Spielregeln im Job durchschauen
konkurenziell geprägt ist.«
Neue Arbeitswelt: Eine Falle für Frauen
Auch andere Untersuchungen warnen: Ihre Karrierestrategien führen Frauen nicht an die Spitze der Unternehmen, sondern in eine Falle. Das ergab eine Studie von Soziologen der Technischen Universität Berlin, die die Karriereanforderungen in der neu strukturierten Arbeitswelt der Wissensökonomie für Frauen und Männer untersuchte. Eine von mehreren Widersprüchlichkeiten, die Professorin Christiane Funken und ihr Team aufdeckten, zeigt sich in der Projektarbeit, die zur Bewährungsprobe für den Aufstieg in der Wissensökonomie geworden ist. In den Projekten wird in interdisziplinären Teams gearbeitet, deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rund um den Globus verteilt und deren soziale wie kulturelle Prägungen höchst unterschiedlich sind. Um ein Problem für das Unternehmen schnell und effizient zu lösen, ist Kooperationsfähigkeit gefragt. Die Fähigkeit, kooperieren zu können, kollidiert allerdings mit der Anforderung, im Team sichtbar zu werden, um sich für einen Karriereaufstieg zu empfehlen. Hervorstechen könne nur derjenige, der sich von anderen absetze, erklärt Funken: »Frauen setzen stark auf Kooperation, Männer dagegen ganz selbstverständlich und primär auf Konkurrenz« – und erklimmen die oberste Sprosse der Karriereleiter. Obwohl mindestens genauso viele Frauen wie Männer in Projekten arbeiten, seien fast alle Projektleiter Männer.
Seit 1986 erforscht Sonja Bischoff, Professorin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der Universität Hamburg, das mittlere Management in Deutschland. An der fünften Studie »Wer führt in (die) Zukunft?« beteiligten sich 2008 knapp 370 männliche und weibliche Führungskräfte. Auch Bischoff ist davon überzeugt, dass Managerinnen stärker an ihre Karriere glauben und gezielter an ihr arbeiten müssen. Ein knappes Drittel der Frauen zieht den Gedanken an eine Führungsposition gar nicht in Erwägung, gegenüber knapp einem Fünftel der Männer. Mit höherer hierarchischer Ebene wächst zunehmend der Anteil aufstiegsorientierter Männer. Es scheint also weiterhin zu gelten, dass Männer und Frauen sich an unterschiedlichen Hierarchiesystemen orientieren.
Von Natur aus anders hat Doris Bischof-Köhler, Professorin und Expertin für Entwicklungspsychologie, ihr Buch über die Unterschiede zwischen Männern und Frauen genannt. Darin beschreibt sie die männliche Rangstruktur als Dominanzhierarchie, wohingegen rein weibliche Gruppen eher eine Geltungshierarchie etablieren. Die Dominanzhierarchie ist machtorientiert, man muss sich den Rang erkämpfen. Imponieren und Einschüchtern sind die bevorzugten Strategien dabei. Ist die Rangordnung erst einmal etabliert, ist die Dominanzhierarchie trotz Wettbewerbscharakter relativ konfliktfrei – ein Punkt, der Frauen immer wieder erstaunt. Bischof-Köhler sieht die Geltungshierarchie dagegen als Basis der Demokratie, da sie eine egalitäre Sozialstruktur ermöglicht. Allerdings ist sie weniger stabil, da die Anerkennung von anderen abhängt und Anerkennung zu spenden nicht bedeutet, dass man auch bereit ist, sich dann unterzuordnen.
Simone Schaller wurde Führungskraft in der Elektroindustrie. Sie ist sehr ehrgeizig, leistungsorientiert und einsatzbereit und erhält von ihrem direkten Vorgesetzten viel Anerkennung und Unterstützung. Was ihr fehlt, ist die Anerkennung ihrer eigenen drei männlichen Mitarbeiter. Bei ihnen möchte sie etwas gelten, weil sie so gut arbeitet, Geld fürs Unternehmen spart.
Doch das ist hier der falsche Ansatz. Es geht darum, dass die Mitarbeiter sie respektieren. Und damit liegt es noch im Argen. Ein Mitarbeiter hält sich nicht an Absprachen zur Arbeitszeit, ein anderer setzt inhaltliche und formale Vorgaben nicht um und besorgt nicht rechtzeitig die vereinbarten Informationen. Hier ist Simone Schaller aufgerufen, deutlich zu machen, dass sie die hierarchische Chefin ist und sie bestimmte Erwartungen an den Mitarbeiter hat. Und sie muss sich mit ihm darüber verständigen, ob er bereit und in der Lage ist, diese zu erfüllen. Ist das Ziel vereinbart, gilt es dann erst einmal eine Weile, die Zwischenergebnisse zu kontrollieren, so lange, bis sie als Chefin wirklich respektiert wird.
»Ich bin zickig – na und?«
Diverse Studien haben immer wieder zutage gebracht, dass Frauen, die sich zurückhaltend weiblich verhalten, schlechter aufsteigen können, andererseits aber Frauen, die sich durchsetzen, als
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