Spines - Das ausradierte Ich (German Edition)

können Sie selbstverständlich von unserer Seite mit jeglicher Unterstützung rechnen. Wenn Sie zusätzliche Hardware brauchen, oder Software, oder eine zusätzliche Finanzierung, vielleicht, um zusätzliche Assistenzkräfte hinzuzuziehen, zum Beispiel jemanden, der Sie bei der Auswertung und Dokumentation unterstützt, dann kommen Sie jederzeit auf mich zu. Ihr Projekt liegt uns sehr am Herzen, Dr. Mrozek. Das sollten Sie wissen.«
    Dieses extrem freundliche Angebot nahm Paul den Wind aus den Segeln. Er beruhigte sich und war sich plötzlich nicht mehr sicher, ob seine Kritik berechtigt gewesen war. Also schluckte er die Kröte und legte die Vorgaben in seinen Aktenkoffer.
    Sarah machte sich Notizen für das Protokoll der Zusammenkunft, hielt sich aber ansonsten zurück. Sie wunderte sich über das Verhältnis der beiden. Auf der einen Seite Paul, der freie Wissenschaftler, auf der anderen Seite der Abteilungsleiter »Research« eines großen gentechnischen Unternehmens, das einzig ein Ziel verfolgte, auf dem Weltmarkt Geld für seine Medikamente und Produkte zu erlösen. Für Sarah eine Situation, in der sie sich unwohl fühlte. Ihr war klar, dass die Pharma-Industrie nur sehr vordergründig am Wohl von Menschen interessiert war. Bestenfalls hingen sich die großen Firmen ein Mäntelchen der Mildtätigkeit um, wenn es opportun war, um ihr Image zu verbessern und über diesen Weg mehr von ihren Produkten zu verkaufen. Bei jeder ihrer Aktionen hatten Firmen wie GDT immer die Profitmaximierung im Auge, das stand für Sarah ohne jeden Zweifel fest. Da befand sie sich mit Sebastian, dem Nano-Freak, auf einer Linie.
    Cruise musterte sie mit seinen klaren blauen Augen. Als schien er etwas gewittert zu haben, als schien er ihre Gedanken gerochen zu haben, setzte er sein breitestes, entgegenkommendstes Lächeln auf, strahlte sie an und meinte: »Und Sie sind neu im Team!? Bestimmt freuen Sie sich schon auf die Arbeit mit Dr. Mrozek. Er ist einer unserer besten Leute. Er ist einer der Besten weltweit. Einer der genialsten Neurophysiologen, über die wir derzeit verfügen. Wir sind sehr gespannt auf die neuen Versuchsreihen – und wir sind sicher, dass wir noch sehr viel Freude an ihm haben werden. Dass wir noch mit großem Rechnen können, mit sehr Großem. Ich freue mich, dass Sie jetzt auch mit an Bord sind!«
    Er überreichte Sarah einen lindgrünen Ordner mit einer CD-ROM und einer Firmenbroschüre.
    »Damit Sie sich ein Bild von unserer Arbeit machen können, habe ich Ihnen hier auf dieser CD eine PowerPoint über die Arbeit von Gene Design Technologies zusammenstellen lassen. Wenn Sie im Anschluss Zeit haben, würde ich Sie gerne noch durch unser Unternehmen führen.«
    Sarah war paff. Hatte sie sich vielleicht doch geirrt? Musste sie ihre Vorurteile vielleicht aufgeben? War GDT wirklich ein einwandfreies, lauteres Unternehmen? Sie sah Cruise tief in die Augen. In seinem Blick lag nichts Gefährliches, im Gegenteil, seine Augen wirkten hell und offen. Er schien es ganz ehrlich mit ihr zu meinen. Und er gefiel ihr. Irgendwie fand sie diesen Jack Cruise sogar interessant – als Mann durchaus Zielgruppe für sie.
    Sie lächelte kokett zurück. »Ja, gerne, ich würde mich gerne bei Ihnen umsehen, sehr gerne!«
    Cruise schien sich richtig zu freuen. »Sie sind hier jederzeit willkommen! Wenn Sie jetzt noch Zeit haben, zeige ich Ihnen gerne kurz noch unsere wichtigsten Abteilungen. Und wenn Sie irgendwelche Fragen haben, kommen Sie auf mich zu, wann immer Sie möchten. Sie können sich alles anschauen, was Sie interessiert. Ich freue mich über jeden Mitarbeiter von Dr. Mrozek, den ich hier im Unternehmen begrüßen kann. Paul hat ein ausgezeichnetes Händchen für Mitarbeiter! Und wir sind immer an den besten Leuten interessiert!«
    Sarah war sich nicht sicher, was sie von diesem Angebot halten sollte. War es eine Falle oder ein freundlich gemeintes Entgegenkommen unter Kollegen?
    »Ich Komme gerne auf Ihr Angebot zurück«, sagte sie und warf einen kurzen Blick auf ihre Uhr. »Aber ich fürchte, heute reicht meine Zeit dafür nicht mehr. Leider. Ich melde mich aber bei Ihnen, sobald mein Terminkalender es zulässt.« Sie wollte auf alle Fälle im Anschluss an das Meeting noch mit Paul sprechen. Deshalb sagte sie den Rundgang fürs Erste ab. Außerdem war klar, dass Jack Cruise ihr bestimmt nur die Dinge zeigen würde, die sie sehen durfte, egal, welche Rolle GDT nun spielte oder nicht spielte. Auch wenn das Unternehmen