Spielregeln im Job durchschauen
Christiane Gerlacher überzeugt. Sie erinnert sich daran, wie sie als Kind einen Konflikt mit einem Mathematiklehrer hatte. Ihr Vater übte daraufhin mit ihr Mathe, vermittelte ihr aber auch die Haltung, dass Frechheit siege und dass sie sich von ihrem Lehrer nichts gefallen lassen müsse. Sicher macht es vieles einfacher, wenn Frauen solche Situationen in der Kindheit positiv erlebten. Wer solche Erfahrungen nicht erlebt hat, kann sich den Zugang zu den eigenen Ressourcen trotzdem erarbeiten. Die folgenden Fragen sollen Sie dabei unterstützen:
Machtressourcen
Wo haben Sie als Kind zur Schulzeit gelebt? Wer war kontinuierlich bei Ihnen?
Mit welchen Verhaltensweisen konnten Sie Einfluss auf Ihre Bezugspersonen nehmen?
Welche Art von Macht haben Sie von ihnen zugestanden bekommen?
In welcher Situation konnten Sie Einfluss nehmen?
Welche Gefühle waren damit verbunden?
Was haben Sie über sich und die anderen gedacht?
An welche Körperreaktionen können Sie sich erinnern?
Bei welchen Personen fühlten Sie sich hilflos?
In welchen Situationen hätten Sie gerne mitbestimmen und Einfluss nehmen wollen?
In welcher Situation konnten Sie keinen Einfluss nehmen?
Welche Gefühle waren damit verbunden?
Was haben Sie über sich und die anderen gedacht?
An welche Körperreaktionen können Sie sich erinnern?
Welche Entscheidung haben Sie damals in einer solchen Situation getroffen?
Wie ist das heute in Ihrem beruflichen Umfeld? In Ihrem privaten Umfeld?
Gibt es Ähnlichkeiten beziehungsweise Parallelen, wie Sie früher Einfluss genommen haben und wie Sie es heute tun?
Gibt es in Ihrem heutigen Leben Parallelen zu den Situationen, in denen Sie sich früher ohnmächtig fühlten?
Welche Entscheidung treffen Sie heute?
Wenn Sie spüren, dass zum Thema »Macht« bei Ihnen mehrere innere Stimmen im Clinch liegen, hilft es, mit der Vorstellung des »Inneren Teams« nach Friedemann Schulz von Thun zu arbeiten. Am besten nehmen Sie ein Blatt und malen auf, welche Mitstreiter sich in Ihrem Inneren zu Wort melden oder vielleicht auch einfach nur schweigend Aktionen anderer Mitspieler ins Leere laufen lassen. Mögliche Mitspielerinnen könnten beispielsweise sein: die Harmoniebedürftige, die Mächtige, die Verantwortliche, die Schüchterne, die Streitsüchtige, die Eitle oder auch das Mädchen. Die Liste möglicher Facetten ist unendlich, bei jeder Person sieht das eigene Innere Team wieder etwas anders aus. Egal, welche Mitspieler sich melden, alle sind grundsätzlich nützlich für Sie. Nur wenn eine Person sich immer in den Vordergrund drängt, wie etwa die Harmoniebedürftige, ist das unter Umständen nicht so hilfreich, zum Beispiel, wenn man gerade beschlossen hat, mehr Verantwortung zu übernehmen. Dann ist die Frage, wie sich die Mitspieler gegenseitig unterstützen oder ins Boot geholt werden können. Unter welchen Bedingungen kann die Harmoniebedürftige zustimmen, mehr Verantwortung zu übernehmen? Vielleicht unter der Prämisse, als Führungskraft die Mitarbeiter fair zu behandeln? Das ist nur eine mögliche Lösung, in Ihrem Fall kann das ganz anders aussehen. Wenn Sie allein nicht weiterkommen, lohnt es sich, ein Coaching zu machen, um in diesen Fragen Klarheit zu gewinnen.
Authentisch sein? Ja, in Maßen
Viele Frauen sorgen sich, dass sie nicht mehr authentisch sein können, wenn sie eine Führungsposition übernehmen. Es stellt sich allerdings die Frage, ob es überhaupt sinnvoll ist, immer authentisch sein zu wollen. Auch wenn das Verhältnis noch so freundschaftlich geprägt ist, spielen alle Beteiligten im Beruf immer auch eine strategische Rolle – egal, ob sie sie gerade gut oder schlecht ausfüllen. Zwar sollte man nicht unbedingt versuchen, einer beruflichen Rolle zu entsprechen, die bestimmten Anteilen der eigenen Persönlichkeit widerspricht. Aber vollkommene Authentizität im Beruf kann aus Sicht des Berliner Psychoanalytikers und Organisationsberaters Jürgen Kugele nicht erstrebenswert sein: »Das Bemühen, authentisch zu sein, führt leicht zu einer Verschmelzung mit der Rolle. Wir sind dann zu identifiziert und nehmen Dinge persönlich, die eigentlich auf organisatorischer Ebene gelöst werden müssten.« Kugele betont im Interview mit der Süddeutschen Zeitung , dass die Grenzziehung zwischen der eigenen Person und der Rolle, die man einnimmt, wichtig ist: »Machtpolitische Taktiken sind in Ordnung, wenn sie der beruflichen Rolle entsprechen, denn jede Führungskraft ist in einer Rolle unterwegs, die sie
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