Spielregeln im Job durchschauen
nicht nur in Sachen familienfreundliche, flexible Arbeitszeitregelungen und Kinderbetreuungsmöglichkeiten, sondern auch, ob es dort bereits tatsächlich einen erklecklichen Anteil an Frauen in Führungspositionen gibt.
6. Verbündete werden gepflegt
Frauen sind gut ausgebildet, engagiert und inzwischen auch in Netzwerken aktiv – warum brauchen sie Verbündete? Immer noch wird behauptet, dass Frauen vor allem wegen ihrer Kinder ihre Karriere nicht fortsetzten. Offenbar entspricht das in dieser Eindimensionalität nicht den Tatsachen. Denn das Thema »Kinder« gab nur jede zehnte Managerin als Problem an, die Sonja Bischoff in ihrer Studie »Wer führt in (die) Zukunft?« befragte. Das größte Hindernis für weibliche Chefs sind nach wie vor die Vorurteile, die man ihnen entgegenbringt. Ein Viertel der Managerinnen gab an, dass ihnen Führungskompetenzen schlicht abgesprochen werden. Das hat sich in den letzten 25 Jahren nicht geändert: »Die persönlichen Erfahrungen von Diskriminierung der Managerinnen sind heute genauso häufig wie im Jahr 1986«, sagt Bischoff. Es ist also für Frauen besonders wichtig, Unterstützer zu haben, die ihnen vorurteilsfrei begegnen, ihnen Anerkennung verschaffen und ihnen helfen, sachlich wichtige Dinge voranzubringen.
Wer hält die Fäden in der Hand?
Während Frauen noch einmal am Bericht feilen, das Protokoll der letzten Besprechung tippen oder dem neuen Kollegen das Computerprogramm erklären, sind Männer unterwegs, um ihre Verbindungen zu pflegen. Hier ein wichtiges Mittagessen, da der Besuch einer Konferenz, dort ein Termin. Das schafft nicht nur ein gutes Klima, weil ein persönlicher Kontakt entsteht, sondern auch Verbündete, die inhaltlich am selben Strang ziehen. Männer wissen, wer dafür infrage kommt, sie bei ihren Plänen zu unterstützen, und wer nicht. Es ist ihnen klar, wer im Machtgefüge des Unternehmens wichtig ist. Sie denken in Kategorien wie »Bereich« oder »Revier«. Sie wissen bei geplanten Veränderungen in der Organisation sofort, was das für den eigenen Bereich und die Bereiche der Kollegen bedeutet und wie sie das in ihre Überlegungen mit einbeziehen müssen.
Frauen ist diese Denkweise meist fremd, »weil es doch auf die Sache ankommt«. Nicht verwunderlich also, dass die Berliner Soziologieprofessorin Christiane Funken bei ihren Forschungen Folgendes festgestellt hat: Wenn man Frauen, die eine neue Stelle antreten, fragt: »Was machen Sie als Erstes im Unternehmen?«, sagen fast alle Frauen: »Ich arbeite mich ein.« Männer dagegen sagen: »Ich schaue, wo’s langgeht, wer die Fäden in der Hand hält.« Männer erstellen eine Art soziales Organigramm, in dem auch informelle Machtstrukturen berücksichtigt sind. Anders die Frauen: Sie neigen dazu, sich in die Gruppe zurückzuorientieren.
Reflektieren Sie, ob Sie auch dazu tendieren, und ergreifen Sie gegebenenfalls Gegenmaßnahmen. Wenn es Ihnen beispielsweise persönlich wichtig ist, bei Teammeetings mit Ihrem Vorgesetzten alle Beteiligten anzusprechen, überlegen Sie, wann Sie die Unterstützung Ihres Vorgesetzten dringend brauchen, und richten Sie sich dann direkt an ihn als »Nummer eins«. Und: »Man braucht immer zwei Chefs, die einen unterstützen: den direkten Chef und den darüber.« Diesen Satz hörte »High Potential« Katja Mohrhusen von einem Geschäftsbereichsleiter beim Einführungsprogramm für Nachwuchskräfte ihres Unternehmens. Für sie ein Schlüsselsatz, der sie auch heute immer noch nach möglichen Verbündeten Ausschau halten lässt.
Tragfähige Verbindungen gehören zum Job
Zu denken, dass Sie sich nur auf die Inhalte Ihrer Arbeit verlassen zu brauchen, damit es gut läuft, ohne sich um Kontakte zu anderen Abteilungen und zu Vorgesetzten weiter oben zu bemühen, ist einer der größten Irrtümer von Frauen im Berufsleben. Erweitern Sie Ihren Blickwinkel. Üben Sie im Gedankenspiel, Machtkategorien einzubeziehen. Und vor allem: Suchen Sie sich Verbündete. Auch wenn Sie sich heute gar nicht vorstellen können, wofür Sie sie vielleicht jemals brauchen können. Je länger Sie im Job sind, desto mehr Situationen werden auf Sie zukommen, in denen es äußerst nützlich ist, Verbündete zu haben. Das gilt heute noch viel mehr als früher, da sich die festen Strukturen in der Arbeitswelt zunehmend auflösen, Matrixorganisationen immer häufiger werden, die Geschwindigkeit des Wandels rasant zunimmt und Sie sich immer wieder neuen Herausforderungen stellen müssen.
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