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Spieltage

Spieltage

Titel: Spieltage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Reng
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Endspiel des Europapokals der Pokalsieger beim 3:4 gegen den FC Barcelona einen Abend geschaffen, der blieb. Später in jener Nacht war im Hotel Zum Goldenen Knopf in Bad Säckingen nahe der Schweizer Grenze die Blumendekoration verschwunden. Werner Faßbender aß sie auf. Nelken, mit Pfeffer und Salz. Es musste doch etwas für die Stimmung getan werden auf dem Festbankett nach der Niederlage gegen Barcelona.
    Also, schloss Faßbender ihr Gespräch, bei dem wie immer hauptsächlich er gesprochen hatte, in Düsseldorf war es ganz einfach: Zweimal im Jahr kamen die Leute immer zur Fortuna – um Bayern und Mönchengladbach zu sehen. Wenn sie bei der Fortuna wollten, dass die Leute öfter kamen, mussten sie bloß erfolgreich wie die Bayern oder Mönchengladbach spielen.
    Die Erwartung, Herausragendes bieten zu müssen, kroch in Heinz Höhers Gedanken. Er hatte die Fortuna vom Abstiegsrang ins hintere Mittelfeld geführt, am Ende der Saison sollten sie 13. werden, das war in Ordnung, und das würde nächste Saison nicht reichen. Er hatte noch nie solch eine begabte Mannschaft trainiert, die Allofs-Brüder Klaus und Thomas, Gerd Zewe, Wolfgang Seel. Aber es war eine Mannschaft nach dem Erfolg, mit einer außergewöhnlich hohen Zahl von Überdreißigjährigen. Sie hatten ihre Zeit in den Pokalendspielen gehabt. Bei dem Minus, das sie im halb leeren Stadion einfuhren, war auch noch zu befürchten, dass sie zumindest einen Allofs verkaufen mussten. Wenn er hier den hohen Erwartungen entsprechen wollte, musste er bei der Vertragsverlängerung sicherstellen, dass er die Mannschaft trotz der unbarmherzigen Finanzen ordentlich umbauen durfte. Diese Forderung würde er nur mit äußerstem Druck durchsetzen können, aber da, glaubte Heinz Höher, kannte er sich aus: Er würde wieder einmal seinen Rücktritt vortäuschen, damit das Präsidium dann alle seine Forderungen erfüllte, um ihn zum Bleiben zu bewegen.
    Am Mittwoch vor Ostern 1981 erschien er bei Benno Beiroth und Werner Faßbender auf der Geschäftsstelle, um die Zukunft zu planen.
    Er habe es sich gut überlegt, sagte Heinz Höher, er werde den Vertrag nicht verlängern. Es habe beim Sieg über 1860 München ja schon vereinzelt Rufe gegen ihn gegeben, er habe nicht das Gefühl, hier die Erwartungen erfüllen zu können.
    Eine ideale Vorlage, damit Beiroth und Faßbender sagen konnten: Moment! Lassen Sie uns doch erst mal reden, was wir tun können.
    Beiroth sagte: Mit allem habe er gerechnet, aber nicht damit.
    Faßbender sagte, da sei er platt.
    Sie riefen den Präsidenten Hans-Georg Noack an. Der Höher will gehen.
    Das könne er nicht glauben, sagte Noack. Hat er einen anderen Verein?
    Nein, er hat gar nichts. Nur ein Gefühl: Er könne hier die Erwartungen nicht erfüllen.
    Tja, wenn Heinz Höher das sagte. Dann war da wohl nichts mehr zu machen.
    In der Rheinischen Post versuchte Sportredakteur Friedhelm Körner seine Verblüffung zu zügeln. Heinz Höher ging! Das war ein Knaller. Das war kaum nachvollziehbar. Was er mit der Fortuna erreicht hatte, konnte sich sehen lassen, und es hatte nur in einem Spiel ein paar Rufe gegeben, es hatten doch nur ein paar Kinder geschrien, die auf Krawalle aus waren. »Hat der Trainer zu früh resigniert?«, fragte Körner.
    Doris Höher verstand die Welt nicht mehr und ihren Mann noch weniger. Warum warf er einfach so hin, und was wolle er denn jetzt machen?
    Das wisse er nicht, gestand Heinz Höher.
    Aber warum? Warum?
    Heinz Höher traute sich nicht einmal, seiner Frau die Wahrheit zu sagen, dass sein Bluff nicht aufgegangen war. Er fühlte, er konnte nicht mehr zurück. Er musste die Rolle zu Ende spielen, in die er geschlüpft war.
    Er sei in Duisburg mit einer kaum bundesligatauglichen Elf gescheitert, das habe ihm in Düsseldorf nächste Saison auch gedroht, das wolle er nicht noch einmal erleben, sagte er Doris. »Was Fortuna vor allen Dingen braucht, ist ein Trainer, der Kredit hat. Ich habe in der kurzen Zeit gespürt, dass ich den in Düsseldorf nicht habe«, sagte er den Sportredakteuren.
    Und vermutlich konnte er nicht erwarten, dass jemand sagte: Aber das ist doch Unsinn. Sie müssen bleiben! Auch wenn das alle dachten, er selbst auch.
    Doris bemühte sich, ihm gegenüber Verständnis aufzubringen. Im Tennisklub in Bochum sagte sie zu ihren Partnerinnen: Jetzt soll er mal sehen, wie er da wieder rauskommt.
    Die Griechen hatten ihn nicht vergessen. Der Kleidergroßhändler am Telefon, den er nie gesehen hatte, dessen

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