Spielregeln im Job durchschauen
Ländern auch sehr viel üblicher als in Deutschland. Gegen Charme und die Nutzung weiblicher Stärken wie Beziehungsfähigkeit ist nichts einzuwenden, im Gegenteil. Aber wie hoch Ihr erotisierendes Potenzial ist, sollten Sie lieber im Privatleben testen. Das attraktive Weibchen zu spielen können Sie sich nur auf völlig unwichtigen Bühnen leisten, denn niemand wird einer Frau deshalb eine Führungsposition zutrauen. »Mit den Waffen einer Frau« – das ist vielleicht ein Erfolg versprechendes Konzept für eine Geheimagentin, im sonstigen Berufsleben unterminiert es Ihr Standing und ist fehl am Platz.
Selbstvertrauen und Führungsmotivation: Männer fühlen sich als »King«, Frauen oft als »Aschenputtel«
Der Unterschied im Selbstbewusstsein zwischen Männern und Frauen ist eklatant. Während Frauen oft mit sich selbst unzufrieden sind, sind Männer stolz, Männer zu sein. Sind Frauen vorsichtshalber erst einmal der Meinung, etwas Neues nicht zu können, sind Männer hundertprozentig davon überzeugt, dass sie die neue Aufgabe bewältigen werden. Von Zweifel keine Spur. Diverse Studien haben gezeigt, dass Männer bei den Kategorien »Selbstbewusstsein« und »Impression Management« besser abschneiden als Frauen. Kein Wunder, dass sie gern das Wort ergreifen und sich präsentieren. Frauen im Business hingegen legen sich selbst Steine in den Weg, weil sie durch die abwertende Haltung sich selbst gegenüber zu starker Zurückhaltung neigen.
Die Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt »Führungsmotivation im Geschlechtervergleich« bestätigen den Unterschied im Selbstvertrauen: 80 Prozent der Männer betonen signifikant eher die Relevanz der persönlichen Eigenschaften, aber nur 60 Prozent der Frauen. Das weist den Studienautoren zufolge darauf hin, dass Männer ein allgemein stärkeres Vertrauen in sich selbst und ihre Kompetenzen haben, während Frauen eher dazu neigen, ihren Karriereerfolg auf äußere Umstände zurückzuführen. Die Autoren schließen: »Frauen neigen eher dazu, sich von günstigen Umständen abhängig zu machen und werden daher durch ungünstige Rahmenbedingungen stärker beeinträchtigt als Männer. Man spricht in diesem Fall von ›externaler Erfolgsattribution‹, ein frauentypisches Phänomen.«
Es heißt oft, dass Männer bei Frauen kritischer hinschauen. Aber vielleicht spiegeln sie ja auch nur die kritische Meinung, die Frauen von sich selbst haben. Wer selbstbewusst und von seiner Leistung überzeugt auftritt, wird auch andere überzeugen. Wer unsicher auftritt, lädt das männliche Gegenüber zum kritischen Blick ein. Anstatt sich darüber zu ärgern oder zu beklagen, ist es für Frauen lohnender, am eigenen Auftreten zu arbeiten.
Die Betriebswirtin Kim Reinhardt musste das als Leiterin einer großen Filiale eines Filialunternehmens erst einmal lernen:
»Ich wollte die Mitarbeiter gewinnen, aber bei über 400 Mitarbeitern ist das nicht möglich. Ich war sehr harmoniesüchtig und die Personalchefin sagte mir, ich müsse mich mehr behaupten. Mitarbeiter abzumahnen oder ihnen zu kündigen, damit habe ich mich schwergetan. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, mir ging es persönlich nahe und ich hatte Schwierigkeiten mit der Argumentation, obwohl doch der andere den Fehler gemacht hatte. Ich habe zu viel Verständnis gezeigt, anstatt Grenzen zu ziehen. Ich habe mich auch anfangs nicht richtig getraut, meine Ideen durchzusetzen. Wenn ich etwas wollte und meine Abteilungsleiter überzeugen musste, habe ich meine Wünsche unter den Tisch fallen lassen. Nur um dann später zu sehen, das wäre genau das Richtige gewesen. Ich habe mir dann gesagt, als Chefin bin ich zuständig, und habe vor den Besprechungen mit meinen Mitarbeitern meine Argumentation besser ausgearbeitet. Mit allem Wichtigen habe ich mich selber auseinandergesetzt, mir genau überlegt, welche Fragen kommen könnten, welches Für und Wider. So war ich dann für die wöchentliche Abteilungsleiterbesprechung immer super vorbereitet, ich wusste dann auch schon aus Erfahrung, wer welche Fragen stellen würde.
Und dann wurde ich zunehmend ernst genommen. Der Erfolg hat mir Gehör verschafft, die Zahlen stimmten und ich wurde relativ schnell akzeptiert. Mein Mann ist Lehrer und hatte eine neutrale Perspektive. Mit ihm habe ich mich oft besprochen und er hat mir auch gute Hinweise gegeben, beispielsweise bei bestimmten Themen noch zu warten. Die Personalchefin und der Deutschlandchef haben mich auch immer bestärkt und mir Mut
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