Spielzeugsoldaten
Und sie dann auch noch zu schlagen? Es erschien ihnen wie Gotteslästerung, vor allem denjenigen die zum ersten Mal an einem Einsatz mit ihr teilnahmen und sie gestern auch zum ersten Mal im Kampf gesehen hatten. Ihre Kraft und ihr taktisches Geschick hatte alle beeindruckt und sie wussten, dass sie das gestrige Gefecht wahrscheinlich nur überlebt hatten, weil sie unter Major Avis’ Befehl standen. Der Ton in der Einheit war locker und fern des militärischen Drills , aber es hätte niemals auch nur einer von ihnen gewagt Raku anzufassen.
Doch Rakus Lächeln wurde nur noch breiter und sie schubste Juli zurück. Mehr dieser Momente wären nicht schlecht, dachte sie, jedoch nicht unbedingt nahe der Front. Ohne das s sie es beabsichtigt hatte oder irgendetwas dafür getan hätten, drifteten sie aufeinander zu, kamen sie sich näher. Etwas hatte eine solch ungemeine Anziehungskraft, dass es sie nicht hielt. Einer der Soldaten starrte Raku entsetzt an, er konnte nicht recht glauben, was er sah. Wie alle hatte er die abenteuerlichsten Sachen über Raku gehört, aber das s sie scherzen konnte, war nicht dabei gewesen.
Raku drehte sich zu ihm.
„Gibt es ein Problem, Soldat?“
Der Soldat schüttelte schnell den Kopf. „Nein, Major!“
~*~
Sie hielten am Rande der großen Tempelanlage, um ihr weiteres Vorgehen zu besprechen. Kopol und einige andere hatten das nahe Gebiet überprüft und waren übereingekommen , dass sie dort gefahrlos rasten konnten. Bisher schienen die Ruinen tatsächlich verlassen. Exine hatte ihren Standort bestimmt: Sie waren noch fünf Kilometer vom eigentlichen Verlauf der Frontlinie entfernt. Nachdem dieses Gebiet allerdings durch das Verschwinden von Einheit 46-FG seit längerer Zeit unkontrolliert war, konnten sie nicht ganz sicher sein, dass es keine Soldaten der Omina bis hierher geschafft hatten. Schließlich war das gestrige Gefecht Beweis genug dafür, dass die ominischen Truppen durchaus noch in Bewegung waren.
Serro nahm Raku zur Seite.
„Darf ich frei sprechen, Raku?“
Er war sich unsicher, ob er es wagen konnte Raku darauf anzusprechen, aber er hatte in der letzten Nacht einige Gespräche der Soldaten der Einheit mitgehört und war besorgt.
„Natürlich, Serro.“ Raku nickte.
Sie kannte Serro bei weitem am längsten von allen. Man hatte ihn immer wieder aus ihrer Einheit abgezogen, jedoch kehrte er über einige Jahre hinweg immer wieder zurück und begleitete Raku auf ihren Einsätzen. Er war ein zuverlässiger Mann und der Krieg hatte ihn noch nicht ganz so abstumpfen lassen, wie man es erwarten sollte. Vielleicht kam er dem am nächsten, was Raku einen Freund nennen würde. Er war auch der E inzige, der es wagte und durfte mit Raku in vertraut freundschaftlichem Ton zu sprechen.
„Es ist nicht gut, wenn du vor den Augen der Soldaten mit “, er n ickte in Julis Richtung, „ihr, na ja, wie soll ich sagen...“
„Wie bitte?!“ Raku entglitten sämtliche Gesichtszüge.
„Nun ja. Du weißt, wie schnell Gerüchte entstehen.“ versuchte er es etwas zu entkräften.
„Was sollten da für Gerüchte entstehen? Sie ist unserer Einheit zugeteilt worden und ich schütze sie, weil ich das sonst niemandem zumuten kann, fertig.“
Serro nickte. Er war sich sicher, dass Raku hinter dem stand was sie sagte, allerdings konnte er nicht umhin zu vermuten, dass da doch noch etwas mehr war . Er kannte Raku so gut nicht, auch wenn er schon einige Zeit unter ihr gedient hatte . I hre Freundschaft hatte sich doch immer auf professioneller Ebene abgespielt. Ein Privatleben hatten sie ohnehin nicht.
„Ich verstehe. Ich wollte dich nur darauf aufmerksam machen. Deine Arbeit scheint es ja ni cht zu beeinträchtigen, aber du weißt, was für eine Phanta sie diese Kerle haben “, er grinste, vielleicht auch ein wenig um die Anspannung in ihrem Gespräch zu lösen, „und es würde nur zu gut zu deinem Ruf passen.“
Raku räusperte sich und wusste nicht recht, was sie darauf antworten sollte, also beschloss sie es einfach zu ignorieren und sich ihren Männern zuzuwenden. Natürlich war es vermessen gewesen zu glauben, dass die Änderung ihres Verhaltens dem Rest der Einheit verborgen blieb, aber sie hatte nicht bemerkt, dass sie so sehr die Kontrolle darüber verloren hatte. Sie blickte zu Juli rüber, die sich in den Schatten eines Baumes gesetzt hatte und offensichtlich die Zeit und Ruhe sinnvoll nutzte, um zu schreiben. Raku war sich sicher, dass es die ganzen
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