Spielregeln im Job durchschauen
neue Aufgaben annehmen, sondern auch im alltäglichen Berufsleben. Frauen haben oft den Anspruch, 150 Prozent zu erfüllen, Männern reichen dagegen meist 70 bis 80 Prozent. So neigen Managerinnen dazu, erst einmal alle Infos gründlich abzuwägen. Wie alles hat auch dieses Vorgehen zwei Seiten: Die Entscheidung kann zwar nicht sofort erfolgen, ist dafür aber abgesichert. Vielleicht hängt das mit einer ganzheitlicheren Sichtweise bei Frauen zusammen. Sie versuchen die Entscheidung mit all ihren langfristigen Konsequenzen zu sehen. Die Chance dieses Vorgehens liegt in der großen Umsicht. Die Gefahr besteht darin, Zeit zu verlieren und handlungsunfähig zu werden, weil man sich vor dem Eintreten der Konsequenzen scheut. Und oft wird übersehen, dass die Entscheidungen nur für die nahe Zukunft getroffen werden müssen.
Hilfreich ist es, sich noch einmal die Unterschiede zwischen männlichem »Jagdverhalten« und weiblichem »Sammelverhalten« deutlich zu machen. Männer verfolgen ein Ziel, egal, ob es das Risiko in sich birgt, dass ihre Füße blutig werden. Das Ziel muss erreicht werden – auch wenn das mit Risiken verbunden ist. Dann folgt der kurze Glücksmoment, sich kurz als Held zu fühlen und zu feiern, aber dann kommt schon das nächste Ziel. Frauen neigen eher zu einer Hege- und Pflegementalität. Sie säen und züchten und haben den langfristigen Erfolg im Auge. Viele Frauen kennen Situationen, in denen sie langen Atem beweisen, investieren, Mitarbeiter halten, etwas aufbauen wollen, während männliche Vorgesetzte vorrangig an den Erfolg im nächsten Quartal denken. Die nachhaltige Sichtweise der Frauen ist zukunftsweisend und Erfolg versprechend. Aber manchmal ist es auch so, dass in der Wirtschaft erst einmal Erfolge zu sehen sein müssen. Für die Performance von Frauen ist es empfehlenswert, die langfristige Sicht nicht aufzugeben, aber auch kurzfristige Erfolge im Fokus zu haben.
Ihr Trainingsplan »Ran ans Risiko«
Auch wenn es Ihnen fremd ist, im Job Risiken einzugehen, können Sie das lernen. Am besten Schritt für Schritt in Ihrem ganz persönlichen Trainingscamp. Stellen Sie sich einen Trainingsplan mithilfe folgender Fragen zusammen:
Was hat Ihnen in der Vergangenheit dabei geholfen, im Job Risiken einzugehen?
Welche Art von Unterstützung brauchen Sie noch, damit Sie im Job Risiken eingehen können?
Welches Motto hilft Ihnen bei Misserfolgen?
Bei welchen fünf kleinen Aufgaben können Sie in der nächsten Zeit trainieren, Risiken einzugehen?
Wie belohnen Sie sich dafür, dass Sie es gewagt haben – egal, ob der Versuch erfolgreich ausging oder nicht?
Und dann legen Sie los:
Spielfreude trainieren
Wie nützlich es ist, den Spielgedanken konsequent anzuwenden und risikofreudiger zu werden, zeigt das Beispiel einer freiberuflichen Journalistin, die gelernt hat, es nicht mehr persönlich zu nehmen, wenn sie einen Auftrag mal nicht bekommt:
Wenn sie Redaktionen Themenvorschläge anbot, fühlte sie sich als Bittstellerin und erhoffte unmittelbar positives Feedback: »Kam dann tatsächlich eine Absage, war ich wie am Boden zerstört.« Ihre Mentorin, eine erfahrene Journalistin, gab ihr den Rat, mit der Situation spielerischer umzugehen. Das heißt, beim Anbieten von Themen das Ganze wie ein Spiel zu betrachten, bei dem der Ball locker hin- und hergeworfen wird und es vielfältige Gründe für Absagen geben kann. Das half ihr, jede Absage nicht gleich persönlich zu nehmen. Ein weiterer Effekt war, dass sie die Zahl und den Zeitaufwand für Themenvorschläge erhöhte, weil sie sich die potenzielle Gefahr einer Absage nicht mehr so zu Herzen nahm. Die Folge: Sie erhielt mehr Aufträge und konnte mehr Beiträge unterbringen. Und das Risiko, Geschichten anzubieten, auch auf die Gefahr hin, dass sie abgelehnt werden, lohnte sich noch aus einem anderen Grund: »Bei den meisten Auftraggebern gelten sinnvolle Vorschläge als eine Art Visitenkarte für die eigene Arbeit. Auch wenn gerade kein Platz ist, bleibt trotzdem ein guter Eindruck – die kümmert sich um ihr Gebiet und hat die wichtigen Termine im Blick –, und so beauftragten mich Redaktionen später dann oft doch noch.«
Dieses Beispiel lässt sich auch auf andere Jobsituationen übertragen. Egal, ob als Selbstständige oder als Festangestellte: Wenn Sie das Risiko eingehen, Ihre Arbeitskraft anzubieten, zeigen Sie damit Einsatzbereitschaft – auf die die andere Seite auch später zurückkommen kann. Wenn Sie sich zum Beispiel für eine
Weitere Kostenlose Bücher