Spinnen füttern
herabfällt. Hunde sind die treuesten Freunde der Frauen, und diese streunenden Hunde, die den Weg nach Norden gefunden haben, bis an die Schwanzspitze des Großen Bären am Ende der Milchstraße, sind durstige afrikanische Schakale, Wüstenaraber, stampfende Zigeuner und mit allen Wassern gewaschene Latinos, die mit lautstarken Anfeuerungen auf mehr oder weniger üppige, rundliche, vor Gesundheit und Selbstvertrauen strotzende Damen warten. Diese Hunde warten mit dem Grinsen des Hungernden, mit den klimpernden Hüften tanzender Krieger, den verbrannten Lippen Süßholz raspelnder Nichtsnutze, mit leeren Taschen. Sie schwimmen ins Ballayou wie Belugas, die in einen arktischen Fressrausch geraten. Sie haben den Charme der Armen und lieben Frauen mit Kurven. Sie trotzen einem Leben, das sie vor verschlossenen Türen verbringen, und feiern alles, was ihnen offensteht: Münder und Ohren. Sie feiern strahlend runde Bäuche unter dem kraftvollen Leuchten phallischer Sonnen. Nachts sind sie flinke, junge und hübsche Tänzer, diese Neuankömmlinge, und tags arbeiten sie im Schlachthaus, auf der Baustelle, in der Spülküche. Oder sie fahren Taxi. Es sind Fischer, aufgewachsen an den schönsten Stränden der Welt, unter einer Sonne, die niemandem etwas verwehrte. Früh haben sie gelernt, wie die Dinge laufen. Schon als Kinder sahen sie, wie ihre älteren Brüder und Cousins Frauen aus dem Norden umgarnten, wie sie diese Frauen, deren klimatisierte Touristenbusse gerade erst auf dem südlichen Mond gelandet waren, auf ihre Vespas hoben und forttrugen. Ein kleiner Schritt für die Menschheit des Nordens, ein großer Schritt für die hungrigen Hunde. Ein wenig Aufmerksamkeit, mehr brauchen diese Frauen nicht, erzählen die jungen Männer, ein Lächeln genügt, ein Tanz, den sie niemals vergessen werden. Im Ballayou lustwandelt man unter Plastikpalmen, die Sessel sind mit Tigerfell gepolstert, und auf den Tischen stehen marokkanische Blechtabletts. Die Barfrau heißt Jinna B., sie ist groß und trägt einen Afro, und ihre Brüste sind umwerfend. Hier also gibt es Männer, zuvorkommende, höfliche Männer, die eine Dame bei der Hand nehmen und schwungvoll auf die Tanzfläche führen.
Hör mal, sagt Nummer 53 gern und fuchtelt mit den Händen, stell dir vor, du bist der Fahrgast, und die schöne Frau ist dein Fahrer in der Nacht. Und ein guter Fahrer, der einen Kunden entdeckt hat, weiß, dass er nie gleich neben ihm anhalten darf, er fährt ein paar Meter weiter, das gibt ihm Zeit, den Gang des Kunden im Spiegel zu beobachten, seine Kleidung, sogar seinen Atem. Wer hat schon Lust, Besoffene durch die Stadt zu schaukeln? Wenn sie kotzen, bist du hinterher stundenlang damit beschäftigt, den Wagen sauber zu machen, du verlierst die Einnahmen einer ganzen Nacht. Manche sind so hinüber, dass sie hinten einschlafen, dann musst du ihre Brieftasche suchen, um ihre Adresse herauszufinden, oder du packst sie an der Krawatte und ohrfeigst sie, bis sie sich erinnern.
Mit den Damen ist es nicht anders. Man muss ihnen Zeit geben, damit sie einen betrachten können, damit sie sehen, wie man geht … Vergessen Sie nicht, meine Herren, ein freundliches Lächeln aufzusetzen … Wählen Sie eine aus, schauen Sie ihr tief in die Augen, schenken Sie ihr ein blendend weißes Lächeln, bemühen Sie sich, gerade zu gehen, torkeln Sie nicht und seien Sie nicht zögerlich, und wenn Sie die Dame erreicht haben, nehmen Sie ihre Hand und führen Sie sie zur Tanzfläche. Beginnen Sie, langsam die Hüften zu wiegen, umfassen Sie ihre Taille, geben Sie sie frei, ohne die Hand loszulassen, und streichen Sie noch einmal ihre Taille. Lassen Sie nicht nach in Ihrer Aufmerksamkeit, denken Sie beim Tanzen nur an Ihre Dame. Seien Sie so sanft wie eine stille Welle, und vergessen Sie Ihre eigenen Hüften nicht. Wiegen Sie sich immer nur seitlich, niemals vor und zurück. Achten Sie darauf, dass Ihre Schuhe poliert und Ihre Ohren sauber sind. Tragen Sie immer einen gebügelten Anzug und keinen Hut! Die Krempe wirft einen Schatten auf Ihre hübschen Augen.
Die Bühne
Als ich gegessen hatte, verließ ich das Bolero und fuhr durch die Straßen der Stadt.
Kunden stiegen ein und wieder aus. Die einen sagten kein Wort, andere waren höflich, wieder andere wollten sich mit mir über den Karneval unterhalten, über die Arbeit und über das Leben. Eine alte Frau nahm ich mit, die vom Einkaufen kam, einen Touristen, der sich verirrt hatte, einen Geschäftsmann – das
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