Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spielen: Roman (German Edition)

Spielen: Roman (German Edition)

Titel: Spielen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Ove Knausgård
Vom Netzwerk:
an!«
    »Eine Badekappe mit Blümchen! Die ist doch nur was für alte Weiber!«
    »Na, na!«, meinte die Schwimmlehrerin. »Hier ist jede Badekappe gut genug. Marianne!«
    »Ja«, meldete sich Marianne.
    So leicht verlor sich die Aufmerksamkeit jedoch nicht. Um mich herum grinsten die anderen, stießen sich an und warfen mir freche Blicke zu. Mir kam es vor, als würde die Badekappe auf meinem Kopf brennen.
    Als die Namen aufgerufen worden waren, beeilten sich alle, zu den Leitern an den Beckenecken zu kommen. Das Wasser war kalt, so dass man möglichst schnell den ganzen Körper eintauchen musste. Deshalb ging ich in die Hocke, warf mich nach vorn und schwamm ganz unten am Becken boden so viele Züge, wie ich schaffte. Unter Wasser konnte ich schwimmen, Probleme hatte ich nur über Wasser. Aber was für ein Gefühl das doch war, wenn der Beckenboden nur ein paar Zentimeter unter dem Körper und das ganze Wasser über einem war! Als ich die Wasseroberfläche durchstieß und mich aufrichtete, suchten meine Augen nach Geir.
    »Hast du dir die Badekappe deiner Mutter geliehen, oder was?«, fragte Sverre.
    »Nein, stell dir vor, das habe ich nicht«, antwortete ich.
    Geir und Leif Tore hatten sich Schwimmbretter genommen, warfen sich mit ihnen nach vorn und traten wie wild mit den Füßen aus. Ich ging zu ihnen.
    »Sollen wir ein bisschen weiter reingehen und tauchen?«, fragte ich.
    Sie nickten, und wir gingen mit diesen langsamen, schweren Schritten, wie man sie im Wasser macht, bis es unsere Achselhöhlen erreichte.
    »Stimmt es, dass du unter Wasser die Augen aufmachen kannst?«, wollte Leif Tore wissen.
    »Ja«, sagte ich. »Man muss sie einfach nur offen lassen.«
    »Aber das brennt doch so!«, meinte er.
    »Meine Augen nicht«, erwiderte ich und freute mich, dass er mir diese Chance gegeben hatte. Eine Zeitlang versuchten wir zu tauchen wie echte Taucher, irgendwie an der Wasseroberfläche zu liegen und dann den Unterkörper so nach vorn zu kippen, dass die Füße nach oben zeigten. Keiner von uns bekam es hin, aber Geir kam der Sache schon ziemlich nahe. In allem, was sich im Wasser abspielte, war er wirklich gut.
    Als der Pfiff ertönte und wir uns bei den dünnen, blauen Matratzen versammeln sollten, um die Schwimmzüge zu trainieren, hatte ich meine Badekappe fast vergessen. Aber dann kam Marian zu mir.
    »Warum hast du eine Damenbadekappe an?«, fragte sie. »Findest du die Blümchen so schön?«
    »Ich will kein Wort mehr über diese Badekappe hören«, sagte die Schwimmlehrerin, die direkt hinter uns gestanden hatte. »Verstanden?«
    »Ja«, sagte Marian.
    Dann lagen wir eine Weile bäuchlings auf den Matten und zappelten mit Beinen und Armen wie große bleiche Frösche. Die Schwimmlehrerin machte die Runde und korrigierte unsere Bewegungen. Anschließend durften wir ins Schwimmbecken zurückkehren, uns ein Schwimmbrett nehmen und die Beinzüge üben. Als wir das eine ganze Weile getan hatten, war die Stunde auf einmal vorbei. Nachdem wir uns kurz am Beckenrand versammelt hatten, wo sie uns lobte, uns erzählte, was beim nächsten Mal auf dem Programm stehen würde, und uns daran erinnerte, dass wir jetzt duschen mussten, gingen wir in den Umkleideraum. Ich setzte mich auf die Bank und wollte gerade meine Badekappe in die Tüte legen, als Sverre mit einem Satz bei mir war und sie mir aus den Händen riss.
    »Lass mal sehen!«, rief er.
    »Nein«, sagte ich. »Gib sie zurück.«
    Ich streckte die Hand nach ihm aus, aber er sprang zurück, zog die Kappe an, ging los und wackelte dabei mit dem Hintern.
    »Oh, ich habe ja so schöne Blümchen auf meiner Badekappe«, sagte er mit Mädchenstimme.
    »Gib sie her«, sagte ich und stand auf.
    Er machte weitere hüftwackelnde Schritte.
    »Karl Ove hat eine Mädchenbadekappe, Karl Ove hat eine Mädchenbadekappe«, sagte er. Als ich zu ihm lief, zog er die Kappe aus, hielt sie mir hin und wich ein paar Schritte zurück.
    »Gib sie her«, sagte ich. »Sie gehört mir!«
    Wieder streckte ich mich nach ihr. Sverre warf sie John zu.
    »Karl Ove hat eine Mädchenbadekappe«, sang dieser. Ich drehte mich zu ihm um und versuchte erneut, sie in die Finger zu bekommen. Er packte meinen Arm, drückte zu und hielt mir die Badekappe gleichzeitig direkt vors Gesicht.
    Ich begann zu weinen.
    »Ich will sie wiederhaben!«, rief ich. »Gib sie mir!«
    Meine Augen waren durch die Tränen fast blind.
    John warf sie wieder Sverre zu.
    Er hielt sie hoch und musterte sie.
    »Seht euch die

Weitere Kostenlose Bücher