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Spinnefeind

Spinnefeind

Titel: Spinnefeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederike Schmöe
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Luft ausgegangen. »Das geht dich nichts an.«
    »Noch bist du nicht volljährig, junger Mann!«
    Und solange du die Füße unter meinen Tisch streckst, vollendete Katinka im Stillen.
    »Ich kann reden, mit wem ich will.«
    »Pass lieber auf, in was man dich hineinzieht!«
    »Hineinzieht?« Valente verzog höhnisch die Lippen. »Du bist doch selbst verstrickt in 20 Netze und merkst es nicht mal. Du und deine Freunde und …«
    Die Ohrfeige klatschte auf Valentes Wange und hallte zwischen den Betonmauern wider. Donnerwetter, dachte Katinka. Valentes Augen glühten vor Hass. Katinka stieß sich von der Hauswand ab und ging über den Schulhof auf die beiden Streithähne zu. Die Männer bemerkten sie erst, als sie beinahe vor ihnen stand.
    »Deine Zigaretten«, sagte sie und hielt sie Valente hin, während ihre Augen seinen Vater fixierten. Er starrte zurück. Katinka spürte eine gewisse Unsicherheit hinter all dem Selbstbewusstsein, das sein bulliger Körperbau ausstrahlte. Ihr Blick wanderte zu Kazulés rechter Hand und zurück in sein Gesicht.
    »Schönen Tag noch, Herr Kazulé«, sagte sie und wandte sich ab. Als sie zurückschaute, lehnte Märthe Stürmer am offenen Fenster ihres Sekretariats und sah ihr nach.

     
    »Wer ist am Apparat?«, fragte eine weibliche Stimme.
    »Katinka Palfy. Spreche ich mit Lilo Spachtholz?«
    »Nein. Mit Anja.«
    »Können wir uns treffen?«, fragte Katinka. »Ich bin Privatdetektivin und arbeite mit der Rechtsanwältin zusammen, die Jens Falk vertreten hat, bevor er ermordet wurde.«
    In der Leitung war es eine Weile still.
    »Sie haben es uns heute Vormittag in der Schule gesagt«, erklärte Anja schließlich.
    »Um drei im Hainbad?«
    »Wie sehen Sie denn aus?«
    »Ich lese ein Buch«, sagte Katinka. »Einen Krimi. ›Deichgrab‹ ist der Titel.«
    »Na gut«, bestätigte Anja schließlich. »Um drei.«
    Katinka legte auf und tippte Ljubovs Nummer, stellte die Verbindung aber nicht her. Ihre Intuition wehrte sich. Irgendetwas stimmte nicht mit Ljubov, und bevor sie ihre Gedanken geordnet hatte, wollte sie mit der Anwältin keinen Kontakt. Sie rief Hardo an.
    »Wie geht es dir?«, fragte er.
    »Alles in Ordnung. Wie laufen die Ermittlungen?«
    »Zäh. Keine Zeugen, keine Spuren. Nur bei Wanjeck haben wir noch etwas gefunden. Eine mikroskopisch kleine Faser, die zu Hightech-Motorradbekleidung passt. Wir checken entsprechende Geschäfte deutschlandweit.«
    Katinka seufzte. Das konnte dauern und brachte aller Erfahrung nach nichts.
    »Sehen wir uns heute Abend?«, fragte Hardo.
    Sie wollte nichts lieber. Wie deutlich sollte sie das zeigen? Welche Signale sollten ankommen, welche lieber nicht?
    »Gern. Wenn du Zeit hast«, sagte sie. »Mein Handy ist angeschaltet.«
    »Wird spät werden.«
    »Das macht nichts.«

     
    »Hallo. Ich bin Anja.«
    Sie hatte ihr langes braunes Haar hochgesteckt und war dezent geschminkt. Wie eine Bankerin auf dem Weg zur Börse, dachte Katinka. Nur die Jeans und das enge Top passten nicht dazu. Katinka legte ihren Krimi weg und reichte Anja die Hand.
    »Katinka Palfy. Setz dich.«
    Anja warf ihre Tasche auf die Wiese und hockte sich neben Katinka.
    »Kaffee? Ich hole uns einen.«
    »Nein, danke.«
    »Ich möchte mit dir über die Kryptoanalyse-AG sprechen«, sagte Katinka.
    »Warum ist das wichtig? Falk ist tot, oder?«
    »Das hat man euch doch in der Schule gesagt!«
    »Ja, aber die Nachricht schien so unglaublich. Wie ein schlechter Scherz.« Anja sprach leise. Es war voll im Hainbad bei dem herrlichen Wetter. Je näher die Sommerferien rückten, desto deutlicher wurde das Gefühl, sich einem Ausnahmezustand zu nähern.
    »Wie läuft das so in der Krypto-AG?«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Du bist die einzige Frau, oder?«
    »Na und?« Anja hob das Kinn. »Das interessiert mich überhaupt nicht.«
    »Benehmen die Jungs sich anständig?«
    »Was soll das denn heißen?«, fragte Anja. »Ob sie mir unter den Rock fassen oder was?«
    Katinka lachte.
    »Nein, ob sie machomäßig drauf sind und so tun, als wenn Männer Kryptoanalyse besser kapieren als Frauen.«
    »Nein. Das machen die nicht. Bis auf den doofen Schmidt vielleicht. Nein, die sind o.   k.«
    »Was findest du interessant an Kryptoanalyse?«
    Anja betrachtete ihre schmalen Finger.
    »Es ist ein aktuelles Thema. Wegen dem Internet, verstehen Sie? Wir sitzen mit all unseren Mails und Einkäufen und so weiter total auf dem Präsentierteller. Ich möchte mehr über Codierung lernen. Vielleicht bastele

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