Spielregeln im Job durchschauen
»Frauen, die aufstiegsorientiert sind, sind für Männer besonders bedrohlich. Für sich selbst wissen sie, wie das Spiel läuft. Aber wie Frauen das machen, in diesem Spiel mitzuhalten, ist ihnen irgendwie nicht ganz erklärlich und damit nicht ganz geheuer.« Lieber halten sie sich an das Bewährte und spielen weiter mit Jungs.
Und dafür finden sie auch immer wieder vermeintlich gute Gründe. Das zeigt eine Studie des Sinus-Instituts in Heidelberg. Bei einer Befragung männlicher Führungskräfte ermittelte Carsten Wippermann, dass drei Mentalitätsmuster die »gläserne Decke« absichern, die Frauen daran hindert, aufzusteigen. Der konservative Typus lehnt Frauen qua Geschlecht ab und möchte sie nicht im Vorstand haben. Der zweite Typus hat eine emanzipierte Grundhaltung, meint aber, dass Frauen chancenlos seien, weil sie für das Topmanagement zu wenig Härte besäßen. Der dritte Typus meint, das Geschlecht spiele bei der Besetzung keine Rolle, aber es gäbe nicht genügend Frauen, die für eine Führungsposition authentisch und flexibel genug sind. Egal, welche Erklärung, der Effekt ist immer derselbe: »Frauen sollten besser draußen bleiben«.
Die sozialen Gruppen in der Kindheit
Die Bedeutung der Spiele ist für die Ausprägung unterschiedlicher Geschlechterkulturen nicht zu unterschätzen. In ihrer Psychologie der Geschlechter erweitert Eleanor E. Maccoby das klassische Modell, das die Unterschiede zwischen den Geschlechtern auf die unterschiedliche Sozialisation von Jungen und Mädchen durch Erwachsene zurückführt. Sie hält dieses Modell für zu eng gefasst und verlangt, die Aufmerksamkeit weniger auf das Individuum als auf die soziale Gruppe zu lenken. Ihre These ist, dass ein Großteil der Verhaltensunterschiede zwischen Männern und Frauen vom Gruppenkontext abhängig sei. Die Ursache dafür seien getrennte Kulturen von Jungen und Mädchen, also eine weitgehende Geschlechtertrennung in der Kindheit.
Im Alter von zwei bis drei Jahren können Kinder die eigene Person eindeutig als weiblich oder männlich einordnen. Dieses Bewusstsein setzt einen Prozess in Gang, in dem Kinder aktiv Persönlichkeitsmerkmale annehmen, die ihrer Meinung nach zur Geschlechtsidentität gehören. Schon früh sortieren Kinder Spielzeug, Kleidung und Aktivitäten danach, ob sie »für Jungen« oder »für Mädchen« sind. In Übereinstimmung mit der festgestellten Geschlechtsidentität und den von Eltern und Erzieherinnen und Erziehern vermittelten Stereotypen wählen Kinder ihre Aktivitäten und Werturteile aus. Die stärkste Orientierung des eigenen Verhaltens an gesellschaftlichen Rollenbildern geschieht zwischen dem fünften und achten Lebensjahr; danach werden die Geschlechterkonzepte wieder flexibler. Viele Bereiche der Arbeitswelt, wie etwa Vorstandsetagen, vermitteln allerdings heute noch den Eindruck, sie seien »nur für Jungs«.
Warum Jungen nicht mit Mädchen spielen und umgekehrt
Parallel zur Entdeckung und Herausbildung der eigenen Geschlechtsidentität mit ungefähr drei Jahren beginnt die Bevorzugung gleichgeschlechtlicher Spielgefährten. Mädchen spielen am liebsten mit Mädchen, Jungen mit Jungen. Diese Entwicklung beginnt im Kindergarten und wird in der Schule noch offensichtlicher. Die Forschung hat interessanterweise herausgefunden, dass dieses Muster nicht auf das Diktat von Erwachsenen zurückzuführen ist, sondern die eigene Wahl der Kinder widerspiegelt. Es sieht so aus, als ob sich Jungen sehr deutlich über die Abgrenzung von Mädchen definieren. Sie lehnen das andere Geschlecht und »weibliche« Aktivitäten ab und legen großen Wert darauf, nicht als »mädchenhaft« zu gelten. Entsprechende Spielsachen oder Aktivitäten sind tabu. Mädchen sind dagegen eher bereit, sich Jungenspielen anzuschließen. Ein Mädchen kann sich für männliche Aktivitäten und Spielgefährten interessieren, ohne von ihren Freundinnen abgelehnt zu werden. Umgekehrt gilt das nicht: Die meisten Jungen werden von ihren Spielgefährten gehänselt, wenn sie sich an Mädchenspielen beteiligen.
Zusätzlich grenzen sich Jungen stärker gegen die Erwachsenenwelt ab als Mädchen. Der Kontakt zur Mutter wird mit zunehmendem Alter seltener, und sie orientieren sich überwiegend an ihren Altersgenossen. Ungefähr ab sechs Jahren suchen Jungen Männlichkeit, zum Beispiel in Cliquen und in Ritualen. Ein Problem ist sicherlich die Nichtexistenz von männlichen Erziehern in Kindergärten und die mangelnde Bereitschaft von
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