Spielen: Roman (German Edition)
fast und schleifte mich mit. Der Ranzen schlug beim Laufen so schön gegen den Rücken, jeder Schlag erinnerte mich daran, dass er dort leuchtend und glänzend hing, und daraufhin dachte ich als Nächstes an die hellblaue Hose, die hellblaue Jacke, die dunkelblauen Schuhe.
Als wir endlich auf den Schulhof kamen, entfernte sich die Menschenmenge langsam auf dem Weg in das flache Schulgebäude.
»Die feierliche Begrüßung haben wir wohl verpasst«, sagte Mutter.
»Das macht nichts, Mama«, erwiderte ich. »Komm!«
Ich entdeckte Geir und seine Mutter, lief mit Mutter an der Hand zu ihnen, die beiden begrüßten sich, und wir gingen in einem Pulk aus Eltern und Kindern die Treppe hinauf. Geirs Ranzen sah genauso aus wie meiner, wie fast alle Ranzen der Jungen, während die Mädchen, soweit ich das auf die Schnelle feststellen konnte, ganz unterschiedliche hatten.
»Weißt du, wo wir hinmüssen?«, fragte Mutter Geirs Mutter Martha.
»Nein, ich habe keine Ahnung«, antwortete Martha und lachte. »Wir folgen einfach ihrer Lehrerin.«
Ich schaute in die Richtung, in die sie genickt hatte. Tatsächlich, da vorne war unsere Lehrerin. Sie blieb vor der Treppe stehen und sagte, dass alle, die zu ihrer Klasse gehörten, dort hinunter müssten, und Geir und ich rannten zwischen den vielen Menschen alle Stufen hinunter und bis zum Ende des Schulflurs. Unsere Lehrerin blieb jedoch vor dem Raum stehen, der am Fuß der Treppe lag, so dass wir nicht als Erste die Klasse betraten, wie wir gehofft hatten, sondern fast als Letzte.
Der Raum war voller hübsch gekleideter Kinder und ihrer Mütter. Durch die Fenster blickte man auf eine schmale Wiese hinaus; hinter ihr erhob sich dichter Wald. Die Lehrerin stellte sich hinter das leicht erhöht stehende Lehrerpult; an der Tafel hinter ihr stand in rosa Schrift und von einer geblümten Borte umgeben »HERZLICH WILLKOMMEN KLASSE 1B«. An der Wand über dem Lehrerpult hingen Karten und Bildtafeln.
»Hallo«, sagte unsere Lehrerin. »Herzlich willkommen in der Grundschule Sandnes! Ich heiße Helga Torgersen und bin ab heute eure Klassenlehrerin. Darauf freue ich mich sehr, das könnt ihr mir glauben! Wir werden hier gemeinsam viele tolle Sachen machen. Und wisst ihr was? Ihr seid nicht die Einzigen, die neu in der Schule sind. Ich bin hier auch neu. Ihr seid meine erste Klasse!«
Ich schaute mich um. Die Erwachsenen lächelten. Fast alle Kinder schauten sich um und beäugten einander. Ich kannte Geir Håkon, Trond, Geir, Leif Tore und Marianne. Und den Jungen, der uns immer mit Steinen bewarf und diesen fürchterlichen Köter hatte. Die anderen hatte ich noch nie gesehen.
»Ich werde jetzt eure Namen aufrufen«, sagte die Lehrerin. »Weiß jemand, wie das funktioniert?«
Keiner antwortete.
»Sie rufen einen Namen, und wer den richtigen Namen hat, meldet sich«, sagte ich.
Fast alle sahen mich an. Ich lächelte breit mit meinen vorstehenden Zähnen.
»Stimmt genau«, sagte die Lehrerin. »Und dabei fangen wir mit A an, das ist nämlich der erste Buchstabe im Alphabet. Das werdet ihr alles später noch lernen. Also A. Anne Lisbet!
»Ja«, sagte eine Mädchenstimme, und alle drehten sich nach ihr um, auch ich.
Ein schlaksiges Mädchen mit schwarzen, glänzenden Haaren hatte geantwortet. Sie sah fast aus wie eine Indianerin.
»Asgeir?«, sagte die Lehrerin.
»Ja!«, meldete sich ein Junge mit großen Zähnen und langen Haaren.
Als alle Namen aufgerufen worden waren, setzte sich jeder von uns an sein Pult, während die Eltern an der Wand stehen blieben. Die Lehrerin teilte an jeden von uns eine Blockflöte, ein Einführungsbuch und eine Kladde aus, hinzu kam ein Stundenplan, auf den unsere Stunden gedruckt waren, sowie eine Spardose und eine Broschüre mit dem Bild einer gelben Ameise von der örtlichen Sparkasse. Darüber hinaus erzählte sie uns von einigen Dingen, die im Laufe des Herbstes passieren würden, unter anderem von einem Schwimmkurs, der in einem Bad in einer Schule auf der anderen Seite des Sunds stattfinden sollte, da es auf Tromøya kein Hallenbad gab. Sie teilte ein Informationsblatt dazu aus, das einen Abschnitt enthielt, den man ausfüllen und abgeben sollte, wenn man Interesse hatte. Dann zeichneten wir ein bisschen im Beisein der Eltern, die uns zusahen, und danach war der Schultag vorbei. Erst am nächsten Tag würde es ernst werden, erst am nächsten Tag würden wir alleine den Bus nehmen und ohne Unterstützung unserer Eltern drei Stunden in der Schule
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