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Spieler Eins - Roman in 5 Stunden

Spieler Eins - Roman in 5 Stunden

Titel: Spieler Eins - Roman in 5 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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olympisches Gold verliehen. Das Universum möchte, dass wir siegen. Das Universum sorgt dafür, dass wir gewinnen, selbst wenn wir verlieren. Dann wird Rick einen unscheinbaren Mann mit einer unheimlichen Sonnenbrille die Bar betreten sehen, der zu Karen schlendert, ihr die Hand auf den Oberschenkel legt und sagt: »Hallo, Sunshine, ich bin Warren.«
    Auf der anderen Seite der Bar wird Luke die Herrentoilette aufsuchen, und Rachels Gedanken werden abschweifen. Sie wird an die zahllosen Planeten im Universum denken, auf denen sich aller Wahrscheinlichkeit nach Leben entwickelt hat. Wahrscheinlich Lebensformen auf Kohlenstoffbasis, aber weiß man’s? Und wahrscheinlich werden diese fremden Lebensformen nicht wie Menschen aussehen. Ganz und gar nicht. Das zweitklügste Tier auf Erden ist die Neukaledonien-Krähe. Hätten diese Krähen eine höhere Lebenserwartungund Hände wie Donald Duck, wäre die Menschheit schon vor Äonen ausgelöscht worden. Und man stelle sich vor, was andere Planeten hervorgebracht haben könnten, wenn schon zwei gleich intelligente Spezies auf ein und demselben Planeten koexistieren können. Ja, es könnte ganze Planeten geben, die als einziger großer Organismus existieren, wie Teletubbysonnen – oder endlose Meere von Präriegras, die zusammen ein Geschöpf bilden. Und zwangsläufig werden einige dieser Lebensformen ein Empfindungsvermögen entwickelt haben. Ein Bewusstsein. Und Rachel wird sich fragen, ob sie unter diesen Lebensformen glücklicher wäre als unter den Menschen. Sie wird diese Überlegungen Luke unterbreiten, wenn der vom Männerklo zurückkommt, und Luke wird sagen: »Schön und gut. Aber was ich gerne wissen möchte, ist: Haben diese Außerirdischen ein Äquivalent zum freien Willen? Nehmen sie Zeit anders wahr? Und am allerwichtigsten, was sind sie bereit für Geld zu tun?«
    Und dann wird es sensationelle Nachrichten im Fernsehen geben. Kurz darauf wird Leslie Freemont eintreffen. Man wird ein Foto machen. Wieder etwas später werden Gewehrschüsse fallen. Und dann fließt Blut.

STUNDE ZWEI
    DAS BESTE VOM REST DEINES LEBENS

KAREN
    Karens Internetdate zeigt von Anfang an eine gefährliche Schieflage. Sie ist wie erstarrt durch die Diskrepanz zwischen Warrens beiden JPEG s (da hatte er etwas Game-Show-Moderator-haftes mit einer Note von Old Spice) und seiner tatsächlichen Erscheinung (Kampfzwerg mit einer Fliegersonnenbrille, die ihn wie einen Serientriebtäter aussehen lässt). Und dann diese plumpe, übertriebenen Vertraulichkeit, als Warren ihr seine leicht schwitzige Hand auf den Oberschenkel legt, gefolgt von einer weiteren übertriebenen Vertraulichkeit: »Hallo, Sunshine, ich bin Warren.« Warren – ihr sehnsüchtig erwartetes Date – hat das ausdruckslose Politikerlächeln von jemandem, der weiß, dass die Personen im Kofferraum tot sind. Karen versucht, dieser Begegnung einen heiteren Anstrich zu geben, wird aber fast gegen ihren Willen zu einem körperlosen Geist, der über der Fleisch-und-Blut-Version ihrer selbst schwebt und zusieht, wie Warren einen Scotch mit Soda bestellt und dann zu ihr sagt: »Na, das ist mir eine Cocktailbar, was? Hier sehen sie alle aus, als würden sie gleich ins Zeugenschutzprogramm verfrachtet.« Worauf Karen (in einem belehrenden Tonfall, den sie selbst an sich noch nie gemocht hat und der jetzt aus dem Nirgendwo kommt) sagt: »Oh, bitte. Es weiß doch jeder, dass diese sogenannten Zeugenschutzprogramme bloß Verarschung sind.«
    »Verarschung? Wie das?«
    »Das FBI erschießt den Betreffenden einfach und beseitigt die Leiche. Wenn er Familie hat, erschießen sie die ebenfalls und lassen auch deren Leichen verschwinden. Die Tatsache, dass man nie wieder was von ihnen hört, belegt dann auf perverse Weise den Erfolg des Programms.«
    Warren meint: »Das gefällt mir. Du gefällst mir.«
    Zumindest braucht Karen nicht zu befürchten, dass Warren schwerwiegende Psychomacken hat. Sie hat genug Patienten durch ihr Vorzimmer wandern sehen, um viele von ihnen schon anhand ihrer Reaktion, wenn sie ihnen einen Kuli zum Ausfüllen des Anmeldeformulars reicht, einordnen zu können: Paranoide zucken, Depressive starren den Kuli an, Leute, die ihre Tabletten abgesetzt haben, ergehen sich in frei assoziierten Hasstiraden zum Thema Tinte. Wenn jemand einfach den Stift nimmt und schreibt, weiß sie, dass ihm vermutlich nach einem Besuch schon geholfen ist. Warrens Persönlichkeit mag fragwürdig sein, aber da ist nichts Pathologisches im Spiel.

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