Spielen: Roman (German Edition)
spürte, aber auch ihr Hals. Dünn, ganz dünn war er.
»Wo soll Schneeweißchen wohnen?«, fragte ich.
»Oh Gott, was ist das nur für ein Name«, sagte Vater, öffnete die Autotür und stieg aus.
»Sie bekommt ein Zimmer im Keller«, antwortete Mutter, hob die Katze mit einer Hand an ihre Brust und öffnete mit der anderen die Beifahrertür.
Vater schob den Sitz nach vorn, und ich stieg auf schlottrigen Beinen auf den Kies hinaus. Yngve schob sich auf der Beifahrerseite aus dem Wagen, und gemeinsam folgten wir Vater zur Tür. Er schloss auf und ging in die Waschküche hinunter, wo er die Luke öffnete und das eine Ende des Gartenschlauchs hinausschob. Das andere Ende schraubte er an den Wasserhahn und ging anschließend mit dem Rasensprenger in der Hand hinaus, während Mutter, Yngve und ich in den Vorratskeller hinabstiegen, wo die immer noch schlafende Katze einen Korb mit einem Teppich darin bekam, vor den wir eine Schale mit Wasser und eine weitere Schale mit ein paar Wurstbissen aus dem Kühlschrank stellten. In der Ecke platzierten wir zudem eine flache Plastikwanne voller Sand.
»Jetzt machen wir außer der hier alle Türen zu«, sagte Mutter. »Dann kann sie nicht weglaufen, wenn sie aufwacht.«
Während die dünnen Wasserstrahlen des Rasensprengers abwechselnd links und rechts aufs Gras fielen und Vater draußen das Gepäck aus dem Auto holte, saßen Yngve, Mutter und ich in der Küche und aßen zu Abend. Es war Sonntag, und alle Geschäfte waren geschlossen, so dass Mutter ein Brot, Butter und ein wenig Käse und Wurst aus Sørbøvåg mitgenommen hatte. Dazu gab es Tee, ich trank meinen mit Milch und drei Löffeln Zucker darin.
Unten im Flur jammerte plötzlich die Katze. Wir standen alle drei auf und gingen hinaus. Sie stand auf dem Treppenabsatz. Als sie uns sah, lief sie wieder nach unten. Wir gingen ihr nach. Mutter rief sie. Blitzschnell schoss sie durch den Raum, huschte an uns vorbei, flitzte die Treppe hoch und ins Wohnzimmer. Minutenlang gingen wir durch den Raum, suchten die kleine Katze und riefen nach ihr, bis Yngve sie schließlich entdeckte. Sie lag in der schmalen Ritze zwischen Wand und Regal und war für uns unerreichbar, wenn wir nicht das ganze Regal von der Wand abrücken wollten.
Mutter ging nach unten und holte die beiden Schalen mit Wasser und Futter, stellte sie neben das Regal und sagte, die Katze dürfe herauskommen, wann immer sie wolle. Als ich am nächsten Tag ins Wohnzimmer kam, hatte sie sich noch nicht von der Stelle gerührt. Erst gegen Abend kam sie heraus und fraß ein wenig, ehe sie wieder in der Ritze verschwand. Drei Tage wohnte sie dort, aber als sie endlich herauskam, verkroch sie sich anschließend nicht mehr in ihr. In der ersten Zeit blieb sie ein wenig schreckhaft, gewöhnte sich jedoch nach und nach an uns und lief eine Woche später überall herum, spielte, sprang in unseren Schoß und schnurrte, wenn wir sie streichelten. Jeden Abend stand sie vor dem Fernseher und schlug mit der Pfote nach allem, was auf dem Bildschirm auftauchte. Fußball fand sie besonders interessant. Sie ignorierte die Spieler, achtete ausschließlich auf den Ball, den ihre Augen aufmerksam verfolgten. Von Zeit zu Zeit lief sie hinter den Apparat, um dort nach ihm zu suchen.
Als die Schule wieder anfing, begann sie zu husten. Das war komisch, denn es hörte sich fast so an, als säße in unserem Keller ein Mensch. Langsam und unmerklich wurde es morgens kühler, bis eines Tages eine dünne, gläsern wirkende Eisschicht die Wasserpfützen auf der Straße bedeckte, die zwar ein paar Stunden später verschwunden war, aber es war trotzdem Herbst geworden. Die Blätter an den Laubbäumen auf der Anhöhe über dem Haus wurden zunächst gelb und danach rot und lösten sich wirbelnd von den Zweigen, wenn sie der Wind erfasste. Mutter wurde krank und lag morgens, wenn wir zur Schule mussten, genauso im Bett wie bei meiner Rückkehr einige Stunden später. Während ich bei ihr war und mit ihr redete, hatte sie kaum die Kraft, den Kopf aus dem Kissen zu heben. Zur gleichen Zeit wurde auch Schneeweißchen krank, die Katze lag fast ununterbrochen hustend in ihrem Korb. Wenn ich in der Schule war, dachte ich oft daran, wie es ihr ging, und wenn ich nach Hause kam, lief ich als Erstes zu ihr. Hoffentlich würde sie bald wieder gesund werden! Doch das Gegenteil war der Fall, es ging ihr immer schlechter, und als ich eines Tages nach Hause kam und zu ihr lief, lag sie nicht in ihrem Körbchen,
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