Spielregeln im Job durchschauen
Soziologin und Betriebswirtschaftlerin, hatte in den 1970er-Jahren diesen Begriff für die Tatsache geprägt, dass Frauen als Vertreter einer Minderheit als »typisch Frau« und nicht als Individuen angesehen werden. Heute geht man davon aus, dass Frauen in Führungspositionen mindestens einen Anteil von 30 Prozent überschreiten müssen, um nicht mehr als Minderheit, sondern als normal und alltäglich angesehen zu werden. Es lohnt sich, immer zu überlegen, wie Frauen selbst andere Frauen fördern und unterstützen können: indem sie als Personalverantwortliche gezielt Frauen vorschlagen, indem sie Kolleginnen für bestimmte Positionen empfehlen oder indem sie Kolleginnen in Besprechungen unterstützen, damit diese gut dastehen und weiter gefördert werden.
Sich mit den informellen Macht-Spielregeln zu beschäftigen, bedeutet das nicht, zu vermännlichen? Wo bleiben die weibliche Sicht und die weiblichen Fähigkeiten?
Dass es sich sehr wohl lohnen kann, den eigenen Handlungsspielraum zu erweitern, zeigt eine amerikanische Untersuchung von 2011. Sie belegt, dass Frauen, die sich wie Männer verhalten können – aber nicht müssen –, erfolgreicher sind. Aggressive, selbstbewusste und zuversichtliche Frauen, die ihr Verhalten der Situation anpassen können, steigen im Business erfolgreicher auf als Männer oder andere Frauen. Olivia O’Neill und Charles O’Reilly von der amerikanischen Stanford Graduate School of Business wiesen dies in ihrer Studie mit 132 Teilnehmern eindrucksvoll nach. Die Forscher fanden heraus, dass manche Frauen mit stärkeren männlichen Verhaltensweisen sich selbst gut steuern konnten. »Chamäleonartig« würden sie sich in ihre soziale Umgebung einfügen und ihr Verhalten entsprechend anpassen. Eher männlich wirkende Frauen – also aggressive, selbstbewusste und zuversichtliche Frauen – mit hoher Selbstkontrollkompetenz wurden anderthalbmal mehr befördert als Männer und zweimal mehr als weiblich wirkende Männer – unabhängig von der jeweiligen Selbstkontrollkompetenz der Männer. Und sie wurden ebenfalls anderthalbmal mehr befördert als weiblich wirkende Frauen. Aber was noch viel auffallender ist: Sie wurden sogar dreimal öfter befördert als Frauen mit maskulinen Eigenschaften, aber niedriger Selbstkontrollkompetenz. Männliches Verhalten allein führt daher offenbar nicht unbedingt zum Erfolg.
Frauen, die an sich glauben, müssen sich also nicht grundsätzlich zwischen männlichem und weiblichem Verhalten entscheiden. Und es ist auch gar nicht nötig, dass sie auf weiblichen Qualitäten wie eine starke inhaltliche Orientierung oder gut ausgeprägte Beziehungsfähigkeit komplett verzichten. Wichtig ist nur, dass sie sich selbst kontrollieren, wann sie wie reagieren wollen. Dann haben Frauen die besten Chancen!
Zehn Spielregeln
1. Macht ist großartig!
2. Es gibt immer einen Platzhirsch
3. Am Ende zählt nur das Ergebnis
4. Mut zum Risiko hilft beim Vorankommen
5. Jungs spielen lieber mit Jungs und Old Boys helfen sich
6. Verbündete werden gepflegt
7. Fleiß allein gilt im Job nicht viel
8. Gesichtsverlust ist gefährlich
9. Wer fragt, hat schon verloren
10. Im internationalen Business punkten
1. Macht ist großartig!
Für Männer ist Macht etwas Positives, sie wollen etwas zu sagen haben. Macht bedeutet für sie die Möglichkeit, das erste Wort zu haben, Entscheidungen zu treffen und zu bestimmen, wo’s langgeht. Es ist für sie selbstverständlich, dass es im Job-Spiel darum geht, möglichst mächtig und materiell erfolgreich zu werden. Dies ist die wichtigste und elementarste Spielregel in einem beruflichen Umfeld, in dem männliche Führungskräfte in der Mehrheit sind. Das ist nicht ohne Risiko. Die Finanzkrise zeigt es deutlich: Überzogenes Macht- und Gewinnstreben kann ganze Volkswirtschaften ruinieren. Die Akteure, die dieses Desaster zu verantworten haben: meist männlich. Mit den Lehman Sisters wäre das nicht passiert, hieß es schon kurz nach den ersten Krisenmeldungen über den Niedergang der Finanzbranche. Kann schon sein, da Frauen meist stärker darauf achten, Ressourcen zu schonen, und auch langfristige Folgen im Blick haben. Trotzdem wehre ich mich dagegen, dass Frauen die »besseren« Menschen seien. Das versperrt den Blick darauf, dass sich zwar beide Geschlechter unterschiedlich verhalten und unterschiedlich kommunizieren, beides aber jeweils seine Vorteile hat. Zur Krise kommt es, wenn eine Verhaltensweise exzessiv betrieben wird und
Weitere Kostenlose Bücher