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Spielregeln im Job durchschauen

Spielregeln im Job durchschauen

Titel: Spielregeln im Job durchschauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Nitzsche
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mit bestimmten Anteilen ihrer Persönlichkeit ausfüllen muss. Der Rolle entsprechend darf sie sich machtpolitischer Strategien bedienen, etwa Allianzen schmieden, Netzwerke nutzen oder sich selbst positionieren. Das muss sie sogar, um in ihrem Job wirksam zu sein.«
    Christine Fendt, Geschäftsführerin der deutschen Tochterfirma eines internationalen IT-Unternehmens, hat das inzwischen geschafft. In 25 Jahren Berufserfahrung auf verschiedenen Positionen bei diversen IT- und Medien-Unternehmen, unter anderem als Chief Finance Officer mit Verantwortung für bis zu 120 Mitarbeiter, hat sie gelernt, ihre Rolle auszufüllen:
    »Frauen sind weniger geschickt im Selbstmarketing, sie sind sehr sachbezogen, fokussieren sich mehr auf die Leistung und nicht so sehr auf ihre Positionierung. Ich habe immer wieder bemerkt, dass Männer, die viel weniger Leistung gebracht haben, sich trotzdem exzellent verkauft und Karriere gemacht haben. Nach und nach wurde mir klar: Ich darf nicht nur verkaufen, was ich gemacht habe, sondern auch, was ich tun werde. Ich darf nicht nur nach oben eskalieren, wenn es Probleme gibt, sondern ich muss nach oben viel mehr Wert auf die Darstellung der positiv erreichten Dinge legen. Ich habe mir irgendwann einmal gesagt, ich will auch ernten, will nicht nur die pflegeleichte Zuverlässige im Team sein, auf die man zählen kann, die man aber bei Beförderungen einfach übergeht.
    Ein taktisch klügeres Vorgehen ist wichtig, das wurde mir erst nach und nach klar. Erst dann habe ich mehr Zeit ins Netzwerken gesteckt und mich mehr nach vorn gewagt. Es war für mich nicht leicht, mein Verhalten zu ändern. Ich stehe nicht so gerne im Vordergrund. Schon in der Schule war ich eine sehr gute Schülerin, aber zurückhaltend und schüchtern. Inzwischen habe ich durch meinen Beruf gelernt, offen auf Menschen zuzugehen. Ich habe mich gefragt: Sichtbar sein – will ich das? Und habe das mit Ja beantwortet. Dafür habe ich mich in einem Coaching mit mir selbst auseinandergesetzt und bin zu der Erkenntnis gekommen: Ja, es passt zu mir, ich kann auch ein Leader ohne Starallüren mit meiner eigenen Persönlichkeit sein. Ja, ich will die Macht annehmen, mich bewusst dazu bekennen, dass man zum Führen Macht braucht. Macht kann man missbrauchen, aber ohne Macht kann man nichts bewirken und man benötigt auch informelle Macht.
    Was meine Motivation dabei war? Ein hohes Verantwortungsbewusstsein und ein Faible für Menschen. Man muss sich bewusst entscheiden, wie man mit speziellen Hemmnissen wie mit der Schüchternheit umgeht. Ich habe erkannt, dass es nicht unbedingt ein Problem sein muss. Schließlich sind auch viele Schauspieler introvertiert. Im Beruf habe ich eine Rolle, inzwischen ist es eine, die mir nicht mehr schwerfällt. Im Job spiele ich eine bestimmte Klaviatur meines Verhaltens mit dem Ziel, wirksam zu sein.
    Trotzdem empfinde ich es als schwierig, fast immer die einzige Frau zu sein. Männer orientieren sich immer am Ranghöchsten in der Gruppe. Aber wie docke ich bei ausschließlich männlichen Kollegen an? Ich als Frau spreche alle an, ich will nicht wie manche Männer um den Boss ›herumscharwenzeln‹. Männer sind gerne in lockerer Runde unter sich. Würde ich mich in der Männerrunde wie ein Mann verhalten, käme das sicher nicht gut an. Ich muss den Kontakt anders suchen – und bei Meetings Small Talk machen. Ich habe inzwischen gelernt, Gelegenheiten für ein Gespräch zu schaffen. Es fällt mir mittlerweile leicht, auf Menschen zuzugehen, und ich finde meist etwas, das mich wirklich an meinem Gegenüber interessiert. Ehrliches Interesse am anderen – egal, ob Vorgesetzter, Mitarbeiter oder Geschäftspartner – öffnet fast immer Türen.«
    Mikropolitik: Eigennutz als Schlüsselkompetenz
    Der Führungsexperte Professor Oswald Neuberger sieht Mikropolitik als Arsenal alltäglicher »kleiner« (Mikro-)Techniken, mit denen Macht aufgebaut und eingesetzt wird, um den eigenen Handlungsspielraum zu erweitern und sich fremder Kontrolle zu entziehen. Das Interessante an Mikropolitik: Sie ist nicht per se gut oder schlecht. Mikropolitik kann destruktiv und konstruktiv eingesetzt werden und sie kann auch für die Sache genutzt werden.
    Die Personalfachfrau Daniela Rastetter ist sich sicher, dass Beschäftigte mikropolitische Kompetenz benötigen. Dazu gehört, die Bedeutung von Mikropolitik zu erkennen, die passenden Strategien an richtiger Stelle gegenüber den richtigen Personen einzusetzen, und nicht

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