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Spielzeugsoldaten

Spielzeugsoldaten

Titel: Spielzeugsoldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Filipa Leemann
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Besonders n achts spürte sie die Last, die all die Ereignisse ihres Lebens ihr aufgeladen hatten und seit Juli in ihrer Nähe war, schien die Last nur größer zu werden, ohne dass Raku wusste warum. Es regnete nicht mehr über viele Stunden hinweg. Nur noch hin und wieder zog ein Schauer über den Wald, der begann immer dünner zu werden. Das dichte Unterholz hatte sich schon gelichtet und an einigen Stellen waren die Lücken im Blätterdach so groß, dass man den Himmel sehen konnte.
    „Wir werden heute Abend das Grasland erreichen “, sagte Raku, als sie gerade eine kleine Anhöhe erreicht hatten, „vielleicht noch zwei oder drei Tage, bis wir den Fuß des Gebirges erreicht haben.“
    „Wo liegt die Grenze genau?“
     
    Juli freute sich fast ein wenig, dass Raku ihr Gelegenheit gab ein Gespräch anzufangen. Es fiel ihr noch imme r schwer mit Raku mitzuhalten. I hre Kondition war einfach nicht gut genug. Eine Unterhaltung würde sie ablenken von den Schmerzen in ihren Beinen und dem Ziehen im Oberarm, das sie stetig an die Schusswunde erinnerte.
    „Auf dem ersten Gipfel “, Raku deutete auf die schneebedeckten Spitzen, „aber wir kommen schon vorher in ein Gebiet, das sicherer für uns ist. Geison und Patrona haben vor vielen Jahren zwischen Grasland und Gebirge eine entmilitarisierte Zone eingerichtet.“
    Juli sah Raku fragend an.
    „Es gibt noch mehrere Nomadenstämme , die zwischen Geison und Patrona hin und her ziehen. Um sie zu schützen, hat man vereinbart, den Krieg nicht bis an die Grenzen reichen zu lassen. Wenn wir es dahin geschafft haben- “
    „K önnen wir eigentlich nur noch erfrieren.“ 
    Juli hob skeptisch die Augenbrauen und warf einen besorgten Blick auf die tief verschneiten Berge im Norden. Raku hatte ihr bereits erklärt, dass sie keine andere Wahl hatten und dass sich das Klima schlagartig ändern würde, sobald sie das Grasland durchquert hatten, dennoch beunruhigte es sie zu sehen, wenn auch in der Ferne, was sie erwartete.
    Raku nickte.
    „Es tut mir Leid, ich habe nicht nachgedacht. W i r werden nicht erfrieren. Ich la sse mir etwas einfallen.“
    „Es ist in Ordnung. Ich “, Juli zögerte, „ich vertraue dir.“
    Raku blickte zu Boden. Es war erstaunlich: Sie hatte immer gewusst oder angenommen oder es einfach vorausgesetzt , dass man ihr vertraute, vor allem wenn es ihre Soldaten betraf. Es jedoch jemanden sagen zu hören, hatte eine ganz andere Wirkung auf sie. Sie fühlte sich dessen nicht würdig. Was ihre Flucht anging , hat te sie schnell handeln müssen. S ie war nachlässig gewesen, hatte nicht alle Konsequenzen bedacht. Und gerade weil es Juli betraf, ärgerte sie dieser Umstand noch mehr. Juli. Juli. W as hat sie nur mit mir angestellt? Was passiert da mit mir? Raku musterte Juli, die noch immer gen Norden blickte, dorthin wo das Gebirge in den Himmel ragte. Etwas stach und zog , wenn sie Juli sah. Es war Angst, Sehnsucht, so viel Sehnsucht. Der Grund für diesen beißenden Schmerz in ihren Gliedern. Juli würde das nie verstehen. Sie spürte, dass da irgendetwas war, aber sie vermutete, dass es nur die übliche Bewunderung war. Manchmal war sie sich nicht sicher. Es waren die Momente, wenn Juli ihre Nähe suchte, die sie fast den Verstand kosteten. Es war, als könne sie nic ht glauben, dass Juli da war, dass sie sie gefunden hatte .
    „Ich habe Juli wieder gefunden“, schoss es ihr durch den Kopf. Wieder gefunden?
    Es war Juli aufgefallen, dass sie Raku irritiert hatte. Sie spürte ihre Blicke. Sie hatte sie auch in der Nacht gespürt, als sie geschlafen hatte. Es hatte sie beruhigt, aber es hatte sie auch schier in den Wahnsinn getrieben. Mit jeder Stunde, die sie zusammen waren, desto mehr hatte sie das Gefühl, dass sie besessen war von dem Gedanken, dass sich irgendetwas veränderte. Raku war anders. Die Luft war anders. Der Himmel blauer. Juli seufzte leise. Sie erinnerte sich an all das, was auf sie eingeströmt war, während sie sich letzte Nacht unterhalten hatten, diese fremden Gedanken, diese Vertrautheit. Wahrscheinlich habe ic h nur panische Angst zu sterben und sie blickte neben sich und ihre Blicke trafen Rakus. Un d sie sieht verdammt gut aus. Julis Gedanken waren unklar, milchig, wie im Nebel . S ie fühlte sich nicht im Stande zu denken, wenn Raku sie ansah. Wieder war dieser bittere Nachgeschmack da, der Geschmack einer Erinnerung, der nur dann in ihr Bewusstsein drängte, wenn sie Raku sah, wenn sie ihr in die Augen blickte. Es verwirrte

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