, die man hat, weil einem etwas erzählt worden ist, und nicht, weil man es tatsächlich selber erlebt hat.
    Woran

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