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Spielzeugsoldaten

Spielzeugsoldaten

Titel: Spielzeugsoldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Filipa Leemann
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sie noch mehr, als sie es ohnehin schon war. Sie konnte keine sinnvolle Erklärung für ihre Gefühle finden? Liebe? Wahnsinn? Blindes Vertrauen? Was auch immer...
    „Wie geht es deinem Arm?“ 
    Raku wollte sich von ihren eigenen Gedanken ablenken. Sie hatte in der letzten Nacht gelernt, dass Reden kein unbedingt schlechtes Gegenmittel war.
    Juli lächelte vorsichtig.
    „Besser, fühlt sich etwas taub an. Aber es tut nicht mehr so weh.“
    „Ein paar Tage noch, dann wird es viel besser sein.“ 
    Raku erwiderte Julis Lächeln. Al les würde gut werden. S ie wusste nicht, wo ihr Vertrauen darin her kam, doch es war da und Raku war nur zu dankbar, es einfach so hinzunehmen.
     
    ~*~
     
    Juli seufzte als der letzte Bissen des Energieriegels in ihrem Mund verschwunden war. Hunger hatte sie gehabt, ja, aber keinen Appetit. Es trieb ihr noch immer die Übelkeit in die Kehle, wenn sie daran dachte, was in den letzten Tagen alles passiert war. Hin und wieder schaffte sie es, die Situation einfach zu vergessen und ihre Flucht als Waldspaziergang zu betrachten. Vielleicht war das nicht unbedingt verantwortungsbewusst, aber es machte die Sache etwas leichter zu ertragen. Ihre ausgeprägte Phanta sie war offensichtlich ein probates Mittel gegen Panik. Sie war ein paar Schritte hinter Raku zurück geblieben und hatte versucht, ihre kleine Mahlzeit so gut es ging zu genießen. Es war nur die übliche Marschverpflegung. Vitamine, Kohlenhydrate, F ett, aber ohne jeden Geschmack, in Form eines Riegels gepresst.
    Raku drehte sich um, als sie bemerkte, dass Juli nicht mehr in ihrer Nähe war.
    „Was ist?“
    „Ich esse, da kann ich nicht so schnell gehen wie du“ , antwortete Juli trotzig, als sie Rakus vorwurfsvollen Blick sah.
    „Es ist gefährlich, wenn du dich zurückfallen lässt.“
    Erst jetzt, beim kurzen Nachdenken über die letzten Stunden, bemerkte Juli, dass Raku wirklich kaum einen Meter von ihrer Seite gewichen war. Gefahr in allen Ehren, aber war das nicht etwas übertrieben? Sie waren seit mehr als einem Tag auf keinen anderen Menschen mehr gestoßen. Keine militärischen Vorposten, Geräusche von Gefechten oder Fahrzeuge. Nichts. Allerdings konnte sie auch nicht unbedingt behaupten, dass es ihr nicht gefallen hätte, Raku so nah bei sich zu haben. Im Grunde war es ihr gar nicht aufgefallen, es war als müsste es so sein. Sie war daran gewöhnt Rakus Anwesenheit immer zu spüren.
    „Warum gehst du dann nicht einfach für einen Moment etwas langsamer?“
    Raku wollte etwas sagen, z ögerte, dachte einen Augenblick nach. Sie hatte nicht ganz Unrecht . Ich fange an unaufmerksam zu werden, dachte sie, bevor sie leise und etwas zerknittert antwortete.
    „Tut mir Leid.“
    Es war einfach nicht zu glauben, wie oft sie sich in den letzten Stunden hatte entschuldigen müssen. Das machte all die Jahre der Rücksichtslosigkeit und des Egoismus nicht wett und es minderte auch nicht dieses dumpfe Schuldgefühl, das an ihr nagte, wenn sie Juli ansah. Sie führte es mittlerweile auf ihre überstürzte Flucht zurück. Sie hatte Juli da in etwas hineingezogen , dass sie ihr hätte ersparen können. Andererseits wusste sie nicht was passiert wäre, wenn sie geblieben wären. Zu sterben erschien ihr keine wertvolle Alternative.
    Juli zuckte mit den Schultern. „Schon gut. Ich hätte ja was sagen können.“
    „Das Zeug ist widerlich“ , fügte sie nach einer Weile hinzu.
    „Ich sage es ungern, aber wir können froh sein, dass wir es haben.“ 
    Raku hatte auf Juli gewartet und ging nun wieder neben ihr her.
    „Wie lange reicht es noch?“
    „Ich weiß ni cht. Drei vielleicht vier Tage, je nachdem.“
    Wunderbar! Die nächste schlechte Nachricht. Juli atmete tief durch. Mittlerweile hatte sie sich an den Gedanken an Eis und Schnee gewöhnt. Sie würde damit zu Recht kommen. Aber ohne Essen? Nicht unvorstellbar, aber doch schwer zu glauben, dass sie das verkraften würde. Mal abgesehen davon, dass der Marsch an sich bereits erste Spuren an ihrem Körper hinterlassen hatte. Wie sollte sie eine solche Anstrengung ohne Nahrung überstehen?
     
    „Und dann? Wir werden dann noch nicht in Geison sein, oder?“
    Raku schüttelte den Kopf.
    „Nicht ganz.“
    „Und? Was machen wir dann? Willst du jagen?“  Sie versuchte die Panik in ihrer Stimme zu unterdrücken.
    „Ja, vielleicht.“ 
    Wenn sie ehrlich war, hatte Raku darüber noch gar nicht nachgedacht. Sie sah es eher als Priorität aus dem gefährlichen Teil des Landes

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