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Spielzeugsoldaten

Spielzeugsoldaten

Titel: Spielzeugsoldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Filipa Leemann
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mal ihr Kampf gewesen. S ie hatte ihn geführt und ihn gewonnen. A ndererseits, wenn sie Juli jetzt reden hörte, dann klang es sehr eingebildet. Raku hatte seit Jahren keine Zeitung mehr in der Hand gehabt, weil sie wusste wie wenig Relevantes d a rin stand. Die wahren Dinge wurden einfach nicht berichtet.
    „Nein, ich meine ja. “  Was ist los mit mir? Raku hielt ihre Antwort kurz. Sie fühlte sich ertappt.
    „Ich habe nichts S chlechtes geschrieben, Raku. Ich habe geschrieben, wie mutig ihr euch verteidigt habt und dass deine Taktik euch zum Sieg ge führt hat“ , sie überlegte, „ hm, solche Dinge halt.“
    „Aber du hast mich gesehen .“ Es war als wäre es ihr unangenehm.
    Der Gedanke war Raku einige Stunden nach dem Kampf gekommen: Juli hatte ge sehen, wie sie getötet hatte, nicht einen Mann, sondern mehrere und jeden von ihnen heimtückisch aus dem Hinterhalt. Ja, es war ihr einziger Weg zum Sieg gewesen, aber für diese wenigen Minuten, nur für diesen Kampf war Raku Major Avis gewesen. Sie hatte kaltblütig getötet, ohne zu zögern und mit gewohnter Perfektion. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Juli darüber einfach hinweg sah. Wie konnte sie jemanden mögen, der so etwas getan hatte und auch weiter würde tun müssen? Sie wollte, dass Juli sie mochte. Sie wollte alles. Nach all den Jahren war die Bestie Angst endlich stumm, sie hatte einen anderen Grund zu überleben. Es waren nur wenige Tage vergangen seit sie sich zum ersten Mal gesehen hatten. Und doch, was wenn es nur der Krieg ist?
    „Und? Sie hätten uns getötet, wenn du sie nicht getötet hättest.“
    „Du hast a uch getötet heute Nachmittag, tröstet dich das was du gerade gesagt hast?“
    Juli brauchte darüber nicht nach zu denken. Sie schüttelte den Kopf. Natürlich nicht! Aber es war trotzdem richtig. E s war entweder du oder ich, mehr nicht.
    „Mich tröstet es auch nicht. Früher habe ich nicht darüber nachgedacht . M anchmal hat es mir das Kämpfen und das Töten sogar Spaß gemacht.“
    „Und dann?“
    „Ich weiß nicht. Es hörte auf und jetzt “, ihre Stimme wurde noch etwas leiser, dieses sollte niemand hören, „jetzt änder n sich die Dinge. E s passiert un d ich weiß nicht warum. “
    Sie wollte nicht nachdenken, denn sie spürte, dass eine noch viel gefährlichere Idee in ihren Gedanken heranreifte. Leidenschaft und Gier waren schon immer ihre größten Schwächen gewesen. Wenn nun ihr Herz frei war, warum dann nicht auch ihre Gedanken . S ie schloss die Augen. Und wenn es doch nur um die Freiheit ginge, so könnte sie vielleicht verzichten, so wie sie es all die Jahre bisher getan ha tte, aber es ging um mehr. Raku fühlte, wie ihr die Angst stetig die Luft zum Atmen nahm. Es war möglich, dass ihr Pflichtgefühl bald nicht mehr stark genug war, um sie zurückzuhalten.
    ‚Wage es nicht daran zu denken!’ ermahnte sie sich und öffnete die Augen wieder.
    „Ich weiß“ , erwiderte Juli nur kurz und konnte kaum begreifen , wie schwer ihr plötzlich jedes Wort fiel.
    Noch sehr genau erinnerte sie sich daran, wie sie Raku das erste Mal gesehen hatte. An ihre aufr echte, arrogante Körperhaltung. A n den hochmütigen Blick in ihr en Augen, als sie Juli musterte u nd an das was sich in dem Moment änderte als sie sprach, als sie Juli verbot sie zu begleiten. Die Besorgnis in ihrer Stimme. Und d ann der Abend in Rakus Stube und nun ihre st ändige Nähe, ihre Aufopferung.
    ‚Bei Gott, wenn nicht Krieg wäre und eine Frau mit einem Körper wie dem i hren an mir vorbei laufen würde. I ch würde die Straße küssen auf der sie geht, nur um ihr nahe sein zu können. ’
    Rakus Augen funkelten noch immer hin und wie der vor Überheblichkeit und ihr Körper zeigte noch immer keine Spur von Untergebenheit, jetzt jedoch konnte Juli hinter die Fassade sehen. Sie sah auch die Hingabe und den Mut. Raku war intelligent, manchmal sogar witzig, vornehmlich in Gefahrensituationen, wie Juli bemerkt hatte . V ielleicht war es ihre Art ihre Angst und Verletzlichkeit zu überspielen.
    „Ich glaube, ich werde stärker“ , sagte Juli, nachdem sie sich eine Weile lang nur schweigend angesehen hatten.
    „Das ist gut.“  Raku lächelte.
    Was auch immer sie dann dazu brachte, sie wusste es nich t mehr, es war ihr auch egal, aber sie streckte ihre Hand aus und nahm Julis. Eigentlich sollte es nur eine Geste sein, eine Bestätigung, doch Juli ließ nicht los. Juli hielt sie fest, ließ vorsichtig ihre Finger zwischen Rakus

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