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Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Titel: Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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befragen.
    Schon als die Frau ihr öffnete, wusste sie, dass sie gewonnen hatte. Sie passte gar nicht zu Wladi, war überhaupt nicht sein Typ. Diese Frau konnte Wladi schon lang nichts mehr bedeuten. Wahrscheinlich war die Ehe nur aus Geschäftsgründen geschlossen worden, sie hatte Geld, er keines, zum Beispiel. Oder sie hatte ihn mit einer ungewollten Schwangerschaft in die Ehe gezwungen. Sex mit dieser Frau konnte kaum mehr Spaß machen als mit einer komatösen Gummipuppe – kein Vergleich zu dem, was er mit ihr erleben würde – das schied also auch aus. Und Liebe, davon war Maximiliane fest überzeugt, kam jedenfalls nicht in Betracht.
    Diese fette, kleine Frau konnte auf gar keinen Fall seinem Geschmack entsprechen. Aus der Haustür quollen zwei Kinder hervor und tobten in den Garten hinaus. Allesamt Opfer des weiblichen Erbguts. Zu dick mit platten Mondgesichtern. Maximiliane war überzeugt, noch nie zuvor so hässliche und widerwärtige Kinder gesehen zu haben. Wahrscheinlich ist Wladi nicht der Vater, schoss es ihr beruhigend durch den Kopf. Wie hielt er es nur aus, mit diesen Wesen unter einem Dach leben zu müssen?
     
    Ihre Hände strichen über ihren eigenen Körper.
    Sie war gertenschlank.
    Und erst ihr Gesicht. Klassisch schön nannte man Gesichtszüge wie die ihren.
    Nun ja. Heute war der Tag der Tage.
     
    Sofie, die Qualle an der Rezeption, fragte doch tatsächlich, ob sie sicher sei, dass sie jetzt einen Termin habe. Wenn die Verhältnisse endlich öffentlich wären, müsste die dumme Nuss eben umlernen. Jemand wie sie brauchte in Zukunft keinen Termin mehr.
    »Wladimir erwartet mich in genau fünf Minuten«, ließ sie schnippisch auf den Schreibtisch der hirnlosen Molluske fallen und nahm geschmeidig Platz, schlug die Beine aufreizend übereinander, bis ihr Rock an die Schmerzgrenze verrutscht war.
    »Der letzte Patient ist noch nicht raus. Du wirst dich also gedulden müssen.«
    Du! Das musste natürlich auch ein Ende haben.
    Wenn sie und Wladi erst einmal verheiratet waren, würde das ohnehin niemand mehr wagen.
     
    Eine Viertelstunde verging.
    »Möchtest du nicht lieber nach Hause gehen? Bestimmt hast du noch Hausaufgaben zu erledigen. Ich gebe dir einfach einen neuen Termin.«
    »Der Patient ist vielleicht etwas schwierig. Ich warte noch ein paar Minuten«, schlug Maximiliane das Angebot kalt aus und streifte die dumme Meduse mit ihrem arrogantesten Blick.
    Sofie verstand und trollte sich zurück hinter ihr Bestellbuch.
    Doch eine weitere Viertelstunde später baute sie sich wieder vor dem Mädchen auf. »Du solltest jetzt besser gehen. Ganz offensichtlich ist die Behandlung unerwartet problematisch und der Patient benötigt eine umfassende Beratung. Ich gebe dir einen neuen Termin.«
    »Nein!«
    Sofie holte tief Luft – und stapfte plötzlich los. Maximiliane, die gar nicht daran dachte, sitzen zu bleiben, während Sofie womöglich ihrem Chef gegenüber behauptete, Wladi habe für heute keine weiteren Termine mehr, sie, Maximiliane sei wieder gegangen, schob sich dicht an das ausladende Kreuz der Sprechstundenhilfe.
    Sofie blieb vor der letzten Tür stehen und pochte. Zunächst zaghaft, dann energischer. Als auch auf ihr lautestes Klopfen keine Reaktion erfolgte, drückte sie mit grimmigem Gesicht die Klinke herunter.
     
    Maximiliane wurde von einem freundlichen Rettungssanitäter betreut.
    Er erkundigte sich nach Dingen, die im Augenblick unwichtig waren. Vollkommen bedeutungslos.
    Das Einzige von Bedeutung war – Wladimir. Und Wladimir lebte nicht mehr.
    Er hatte auf der Massageliege gelegen. Auf dem Rücken, die Arme ruhten mit den Handgelenken auf der Lehne zweier Stühle, weit ausgebreitet zur Seite. Und das Blut! Unmengen von Blut! Es lief über den Rand der Liege und tropfte von dort in die Lache, die sich darunter auf dem Boden ausgebreitet hatte. Dieses Geräusch würde sie nie wieder loslassen. Bis an ihr Lebensende. Drip, drip, drip.
    Und der Schrei. Gellend, sich überschlagend, nicht menschlich. Sofie, wollte sie sagen, halt die Klappe, hör auf zu schreien.
    Das ging leider nicht. Es war nämlich gar nicht Sofie, die kreischte.
    Die Qualle schlug ihr kräftig ins Gesicht, doch das nützte wohl nur im Fernsehen etwas.
    Maximiliane jedenfalls hatte weitergekreischt, bis der Notarzt das schreckliche, schrille Geräusch ausgespritzt hatte.
     
    Undeutlich merkte sie, dass sich jemand neben sie gesetzt hatte.
    »Mein Name ist Peter Nachtigall. Ich bin von der

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