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Spielen: Roman (German Edition)

Spielen: Roman (German Edition)

Titel: Spielen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Ove Knausgård
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bleiben.
    Als wir die Klasse verließen, war ich immer noch ganz aufgeregt über all das Neue und Fremde, und das Gefühl dauerte an, als sich meine neuen Klassenkameraden mit ihren Eltern in die jeweiligen Autos setzten, denn sonst fuhren nur am Nationalfeiertag Autos synchron in dieser Zahl, nur am 17. Mai wurde ein Ort parallel von so vielen Kindern verlassen, aber als wir die Heimfahrt antraten, regte sich auch Enttäuschung in mir, und je näher wir unserem Haus kamen, desto unglücklicher wurde ich.
    Es war ja überhaupt nichts passiert.
    Ich konnte lesen und schreiben und hatte damit gerechnet, die Chance zu erhalten, dies am ersten Schultag auch zeigen zu können. Zumindest ein bisschen! Außerdem hatte ich mich darauf gefreut, Pause zu haben, und darauf, dass es an ihrem Anfang und Ende klingeln würde. Darauf, das neue Mäppchen und die Fächer in dem neuen Ranzen zu benutzen.
    Nein, der Tag hatte meine Erwartungen nicht erfüllt, und die Kleidung, die so schön war, musste ich ausziehen und in Erwartung späterer festlicher Anlässe in den Schrank zurückhängen. Ich blieb eine Zeitlang auf der Küchenbank sitzen und unterhielt mich mit Mutter, während sie das Mittagessen zubereitete, denn es kam äußerst selten vor, dass ich sie mitten am Tag für mich alleine hatte, und nun hatte sie mich noch dazu begleitet, als es wichtiger war denn je, so dass ich die Zeit in vollen Zügen auskostete und munter drauflos plapperte.
    »Wir sollten eine Katze haben, mit der ich spielen kann«, sagte ich. »Können wir uns nicht ein Kätzchen anschaffen?«
    »Das wäre sicher eine feine Sache«, antwortete Mutter. »Ich mag Katzen. Sie leisten einem Gesellschaft.«
    »Aber Papa mag sie nicht?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Mutter. »Ich glaube, sie interessieren ihn nur nicht so. Außerdem denkt er vielleicht, dass so eine Katze auch ein bisschen Arbeit machen würde.«
    »Aber ich könnte mich doch um sie kümmern«, entgegnete ich. »Das ist kein Problem.«
    »Ich weiß«, sagte Mutter. »Wir werden sehen.«
    »Wir werden sehen, wir werden sehen«, wiederholte ich. »Aber wenn Yngve auch eine will, dann sind wir doch schon drei, die eine Katze haben wollen.«
    Mutter lachte.
    »So einfach ist das nicht«, sagte sie. »Du wirst dich wohl oder übel in Geduld üben müssen. Wer weiß, was noch passiert.«
    Sie legte die geschälte Möhre auf das Schneidebrett und schnitt sie in Stücke, hob das Brett an und ließ sie in den großen Topf plumpsen, in dem bereits große Knochen und Fleischstücke lagen. Ich sah aus dem Fenster. Durch die vielen kleinen Löcher in dem orangen Vorhang, den Mutter gehäkelt hatte, sah ich, dass die Straße draußen menschenleer war, das war sie mitten am Tag fast immer.
    Plötzlich roch es scharf nach Zwiebel, und ich drehte mich zu Mutter um, die mit Tränen in den Augen und ausgestreckten Armen eine schälte.
    Als ich mich wieder zum Fenster umdrehte, sah ich, dass Geir die Straße herablief. Jetzt trug auch er wieder seine üblichen Kleider. Eine Sekunde später hörte man durch das halb geöffnete Fenster das Knirschen seiner Füße, als er die ersten Schritte auf dem Kies in unserer Einfahrt machte.
    »Karl Ove, kommst du raus?«, rief er.
    »Ich gehe noch was raus«, sagte ich zu Mutter und rutschte von meinem Stuhl herunter.
    »Tu das«, sagte sie. »Wo wollt ihr hin?«
    »Keine Ahnung.«
    »Geht nicht zu weit weg.«
    »Ach wo«, erwiderte ich und hastete nach unten, öffnete die Tür, damit Geir nicht dachte, das Haus wäre leer, und deshalb fortging, rief Hallo und zog meine Turnschuhe an.
    »Ich habe eine Schachtel Streichhölzer«, sagte er leise und klopfte auf die Tasche seiner Shorts.
    »Echt!«, sagte ich genauso leise. »Wo hast du die her?«
    »Von zu Hause. Sie lag im Wohnzimmer.«
    »Du hast sie geklaut?«
    Er nickte.
    Ich stand auf, ging hinaus und schloss die Tür.
    »Wir müssen was anzünden«, sagte ich.
    »Ja«, erwiderte er.
    »Aber was?«
    »Egal. Wir werden schon was finden. Die Schachtel ist ganz voll. Wir können eine Menge anzünden.«
    »Aber wir müssen irgendwohin gehen, wo keiner den Rauch sieht«, gab ich zu bedenken. »Auf den Berg vielleicht?«
    »In Ordnung.«
    »Außerdem brauchen wir was zum Löschen«, ergänzte ich. »Warte mal kurz. Ich hole eine Flasche Wasser.«
    Ich öffnete erneut die Tür, trat die Schuhe von den Füßen und lief die Treppe hoch und zu Mutter hinein, die sich zu mir umdrehte.
    »Wir wollen in den Wald«, sagte ich. »Ich

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