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Spielen: Roman (German Edition)

Spielen: Roman (German Edition)

Titel: Spielen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Ove Knausgård
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Pfeifenkopf gelegt. Als sie später durch unseren Garten geführt wurden, sah ich, dass er den Holm zum Zeigen benutzte. Großmutter trug einen hellgrauen Mantel und hellgraue Schuhe, und an ihrem Arm hing eine Tasche. So kleidete sich bei uns kein Mensch. Auch in der Stadt sah man niemanden, der so angezogen war. Sie sahen aus, als stammten sie aus einer anderen Zeit.
    Sie füllten die Zimmer unseres Hauses mit ihrer Fremdheit. Auch Mutter und Vater verhielten sich auf einmal anders, vor allem Vater, der sich so benahm, wie er es sonst nur Weihnachten tat. Sein ewiges »Nein« wurde zu einem »Warum nicht?«, sein wachsamer Blick auf uns wurde freundlich, und manchmal legte er im Vorbeigehen sogar kameradschaftlich eine Hand auf Yngves oder meine Schulter. Doch auch wenn er sich interessiert mit Großvater unterhielt, sah ich doch, dass er im Grunde überhaupt nicht interessiert war, denn es gab immer wieder kurze Momente, in denen er wegsah, und dann waren seine Augen manchmal vollkommen tot. Großvater, heiter und eifrig, aber in gewisser Weise kleiner und schutzloser hier als bei sich daheim, schien diesen Zug an Vater niemals wahrzunehmen. Vielleicht ließ er aber auch einfach Nachsicht mit ihm walten.
    Als sie bei uns waren, kaufte Vater eines Abends Krabben. Für ihn waren sie eine echte Delikatesse, und obwohl ihre Saison gerade erst begonnen hatte, waren die Exemplare, die er aufgetrieben hatte, bereits recht stattlich. Großmutter und Großvater aßen nur leider keine Krabben. Wenn Groß vater Krabben ins Netz gingen, tja, dann warf er sie eben wieder zurück. Vater sollte später davon erzählen, er fand es komisch, sah eine Art Aberglauben am Werk, dass Krabben weniger rein seien als Fische, nur weil sie über den Meeresgrund liefen und nicht frei im Wasser darüber schwammen. Krabben fraßen unter Umständen auch Leichen, da sie alles fraßen, was auf den Grund herabsank, aber wie groß war schon die Wahrscheinlichkeit, dass ausgerechnet diese Krabben an diesem Abend auf einen Toten gestoßen waren, der in der Tiefe des Skagerraks lag?
    Als wir eines Nachmittags im Garten gesessen und Kaffee und Saft getrunken hatten und ich hinterher in mein Zimmer gegangen war, wo ich auf dem Bett lag und Comics las, hörte ich Großmutter und Großvater die Treppe heraufkommen. Sie sagten nichts, traten schwer auf die Stufen, gingen ins Wohnzimmer. Das Sonnenlicht, das auf die Wand mei nes Zimmers fiel, war golden. Der Rasen draußen wies große gelbe und sogar braune Felder auf, obwohl Vater unverzüglich den Rasensprenger einschaltete, sobald es gestattet war. Alles, was ich auf der Straße sah, alle Häuser, alle Gärten mit den Gartenmöbeln und Spielsachen, alle Autos und alle Gartenwerkzeuge, die an den Wänden und vor der Haustür zu finden waren, schienen mir irgendwie zu schlafen. Meine verschwitzte Brust klebte unangenehm am Bezug des Oberbetts. Ich stand auf, öffnete die Tür und ging ins Wohnzimmer, wo Großmutter und Großvater auf Stühlen saßen.
    »Wollt ihr vielleicht fernsehen?«, fragte ich.
    »Ja, kommen jetzt nicht die Nachrichten?«, sagte Großvater. »Die würden uns schon interessieren.«
    Ich ging zum Fernsehapparat und schaltete ihn ein. Es dauerte ein paar Sekunden, bis das Bild erschien. Dann wurde der Bildschirm langsam heller. Das N der Nachrichten wurde immer größer, gleichzeitig ertönte das simple, xylophonartige Signal ding-dong-ding-dooong , auch dies erst leise und dann immer lauter. Ich trat einen Schritt zurück. Großvater lehnte sich auf seinem Stuhl vor, der Pfeifenholm ragte zeigend aus seiner Hand.
    »Bitte schön«, sagte ich.
    Eigentlich durfte ich den Fernseher nicht alleine einschalten, genauso wenig wie das große Radio, das im Regal an der Wand stand, sondern musste immer Mutter oder Vater fragen, ob sie das für mich tun könnten, wenn ich etwas sehen oder hören wollte. Aber jetzt hatte ich es ja für Großmutter und Großvater getan, dagegen konnte er doch eigentlich nichts einzuwenden haben.
    Plötzlich flackerte das Bild wie wild. Die Farben verzerrten sich. Dann kam ein Lichtblitz, und danach ertönte ein lautes poff! Anschließend wurde der Bildschirm schwarz.
    Oh nein.
    Oh nein, oh nein, oh nein.
    »Was ist denn mit dem Fernseher passiert?«, fragte Großvater.
    »Er ist kaputtgegangen«, antwortete ich mit Tränen in den Augen.
    Ich hatte ihn kaputtgemacht.
    »Tja, so etwas kann schon mal passieren«, meinte Großvater. »Außerdem hören wir eigentlich

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