Spielregeln im Job durchschauen
Frauennetzwerk kennt: »Das macht mehr Spaß als mit männlichen Kollegen, weil mit Frauen das Gespräch viel persönlicher ist.« Das stimmt, beinhaltet aber auch eine Gefahr: Frauen sollten bei der Suche nach Verbündeten nicht unreflektiert in die Freundschaftsfalle tappen und ein zu enges Verhältnis etablieren. Sonst geraten sie leicht in innere Konflikte, wenn es später unterschiedliche Auffassungen zu Inhalten, Ideen oder Vorgehensweisen gibt.
Frauen gelten zwar als kommunikativer als Männer, doch diese Fähigkeit setzen sie zu wenig ein, wenn es um ihr berufliches Vorankommen geht. Sie verschenken durch mangelnde Netzwerkpflege jede Menge Potenzial. Das geht aus einer Analyse des Business-Netzwerks XING hervor, das die sozialen Verbindungen der rund elf Millionen Mitglieder anonym auswertete und qualitative Interviews mit Headhuntern führte. Wenn Headhunter Kandidaten, darunter auch häufig Selbstständige, fragen, ob sie andere Kollegen empfehlen könnten, antworten Frauen sehr vorsichtig, während Männer häufig ihre Kollegen ins Spiel bringen. »90 Prozent aller Empfehlungen für andere Kandidaten kommen von Männern«, schildert ein Recruiter, »Frauen hingegen meinen oft, niemand Geeignetes zu kennen.« Die Befragten stimmen überein, dass Männer viel eher berufliche Netzwerke bilden, um einander zu unterstützen. Frauen sollten sich jedoch deutlich machen, dass es nicht darum geht, dass ihre Empfehlungen zu 100 Prozent passen müssen. Frauen sollten also die Hürde, wen sie unterstützen oder von wem sie unterstützt werden möchten, nicht zu hoch hängen.
Kontakt herstellen und pflegen
Wie bringt man den anderen dazu, mit einem kooperieren zu wollen? Sympathie und Vertrauen sind auf jeden Fall wichtige Grundlagen. Beides, so Wirtschaftspsychologe Wottawa, wird wesentlich bestimmt durch Ähnlichkeit. Aber wie kann eine Frau einem Mann ähnlich werden? Die Suche nach Verbindendem spielt bereits eine große Rolle, um Kontakt zu Old Boys zu pflegen. Wenn man nach Verbündeten Ausschau hält, ist es natürlich noch wichtiger, die Gemeinsamkeiten herauszustreichen. Suchen Sie sie auf folgenden Ebenen:
Normen und Werte
Persönlichkeitsmerkmale
Bewertungssysteme
gemeinsame Interessen
gemeinsame Ziele
interessante Visionen
Die Art, Kontakte herzustellen und zu pflegen, wird, je nachdem, wie weit Sie in der Organisation von Ihrem potenziellen Verbündeten entfernt sind, jeweils unterschiedlich ausfallen. Das sind die wichtigsten Wege:
Themen
Nicht alle möglichen interessanten Verbündeten werden für Sie auch realistischerweise erreichbar sein – einfach, weil sie in der Hierarchie zu weit weg sind. Überlegen Sie, welche Themengebiete für diese Personen spannend sind, sodass Sie eventuell über diese Themen einen Kontakt knüpfen können. So können Sie zum Beispiel aktiv nach firmenrelevanten Themen suchen, die zwischen Ihnen und Ihrem potenziellen Verbündeten eine gemeinsame Basis schaffen können. Eine Managerin in der Pharmaindustrie informierte den neuen Geschäftsführer ihres Unternehmens über diese Themen per Mail, »damit er meinen Namen schon mal mitbekommt«.
Mit Vorteilen überzeugen
Gerade wenn man besondere Aufgaben lösen muss, bestimmte Entscheidungen in die Wege leiten oder seinen Job wechseln möchte, sind Verbündete besonders wichtig. Eine Abteilungsleiterin, die an einem wissenschaftlichen Institut arbeitete, hatte große Sorge, dass ihr Chef, der sie sehr gefördert hatte, verärgert sein könnte, weil sie zu einem anderen Institut wechseln wollte. Im Coaching erarbeitete sie eine Strategie, den Vorgesetzten in den Wechsel einzubinden und die Vorteile für ihn herauszuarbeiten, zum Beispiel eine mögliche engere Zusammenarbeit der Institute. Genau das ist inzwischen geschehen, sodass alle Beteiligten profitiert haben und die Unterstützung durch den Exchef auch in Zukunft vorhanden ist.
Andere einbeziehen
Gute Erfahrungen hat Susanne Freilinger, Vertriebsexpertin bei einem Konsumgüterhersteller, damit gemacht, Kollegen anderer Abteilungen in Prozesse mit einzubinden. Auf diese Weise hat sie starke Verbündete im Bereich Marketing gefunden. Ihre Strategie: Sie nimmt einzelne Marketingproduktmanager zu ihren Terminen mit und lässt sie beim Kunden ihr Produkt präsentieren. Die Marketingmanager freuen sich, dass sie ihr Produkt vorstellen können, und Susanne Freilinger weiß, dass der Kunde so das Maximum an Informationen erhält – und die Marketingmanager sind ihre
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