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Spillover

Spillover

Titel: Spillover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Quammen
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Name nahelegt – nicht in Fledermäusen, sondern in Flughunden. Diese lange, ein wenig beängstigende Liste (die unbedingt besonnener Erklärungen bedarf) wäre nicht vollständig ohne Nipah. Nipah gehört zu den auffallendsten neuen RNA -Viren der letzten Jahrzehnte: Es springt auf Schweine und von dort auf Menschen über – und zwar von Flughunden.
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    Kranke Schweine
    Der erste Auftritt einer neuen Zoonose löst häufig große Unruhe aus, gleichzeitig gibt es mehr Fragen als Antworten. In dieser Hinsicht machte Nipah keine Ausnahme. Im September 1998 wurden in einem Distrikt im Norden der malaiischen Halbinsel, nicht weit von der Stadt Ipoh, die ersten Menschen krank. Sie klagten über Fieber, Kopfschmerzen, Benommenheit und Krampfanfälle. Betroffen waren Schweinebauern und andere, die in irgendeiner Form mit der Verarbeitung von Schweinen zu tun hatten. Einer von ihnen, ein Fleischhändler, starb an einer Gehirnentzündung. Im Dezember, als die Epidemie im Norden abzuebben schien, beobachtete man südwestlich der Hauptstadt Kuala Lumpur in einer Region des Bundesstaates Negri Sembilan, in der ebenfalls Schweine gezüchtet werden, eine neue Häufung von Krankheitsfällen. Bis zum Jahresende waren zehn Arbeiter erkrankt, ins Koma gefallen und gestorben. Die Behörden reagierten schnell, aber mit unzureichendem Sachverstand. Anfangs ging es nur um Stechmücken und Schweine.
    Die Stechmücken hielt man für die Vektoren und Schweine für die Reservoirwirte. Aber Vektoren und Reservoir von was? Als Erreger wurde das Japanische Enzephalitisvirus verdächtigt.
    Die Japanische Enzephalitis ( JE ) ist in Malaysia und großen Teilen Südostasiens heimisch; betroffen sind in der Region jedes Jahr bis zu 30000 Menschen (die meist aber nicht daran sterben). Das JE -Virus gehört zur selben Familie wie die Erreger von West-Nil-, Dengue- und Gelbfieber. Sein Reservoir hat es in Hausschweinen und Wildvögeln, übertragen wird es von Stechmücken. Antikörper, die man bei einigen erkrankten malaysischen Schweinebauern gefunden hatte, schienen zu bestätigen, dass das Virus für die Epidemie von 1998 verantwortlich war; entsprechend wurde die Japanische Enzephalitis zum Gegenstand wachsender öffentlicher Beunruhigung und staatlicher Maßnahmen. Bei den Gesundheitsbehörden stand die Frage im Raum, wie viele Menschen – oder wie viele Schweine – man gegen die Krankheit impfen sollte.
    Anfang Januar erschien in der New Straits Times , der führenden englischsprachigen Zeitung in Malaysia, ein Artikel mit der Überschrift »Mädchen stirbt als vierter Mensch in Negri an Enzephalitis«. Das Mädchen, um das es ging, war 13 Jahre alt und hatte im Schweinestall seiner Familie mitgeholfen. Unter dem Artikel stand eine zweite, kleinere Notiz, wonach der malaysische Gesundheitsminister eine Spritzaktion zur Vernichtung der Stechmücken angeordnet habe. Tötet man die Stechmücken, wird der Vektor beseitigt, und die Übertragung der JE wird unterbunden, dachte man. Einen Tag später stand in der gleichen Zeitung: »Mädchen stirbt in Ipoh – JE -Verdacht«. Damit war die Zahl der Todesopfer zwischen Negri Sembilam im Süden und Ipoh im Norden auf 13 gestiegen. Diesmal war das Opfer ein Kleinkind. Seine Familie lebte einen knappen Kilometer von der nächsten Schweinefarm entfernt. »Schweine sind bekanntermaßen ein Wirt für das Virus«, 118 hieß es in dem Artikel – womit natürlich das JE -Virus gemeint war. Gab es denn noch andere?
    Vielleicht. Während die Presse sich über die Japanische Enzephalitis erregte und die Behörden Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung ergriffen, wurden die Wissenschaftler im Institut für Medizinische Mikrobiologie an der University of Malaya (nicht »Malaysia«, da die Hochschule ihren historischen Namen behalten hat) in Kuala Lumpur immer skeptischer. Sie kannten die JE sehr gut, und in einigen Aspekten passten die Vorgänge, die sich jetzt abspielten, nicht in das Muster. Abgesehen von den zwei Mädchen, die in den Zeitungen so ausgiebig betrauert wurden, hatte es sich bei den Betroffenen fast ausnahmslos um erwachsene Männer gehandelt, die unmittelbar mit der Aufzucht, dem Transport oder der Schlachtung von Schweinen zu tun hatten. Die meisten waren zudem chinesischer Abstammung, da Chinesen in Malaysia die Schweinefleischindustrie beherrschen. In ihrer bis dahin bekannten Form war die Japanische Enzephalitis jedoch vor allem berüchtigt, weil von ihr vorwiegend Kinder betroffen waren. Professor

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