Spielzeugsoldaten
herum der Kampf weiter tobte. In ihrem Herzen herrschte Stille.
Soldat um Soldat kämpften sich Serro und Raku durch die Linie. Juli hatte das Schauspiel entsetzt verfolgt: Das war also der Grund für all diese Geschich ten. Das war Major Raku Avis, die blutdurstigste Soldatin Patronas. Ihr Herz schlug bis zum Hal s, was sie sah widerte sie an. D och es war Raku, dieselbe Frau, die ihr vor wenigen Stunden bedingungslosen Schutz versprochen hatte, die ihre Pflichten und das Gelingen ihres Auftrags zurückstellte, um Julis Sicherheit zu garantieren.
Als die Linien zu dicht wurden für Serro und Raku, zogen sie sich unsichtbar zurück, sie hatten einen kleinen Teil der feindlichen Einheit aussc halten können. Juli schreckte zusammen. G eistesgegenwärtig hob sie ihre Waffe und fe uerte ihre ersten Schüsse ab, die ersten in ihrem ganzen Leben. Ein ominischer Soldat hatte seine Waffe auf Raku gerichtet, als sie in der Deckung verschwand, oh ne dass sie es b emerkt hatte. Kopf oder Brust, nicht Raku. I hre Gedanken tobten ziellos , doch ihre Schüsse trafen.
Drei von fünf Schüssen trafen den Soldaten, blutüberströmt sank er hinter Raku zu Boden, die sich geistesgegenwärtig zu Boden geworfen hatte und sich nun ihrer eigenen Einheit entgegen nach vorn kroch . Jetzt hatte auch der übrig gebliebene Teil der ominischen Einheit bemerkt, dass Serro und Raku sie empfindlich dezimiert hatten. In einem letzten Gewaltakt stürmten sie auf den Befehl eines Offizi ers im Hintergrund nach vorn, ins Feuer von Rakus Spezialeinheit.
Der Kampf dauerte nicht mehr lang. Rakus Taktik war aufgegangen. Die Omina handelten nun kopflos und verloren so Mann um Mann. Ihre Überzahl war dahin.
Als Raku die Deckung erreicht hatte, hinter der sie Juli zurück gelassen hatte, fand sie sie als ein zitterndes Bündel am Boden kauernd. Um sie herum tobte noch immer die Schlacht, die Schreie der So ldaten, die hektischen Befehle. Rakus Einheit, die blind ihre Arbeit tat ohne dass Rakus Befehle nötig waren. Juli war fassungslos: Sie hatte getöte t. Dieser Mann war durch sie gestorben .
Raku griff nach Juli und zog sie zu sich, schütte lte sie. Juli blickte sie an, noch immer zu Tode erschrocken.
„Ich habe getötet“ , flüsterte sie.
„Und ich bin dir sehr dankbar dafür“ , erwiderte Raku ebenso leise.
Es war kein Trost für Juli und doch war ein Teil von ihr froh, denn Raku lebte. Was wäre gewesen, wenn sie nicht geschossen hätte? Konnte es noch schlimmer komme n? Es war schon ein Alptraum. Und wenn Raku nicht wäre? Sie hätte nie g edacht, das einmal zu denken, ohne Vorwarnung drehte sich Juli um und erbrach sich, während ihr die Tränen heiß über die Wangen liefen. Sie spukte all den Ekel und die Furcht aus, doch die Übelkeit kam wieder und wieder. Imme r wieder von ganz tief unten, so lang bis ihre Kehle brannte. Raku war bei ihr geblieben ohne helfen zu können. Vorsichtig hatte sie eine Hand auf Julis Rücken gelegt und streichelte sie sanft, nur damit Juli in all ihrem Schmerz nicht vergaß, dass sie nicht allein war. Es wurde still.
Nur zwei Soldaten entkamen, der Rest war im Kugelhagel der patronischen Soldaten umgekommen. Raku ließ die Toten begraben und beauftragte Exine mit einer Meldung der Situation im Hauptquartier in Lyddit. Man sollte eine weitere, größere Einheit schicken, um die Toten von Einheit 46-FG zu identifizieren und zu begraben. Sie beschloss, dass die zwei geflohenen Soldaten keine weitere Gefahr darstellen würden, ihre Einheit sollte ihnen soweit Angst eingejagt haben, dass es dauern würde bis hier wieder jemand von ihnen auftauchen würde.
Als alles geregelt und neu organisiert war, setzten sie ihren Marsch in Richtung der Tempelruinen fort. Raku hoffte inständig, dass die Situation dort nicht ähnlich war und sie das Gelände schnell sichern konnten, um dann in weniger gefährliches Gebiet zu gehen. Das war entgegen allem, was sie sonst tat. Sie suchte die Gefahr normalerweise auch nicht, aber sie ging ihr nicht aus dem Weg, wie jetzt.
Juli hatte sich entspannt, soweit es ging. Auf Rakus Befehl hin hatte sie mit Serro zusammen etwas vom Geschehen entfernt gewartet. Sie konnte nur mutmaßen , warum Raku sie m it Schutz weggeschickt hatte. I n erster Linie wohl damit Juli nicht au ch noch den Anblick der Leichen zu verarbeiten hatte. Der Schock ihres ersten Gefechts saß tief, doch wenn Raku ihr in die Augen sah, wusste sie, dass Juli stark genug war, um es zu verarbeiten. Vielleicht
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