Spielintelligenz im Fußball - kindgemäß trainieren
seien. Das heißt, bevor gespielt wird, muss erst eingeübt werden. Aber wie wir heute wissen, ist Fußballspielen und -trainieren mehr als eine Summe von technischen, taktischen und konditionellen Leistungen.
Das große Interesse, mit speziellen Übungen („Drills”), die vielmals wiederholt werden müssen, eine korrekte Technik der Ausführung der wichtigsten technischen Elemente des Fußballspiels zu erreichen, lenkt die Jugendtrainer von anderen vitalen Elementen ab, wie z. B. von den Fragen „warum?“, „wann?” und „wo?” ausgehend, die soeben auf stereotypem Wege angeeigneten Fertigkeiten angewendet werden können. Wir brauchen also eine mehr spielnah orientierte Unterrichtsgestaltung, um dieses Übel auszumerzen.
Die vorhergehenden Bemerkungen werden unterstützt durch die Tatsache, dass z. B. ein Ballverlust im Fußballspiel zu mehr als 50% Ursache einer fehlerhaften Wahrnehmung oder der ihr folgenden Entscheidungsfindung ist, als die Folge einer falschen Bewegungsausführung (Technik).
„ Übungen zur Technikverbesserung anzubieten, ist zweifellos wichtig, aber sie ohne jeglichen Bezug zum Spiel zu praktizieren, ist nicht attraktiv, denn der Lernende braucht immer eine Referenz zum Spiel, um sich zu motivieren.
Brenda Read “
Vielen jungen Spielern wird im Training zu wenig Gelegenheit gegeben, die im Spiel auftretenden Situationen genau zu verstehen und zu ihrem Vorteil zu interpretieren, weil ihre Trainer ihr Augenmerk hauptsächlich auf die korrekte Ausführung ihrer Technik legen und andere, genauso wichtige Aspekte des Fußballspielens, wie z. B. das Spiel ohne Ball oder die Beherrschung des zur Verfügung stehenden Spielraums und auch der zur Verfügung stehenden Zeit, kaum lehren. Das gut geplante, dem jungen Spieler auf den Leib zugeschnittene Spiel sollte deshalb in Zukunft maßgebend sein und nicht der Trainer!
Natürlich ist es für den Trainer viel einfacher, eine technische Fertigkeit nach der anderen in vorher voraussehbaren Situationen zu demonstrieren, zu lehren und anschließend zu beurteilen, als z. B. das korrekte Verhalten zwischen zwei oder drei Spielern in einer Abwehr- oder Angriffssituation zu erarbeiten, weil dort neben einer optimalen Wahrnehmung der Spielsituation („Lesen einer Spielsituation“) noch ein Verarbeiten aller relevanten Informationen notwendig wird, um den Spieler zu einer richtige Entscheidungsfindung anzuhalten.
Leider gehen noch zu viele Fußballlehrer von dem Fehlschluss aus, dass im Training erst die technischen, taktischen und konditionellen Voraussetzungen durch Üben geschaffen werdenmüssen, bevor am Ende der Trainingseinheit ein Spiel angeboten wird. In diesem Spiel muss sich jedoch der Spieler häufig mit völlig anderen Problemen viel komplexerer Art auseinandersetzen, als dies in den vorher im Training absolvierten Übungsformen der Fall war. Er wird überfordert, weil es ihm nach dem vorangegangenen isolierten Techniktraining nicht möglich ist, sich in ein sinnvoll aufgebautes Leistungsgefüge (Mannschaft) einzuordnen und das Spiel in allen seinen Phasen zu lesen.
„ Ein guter Ausbilder lehrt seine Spieler praktisch gar nichts, sondern hilft ihnen nur, im Lern- und Lehrprozess das selbst zu entdecken, was er mit den Inhalten seiner Übungen und der simplifizierten Spiele beabsichtigte. Seine Schüler dauernd zum Denken und Handeln anzuregen, anstatt für sie zu denken, ist eine transzendentale Funktion des guten Ausbilders. Je mehr ein guter Ausbilder weiß, desto weniger gibt er preis. “
Anstatt das Üben von bestimmten Fertigkeiten oder taktischen Fähigkeiten als Voraussetzung zum Spiel zu rechtfertigen und vor dem Spiel stattfinden zu lassen, sollten unsere Trainer in Zukunft das Üben im Training nach dem vereinfachten Spiel organisieren und zwar jetzt als Ergänzung und Vollendung einer bereits vorhandenen Spielfähigkeit.
Der Erfolg einer Fußballmannschaft misst sich nicht daran, dass die Spieler wissen, wie man den Ball abspielt, sondern es ist genauso wichtig zu wissen, „wann ”, „wohin ” und „warum ” das Abspiel ausgeführt werden muss.
Wenn in einigen Jahren mehr Fußballlehrer vom Üben im Sinne des Spiels überzeugt sind und mit ihren jungen Spielern das hier vorgestellte Lern- und Lehrmodell anwenden und dabei zur gleichen Zeit weniger Gewicht auf die technischen und mehr auf die taktisch-kommunikativen Aspekte des Fußballspiels legen, ohne dabei die Technik abzuwerten, dann werden wir in Zukunft
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