Spielregeln im Job durchschauen
Veränderungsvorschlägen umgegangen? Hat Ihnen schon einmal jemand beiläufig so etwas gesagt wie »Ach, beim Thema ›Reisekosten‹, da wird sich nie was ändern ...«? Überlegen Sie sich, ob es taktisch klug ist, den Vorschlag tatsächlich zu bringen. Wenn er einmal auf dem Tisch liegt und wichtige Personen sich darüber ärgern, dass das Thema überhaupt zur Sprache kommt, haben Sie möglicherweise wichtige potenzielle Verbündete vergrault, ohne es zu wollen. Was tun? Nie wieder etwas sagen? Natürlich nicht, aber vorher genau darüber nachdenken, ob es Sinn macht oder nicht.
Die Vertriebsverantwortliche Freilinger hat es nach und nach geschafft, viele Dinge zu verändern, von denen es vorher hieß, dass daran nicht gerüttelt werden dürfe. Heute sind die neuen Abläufe, etwa dass die Produktmanager die Vertriebskollegen zum Kunden begleiten und selbst ihr Produkt vorstellen, Teil ihrer persönlichen Erfolgsstrategie.
7. Fleiß allein gilt im Job nicht viel
Schon in der Schule sind Mädchen oft die Fleißigeren mit den besseren Leistungen. Eine sinnvolle Strategie, die ihnen gute Noten und Studienplätze einbringt. Komplexer wird es in der Arbeitswelt. Gute Leistung zählt auch hier – allerdings muss sie meist nicht sehr gut oder außergewöhnlich sein. Und anders als für schulischen Erfolg und auch um ein Studium gut abzuschließen, ist es im Job nötig, sich in einer Dominanzhierarchie durchzusetzen. Das übersehen immer noch viele Frauen, die ihr berufliches Selbstwertgefühl vor allem mit Leistung verbinden.
Deshalb argumentieren auch immer noch Frauen gegen eine Quotenregelung in der Wirtschaft (allerdings sind es schon erheblich weniger als noch vor ein paar Jahren). Ein »fleißiges Lieschen« muss natürlich gegen die Quote sein, da es sich die Argumentation vieler Männer zu eigen macht, dass dann Frauen befördert würden, die gar nicht qualifiziert genug seien. Was nicht stimmt, da bei der Quote immer darauf geachtet wird, dass sie auf gleich qualifizierte Bewerber angewandt wird. Aber nichts ist schlimmer, als wenn man den Frauen ihre Leistung absprechen möchte und sie als Quotenfrau bezeichnen würde. In den 1980er-Jahren war »Karrierefrau« das Schimpfwort, heute ist es die »Quotenfrau«. Es fehlt die Haltung »So what?«. Selbstbewusste Frauen könnten sich sehr wohl auf den Standpunkt stellen: »Ja, ich bin eine Quotenfrau, und ich weiß, was ich kann und leiste.« Einige tun das auch inzwischen, und in den nächsten Jahren werden es sicher mehr. Interessant ist auch die Frage, ob die rund 97 Prozent Männer, die heute in den deutschen Vorstandsetagen zu finden sind, tatsächlich ausschließlich wegen ihrer Leistungen dort sitzen.
Im Beruf hat gute Leistung vor allem die Funktion einer Eintrittskarte. Spätestens seit George Orwells Animal Farm wissen wir: Alle Tiere sind gleich, und manche Tiere sind gleicher. Das eigentliche Spiel um einen guten Platz in der Rangordnung beginnt dann, wenn es Positionen zu erringen gibt. Vielen Männern, die genau wissen, welche Arbeiten sie nicht an die Spitze bringen, hilft ein Phänomen: Meist ist das fleißige Lieschen schon da, um ihnen genau diese Arbeiten abzunehmen – in der Hoffnung, dass die zuverlässige Erledigung möglichst vieler solcher Aufgaben ihnen das entsprechende Ansehen bringt.
Der Wirtschaftspsychologe Heinrich Wottawa hat in seiner Langzeitstudie zu Leistungspotenzialen von Hochschulabsolventinnen verschiedener Fachrichtungen folgende Unterschiede zu männlichen Hochschulabsolventen herausgefunden. Die Frauen sind
zuverlässiger (54 zu 45 Prozent),
legen mehr Wert auf Selbstmanagement (53 zu 46 Prozent),
streben nach sozialer Akzeptanz (51 zu 42 Prozent),
vermeiden Misserfolge (59 zu 45 Prozent).
Doch Fleißkärtchen befördern keine Karriere. Für Aufgaben mit mehr Verantwortung – meist im Hierarchiesystem weiter oben angesiedelt – empfehlen Sie sich nicht dadurch, dass Sie noch mehr leisten, sondern dass Sie deutlich machen, dass sie die Richtige für den Job sind.
Klebriger Boden
Wenn Frauen trotz guter Leistungen nicht aufsteigen, versuchen sie, nach dem Prinzip »Mehr desselben« noch mehr zu leisten. Das kennen Sie? Dann machen Sie sich klar, dass das diverse Folgen haben kann, aber in der Regel nicht die gewünschten. Die Arbeit wird noch anstrengender, und da meist eine Beförderung ausbleibt, auch frustrierender. Und: Wer sich durch Leistung beweisen muss, anstatt Ansprüche anzumelden, hat automatisch
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