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Spielen: Roman (German Edition)

Spielen: Roman (German Edition)

Titel: Spielen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Ove Knausgård
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sonnengebleichten Gartenmöbeln?
    In allen Schattierungen von Gelb und Rot streckte es sich gen Himmel, verzehrte knisternd Fichtenzweige, schmolz zischend Plastik, flammte an immer anderen Stellen auf, in vollkommen unvorhersehbaren Mustern, die ebenso schön wie unglaublich waren, denn was hatten sie hier zu suchen, mitten unter uns normalen Norwegern an diesen normalen Abenden in den siebziger Jahren?
    Mit dem Feuer wurde eine andere Welt sichtbar, die auch wieder mit ihm verschwand. Es war die Welt des Wassers und der Luft, der Felder und Berge, der Sonne und Sterne, die Welt der Wolken und des Himmels, all des Alten, das immer da war und immer schon da gewesen war und an das man deshalb niemals dachte. Aber das Feuer kam , man sah es. Und hatte man es erst einmal gesehen, fiel es einem unweigerlich überall ins Auge, in allen Kaminen und Öfen, allen Fabriken und Produktionshallen und in allen Autos, die auf den Straßen fuhren und abends in ihren Garagen oder vor den Häusern standen, denn das Feuer brannte auch in ihnen. Auch diese Autos waren zutiefst archaisch. Dieses gewaltige Alter existierte im Grunde in allen Dingen, von den Häusern, die aus Stein oder Holz waren, bis zum Wasser, das in Rohren in sie hinein und wieder aus ihnen heraus lief, doch da für jede Generation alles zum ersten Mal geschieht und diese Generation mit der vorherigen gebrochen hatte, lag das alles tief im Bewusstsein begraben, wenn es denn überhaupt dort existierte, denn in unseren Köpfen waren wir nicht nur moderne Siebzigerjahremenschen, unsere Gegend war darüber hinaus eine moderne Siebzigerjahregegend. Und die Gefühle, die jeden von uns durchströmten, der an diesen Frühlingsabenden dort wohnte, waren moderne Gefühle ohne eine andere Geschichte als unsere eigene. Und für uns, die wir Kinder waren, hieß dies, keine Geschichte. Alles geschah zum ersten Mal. Dass auch die Gefühle alt waren, vielleicht nicht so alt wie das Wasser und die Erde, aber genauso alt wie die Menschen, kam uns niemals in den Sinn. Oh nein, warum sollte es auch? Die Gefühle, die sich in unseren Herzen regten, die uns rufen und schreien, lachen und weinen ließen, waren etwas, was wir hatten, waren einfach wir, so wie wir waren, ungefähr so, wie der Kühlschrank eine Lampe besaß, die anging, sobald seine Tür geöffnet wurde, oder die Häuser eine Klingel, die schrillte, wenn jemand auf den Knopf drückte.
    Glaubte ich wirklich, dass es so bleiben würde?
    Ja, das tat ich.
    Aber es blieb nicht so. Denn eines Tages Ende April sagte ich zu Anne Lisbet, dass wir nach der Schule zu ihnen kommen würden, und sie entgegnete, wir könnten nicht kommen.
    »Warum nicht?«, fragte ich.
    »Ein paar andere kommen«, antwortete sie.
    »Wer denn?«, wollte ich wissen und dachte, es ginge vielleicht um irgendeinen Onkel und eine Tante oder so.
    »Das ist ein Geheimnis«, erklärte sie und lächelte verschmitzt.
    »Ist es jemand aus unserer Klasse?«, fragte ich. »Marianne oder Sølvi oder Unni?«
    »Das ist ein Geheimnis«, wiederholte sie. »Ihr dürft jedenfalls nicht kommen. Tschüss!«
    Ich ging zu Geir und erzählte ihm, was sie gesagt hatte. Gemeinsam beschlossen wir, hinzugehen und sie heimlich zu beobachten. Als die Schule aus war und wir unsere Ranzen zu Hause deponiert hatten, nahmen wir die andere Straße zu ihnen hinauf, durchquerten das Neubaugebiet im unterhalb von ihnen gelegenen Wald, wo inzwischen die Grundmauern der ersten Häuser errichtet worden waren, schlichen uns weiter zwischen die Bäume, über die Sumpfwiese und zum Wendeplatz zwischen ihren Häusern.
    Es war niemand zu sehen.
    Waren sie im Haus?
    Klingeln konnten wir nicht, denn eigentlich sollten wir ja gar nicht da sein. Wir gingen die Straße hinunter. Geir kam auf die schlaue Idee, bei Vemund zu klingeln. Er kam heraus und stand mit seiner dümmlichen Miene in dem runden Gesicht im Türrahmen. Richtig, sie seien vor Kurzem die Straße hinuntergegangen.
    Allein?
    Nein, zusammen mit zwei anderen.
    Und mit wem?
    Nein, das habe er nicht gesehen.
    Jungen oder Mädchen?
    Jungen, glaubte er. Anfangs habe er gedacht, das seien wir, weil wir so oft hier seien, aber jetzt sei ihm natürlich klar, dass es zwei andere gewesen sein müssten!
    Er lachte. Geir lachte auch.
    Wer konnte das gewesen sein?
    Und was machten sie zusammen?
    »Komm, wir gehen ihnen nach«, sagte ich zu Geir.
    »Aber sie wollten doch nicht, dass wir kommen«, entgegnete Geir. »Sollen wir nicht lieber ein bisschen bei

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