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Spielen: Roman (German Edition)

Spielen: Roman (German Edition)

Titel: Spielen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Ove Knausgård
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Tore und sah mich an.
    »Ich glaube nicht. Wie viel Uhr ist es, Mama, schaffen wir es pünktlich?«
    Meine Mutter hob den linken Arm und sah auf die Uhr.
    »Fünf nach halb sechs. Wir haben noch reichlich Zeit.«
    »Warum tragen eigentlich nur Frauen und Kinder Badekappen?«, fuhr Leif Tore fort.
    »Aber das stimmt doch gar nicht«, wandte ich ein. »Sportschwimmer ziehen auch welche an.«
    »Wenn wir das nächste Mal Geld bekommen, kriege ich so eine weiße mit norwegischer Flagge«, sagte Geir. »Das hat Papa mir heute versprochen. Und dann hat er noch gesagt, wenn ich richtig schwimmen lernen würde, könnte ich in einen Schwimmverein gehen. In der Stadt.«
    »Aber wollten wir nicht zusammen in den Fußballverein gehen?«, fragte ich
    »Do-och. Ich kann ja beides machen«, erwiderte Geir.
    Mutter blinkte und bog von der Hauptstraße auf eine Schotterpiste, die zu einer unbeleuchteten Schule führte, vor deren Vorderfront sie parkte.
    »Ich glaube, es ist dahinten«, sagte sie und zeigte auf ein weiter zurückliegendes, flaches Gebäude.
    »Stimmt«, meinte Leif Tore, »denn da vorn sind Trond und Geir Håkon.«
    »Dann hole ich euch in einer guten Stunde wieder ab«, sagte Mutter. »Viel Glück!«
    Wir stürzten mit unseren Tüten aus dem Auto und liefen zum Eingang, während Mutters grüner Käfer wendete und die Straße zurückfuhr, die wir gekommen waren.
    Der Umkleideraum war kalt, der Fußboden grünlich, die Wände weiß, das Licht an der Decke grell. An drei Wänden standen gelblich weiße Holzbänke, über denen sich Kleiderhaken befanden. Fünf Jungen waren schon gekommen, sie unterhielten sich und lachten, während sie sich auszogen. Sie begrüßten uns.
    »Das Wasser im Becken ist kalt!«, sagte Sverre.
    »Eiskalt«, warf Geir B. ein.
    »Wart ihr schon in der Halle und habt es getestet?«, fragte Leif Tore.
    »Ja, klar«, antwortete Sverre.
    Ich setzte mich auf die Bank und zog den Pullover über den Kopf, stand auf und zog die Hose aus. Der schwache Chlor geruch ließ Freude in mir aufsteigen. Ich liebte Chlor, ich liebte Schwimmbecken, ich liebte es, schwimmen zu gehen. Geir B., Sverre und Dag Magne gingen nackt in den Duschraum. Trond und Geir Håkon folgten ihnen. Man hatte uns eingeschärft, dass wir alle duschen mussten, bevor wir ins Becken gingen. Ich sah, dass sie sich mit ein wenig Distanz zum Duschkopf hinstellten, den Arm ausstreckten und vorsichtig aufdrehten, als wären sie in der Nähe eines unberechenbaren Tiers, während sie mit der anderen die Temperatur des herausströmenden Wassers fühlten. Sobald es heiß genug war, stellten sie sich, ausnahmslos mit dem Rücken zur Wand, unter den Strahl. Ihre Haare klebten in der Stirn. Ich zog die Unterhose aus, legte meine Kleidung in einem Haufen auf die Bank, blieb stehen und wartete, bis Geir und Leif Tore fertig waren. Die Tür ging auf, und vier neue Jungen strömten herein, unter anderem John. Aus irgendeinem Grund gefiel es mir nicht, nackt zu sein, während die Neuankömmlinge noch in ihren Kleidern steckten, so dass ich die Seifendose und das Handtuch aus der Tüte nahm und in die Dusche ging, und zwar zur hintersten, die eine von drei freien war. Glücklicherweise folgten Geir und Leif Tore mir gleich darauf.
    Oh, war das schön, unter der heißen Dusche in diesem Raum zu stehen, der sich langsam mit Dampf füllte! Ich hätte bis in alle Ewigkeit dort stehen bleiben können, wenn da nicht die Sache mit meiner Haut gewesen wäre, die immer so rot wurde, wenn ich duschte, vor allem der Po. Nach zehn Minuten unter richtig heißem Wasser sah er fast so aus wie die Hinterteile einer dieser Affenarten, die solche roten Hintern hatten. Es war unmöglich, das nicht zu bemerken oder zu kommentieren, weshalb ich das Wasser nach einem kurzen prüfenden Blick auf meinen Po bereits nach zwei Minuten wieder abdrehte, mich abtrocknete und in den Umkleideraum zurückkehrte, um meine Badehose anzuziehen. Es ging nicht nur darum, dass er rot wurde, wenn ich duschte, er stand auch deutlich ab. Vater sagte immer, ich hätte einen Straußenpo. Das stimmte, und es war mir wichtig, dass es keinem anderen auffiel. Solche Dinge verbreiteten sich in Windeseile.
    Ich saß eine Weile vorgebeugt auf der Bank, meine Hände auf die Knie gelegt, und betrachtete die anderen, die nach und nach aus der Dusche kamen, alle mit großen Köpfen, hellen Haaren, die vom Wasser nun dunkler gefärbt waren, blasser Haut, auf der sich der noch vor wenigen Wochen so deutliche

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