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Spines - Das ausradierte Ich (German Edition)

Spines - Das ausradierte Ich (German Edition)

Titel: Spines - Das ausradierte Ich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Scherm
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koscher war, handelte es sich um ein forschendes Industrieunternehmen, das logischerweise auf seinen Vorteil und den Schutz von Firmen-Know-how bedacht war.
    »Wie Sie wünschen. Mein Angebot steht. Sie können jederzeit gerne darauf zurückkommen.« Jack Cruise stand auf und lächelte Sarah mit seinem gewinnbringendsten Lächeln an. »Wenn Sie mögen, schlage ich vor, dass wir auf dem Weg nach draußen noch einen kurzen Blick in unser Zentrallabor werfen. Das dauert nicht länger als fünf Minuten. Dann haben sie schon mal einen ersten Eindruck von dem, was wir hier so machen.« Damit begleitete Cruise Paul und Sarah nach Draußen. Unterwegs machten sie einen kleinen Abstecher in den zentralen Laborbereich. Cruise zeigte ihnen die Mikroskope, die sie im Rahmen ihrer Forschung und Entwicklung im Einsatz hatten. Nichts, was auffällig gewesen wäre, sie kannte das Ganze schon von den Bildern, die ihr Vater aufgenommen hatte.
    »Alle Daten, die hier anfallen, werden unmittelbar über Glasfaser an unser Rechenzentrum im Basement weitergeleitet und dort ausgewertet. Wir haben eines der leistungsfähigsten Computersysteme weltweit im Einsatz. Aber wie es bei Computersystemen so ist, könnte es ruhig noch leistungsfähiger sein.« Cruise lächelte. Er war sich sicher, dass er bei seinen Zuhörern auf Verständnis stieß.
    Cruise begleitete Sarah und Paul bis hinunter ins Foyer. Dort verabschiedete er sich mit einem breiten jovialen Lächeln. »Ich hoffe, Sie demnächst hier wieder zu sehen, Sarah!«, sagte er mit leiser, eindringlicher Stimmer, als er ihr die Hand gab. Dabei blickte er Sarah direkt in die Augen. Sie erwiderte seinen Blick ohne zu antworten. Dann folgte sie Paul, der bereits auf dem Weg nach draußen war.
    Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her.
    »Es gefällt dir nicht, wie er mit dir umgeht, oder?«, fragte Sarah, die Pauls nachdenkliche Stimmung spürte.
    Paul stöhnte. »Ja ich habe meine Schwierigkeiten mit seiner Art. Ich arbeite gerne mit klareren Vorgaben, und er liebt es, immer mit Überraschungen zu kommen, auf die man nicht gefasst ist. Das ist wahrscheinlich seine Art, zu zeigen, dass er der Chef ist.«
    »Und? Wirst du tun, was er von dir erwartet?«
    Paul schwieg.
    »Genau betrachtet tust du es ja längst. Du tust genau das, was er von dir erwartet. Du richtest dein ganzes Forschungsprogramm auf Gene Design Technologies aus. Oder hab ich da etwas falsch verstanden? Ein bisschen viel Entgegenkommen für einen freien Wissenschaftler, findest du nicht?«, provozierte Sarah.
    Paul dachte ein paar Minuten nach, während sie weiter nebeneinander her zur U-Bahn gingen.
    »Du hast ja Recht. Genau genommen gibt es keine Freiheit der Wissenschaft mehr. Nicht auf unserem Niveau. Ganz am Anfang von Wissenschaft waren wir Wissenschaftler vielleicht frei. Als es noch möglich war, als Einzelgänger Erkenntnisse zu gewinnen oder sogar Naturgesetze zu entdecken. Aber diese Zeiten sind lange vorbei. Forschung ist nur noch im Austausch möglich, in Zusammenarbeit mit anderen Wissenschaftlern und mit der Hilfe von Geldgebern, öffentlichen Forschungseinrichtungen, Regierungen. Und selbst der Staat kann oft das Geld nicht mehr aufbringen, das notwendig ist, um Fortschritte in der Forschung zu ermöglichen. Als Wissenschaftler hast du heute nur noch eine Chance, wesentliche Erkenntnisse beizutragen, wenn du auf Geld aus einer privaten Stiftung oder aus der Privatwirtschaft zurückgreifen kannst.«
    »Und findest du nicht, dass das gefährlich ist – und unerträglich?«
    »Was ist schon dabei? Es ist nun mal so. Wir brauchen dieses Geld. Ein Mikroskop mit der Auflösung, die wir für unsere Experimente benötigen, ist ein hoch komplexes technisches Gerät und entsprechend teuer. Unser Institut verfügt nicht über diese Gelder, also müssen wir Sponsoren aus der Industrie finden.«
    »Okay, aber wer das Geld hat, schafft an, heißt ein altes Sprichwort, und eine Firma wie GDT gibt nicht umsonst Millionen. Die fordern dafür Ergebnisse. Ergebnisse, die sich in Geld umsetzen lassen!«
    »Mag sein, das mag ja sein. Aber auch die Privatindustrie weiß, dass die wissenschaftliche Freiheit gewährleistet sein muss, weil nur aus der Freiheit heraus entstehen Neuerungen, entstehen revolutionäre Ideen, entstehen revolutionäre Erkenntnisse. Wenn wir nur unter dem Gesichtspunkt der Nützlichkeit tätig wären, wenn die Forscher in den letzten Jahrhunderten nur unter dem Gesichtspunkt der Nützlichkeit

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