Spielregeln im Job durchschauen
einfacher ist es, einen hohen Status einzunehmen.«
Erster, Zweiter, Dritter: Den Code erkennen
Männliche Führungskräfte sehen sich eher an der Spitze, organisieren und kontrollieren die Tätigkeit ihrer Mitarbeiter und ordnen an. Frauen hingegen organisieren auch als Führungskräfte ihre Arbeit eher kreisförmig, beteiligen sich gemeinsam mit ihren Mitarbeitern an deren Umsetzung und pflegen in der Regel einen teamorientierten Kommunikationsstil. Entsprechend ihrer ganzheitlichen Einstellung favorisieren sie gemeinsame Projektbesprechungen und legen großen Wert auf den Dialog mit ihren Mitarbeitern. Die Kommunikation kann direkt zwischen den einzelnen Aufgabenbereichen fließen und ist nicht auf Anordnungen von oben beschränkt. Ein solcher weiblicher Kommunikationsstil hat viele Vorteile fürs Unternehmen – wird aber bisher noch in den wenigsten Fällen beim Aufstieg gewürdigt. Frauen scheitern vor allem an mangelnder »Aufstiegseffizienz«, meint die Bonner Managementtrainerin Monika Henn. Sie stellte in einer empirischen Untersuchung fest, dass sich männliche Führungskräfte von ihren Mitarbeitern in Durchsetzungsstärke und Belastbarkeit unterscheiden, während weibliche Führungskräfte es in Flexibilität und hoher Teamorientierung tun. Diese Eigenschaften sind zwar hilfreich für eine Führungsrolle. Doch egal, ob beim Selbstmarketing, Netzwerken, strategischen und politischen Kalkül oder Machtstreben: Frauen halten sich stärker zurück als Männer. Das behindert den direkten Weg nach oben.
Wettkampforientiertes Verhalten ist Männern schon von ihren Spielen in der Kindheit her vertraut. Sie sind darin von klein auf geübt, Rangordnungen festzulegen und Siegeswillen und Unabhängigkeit zu präsentieren. Durch ihr Kommunikationsverhalten legen Männer in den unterschiedlichen Gruppen, in denen sich ihr Berufsalltag abspielt, ständig die soziale Hierarchie im Machtsystem fest. Dabei wird geklärt, wer der Platzhirsch ist, wer der Zweite, Dritte usw. Für die meisten Männer ein, wenn auch unbewusster, so doch vertrauter Vorgang. Frauen dagegen ist dieser Mechanismus häufig fremd. So sensibel sie für zwischenmenschliches Verhalten in der Regel sind, es entgeht ihnen doch, was auf dieser Ebene abläuft. Der Grund: Der Code ist ihnen einfach nicht vertraut. Um hierarchische Strukturen zu erkennen, hilft Feldbeobachtung nach dem Motto: »Respekt, aber keine Angst vor Platzhirschen«.
Hierarchische Strukturen erkennen
Etwas entspannter und mit mehr Distanz als in der eigenen Abteilung lässt sich der Macht-Mechanismus bei Workshops und Seminaren mit Teilnehmern aus verschiedenen Unternehmen beobachten. Dort treffen alle neu zusammen und sind grundsätzlich gleichberechtigt – oder? Gehen Sie doch bei Ihrer nächsten Fortbildung einmal in die Beobachterposition und beantworten Sie schriftlich die folgenden Fragen:
Wer stellt die meisten Fragen?
Wer übernimmt die informelle Position eines Co-Trainers?
Wer möchte Formalien wie etwa die Pausenzeiten ändern?
Wer bringt Gegenargumente?
Wie lange dauert es, bis sich eine Rangordnung gebildet hat?
Wie sieht die genaue Rangordnung aus, welcher Seminarteilnehmer findet sich auf welchem Platz?
Wie kam es dazu?
Auf welchem Platz finden Sie sich selbst wieder?
Wie ändert sich die Rangordnung im Verlauf eines Seminars?
Welche Strategien der Teilnehmer sind dabei erfolgreich?
So werden Sie zur Mikropolitik-Expertin
Viele Frauen haben das Platzhirsch-System nicht durchschaut und unterliegen, wenn sie ihr Verhalten ändern möchten, einem gefährlichen Irrtum. Sie glauben, sich im Job durchzusetzen heißt, den männlichen Platzhirschen Paroli zu bieten und die Konfrontation mit ihnen zu suchen, um eigene Sachthemen durchzubringen. Das ist jedoch nur dann sinnvoll, wenn sie tatsächlich einen richtigen Machtkampf den Platzhirschen gegenüber anzetteln wollen. Das kann manchmal sinnvoll sein, in den meisten Fällen ist es das aber nicht. Rollenspiele beim Coaching oder in Workshops können hier wertvolle Rückmeldung bieten, ob der Standpunkt zu aggressiv oder gar nicht hörbar vertreten wurde. Beides ist bei Frauen häufig der Fall, weil sie zu wenig Übung haben, ihre eigene Position durchzusetzen.
Ich höre immer wieder von Frauen, dass ihnen das zu sinnlos, lästig und zeitraubend ist. Auf solche Rangordnungfindungs-Spielchen einzusteigen, haben sie keine Lust. Das ist einerseits verständlich: Vom weiblichen Standpunkt der Geltungshierarchie her ist
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