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Spinnenfalle

Titel: Spinnenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Schindler
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sagte ich großzügig.
    Vielleicht fiel ja auch was für mich dabei ab.
    Mama grinste, als ob sie meine Gedanken erraten hätte. »Danke, mein Schatz. Es soll auch nicht umsonst sein.«
    Beim Essen abends redeten die Zwillinge nur von den Klamottenbergen, die sie am nächsten Tag in Tüten nach Hause schleppen wollten, und mein Vater verdrehte die Augen und knurrte was von »bloß nicht zu viel Geld rausschmeißen«.
    »Alex kommt ja mit«, sagte Mama. »Die passt schon auf mich auf.«
    Zufällig schaute ich bei ihren Worten zu Ljuba rüber und sah zu meinem Erstaunen den Ausdruck von blankem
Neid auf ihrem Gesicht. Aber bevor ich das richtig registriert hatte, lächelte sie schon wieder und tat so, als würde sie sich mit den Zwillingen freuen.
    Ich war mir aber ganz sicher, dass ich mich nicht getäuscht hatte und dass sie mich höllisch beneidete.
    Warum bloß?
    Wollte sie gern bei dem Einkaufsbummel mitmachen?
    Wollte sie die große Schwester mimen?
    Wollte sie mich von meinem Platz schubsen?
    Ich war völlig ratlos und hatte keine Ahnung, wie ich das deuten sollte, was ich da eine flüchtige Sekunde lang gesehen hatte. Oder hatte ich es mir doch nur eingebildet?
    Nein.
    Ich hatte es genau gesehen.
    Und es verursachte mir großes Unbehagen.

    Der Einkaufstrip wurde ein voller Erfolg und Mama und ich kamen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Statt wie früher von allem zwei Ausgaben zu kaufen, war von Anfang an klar, dass wir es diesmal mit zwei total verschiedenen Geschmäckern zu tun hatten.
    Kathi war mehr für Röcke und Kleider und gestattete nur eine obligatorische Jeans (»mit Röcken kann man nicht so gut die Rutsche runterrutschen«), während Kris eigentlich nur Jeans wollte und bloß ein Kleid duldete (»damit machst du Oma an ihrem Geburtstag eine Freude«). Während Kathi eher Pastellfarben bevorzugte, wollte Kris alles in schrillem Pink, Lila und Rosa.
    »Das ist ja völlig durchgeknallt«, sagte Mama kopfschüttelnd, als sie ein quietschrosa Sweatshirt bezahlte. »Normalerweise sind es doch die Barbie -Fans, die immer Pink wollen. Jetzt sieh dir bloß das an. Alles total gegen die Regel.«

    »Die haben sich halt neu erfunden«, sagte ich und lachte. »Wie Madonna.«
    »So ein Quatsch«, widersprach Mama. »Die hat sich noch nie ›neu erfunden‹, die ist bloß eine gewiefte Werbestrategin. Wo war denn bei der jemals was Neues?«
    Ich verkniff mir die Antwort, weil Mama von Madonna so viel Ahnung hat wie ein Schwein vom Stricken und weil manche Diskussionen mit Müttern über so was eh nichts bringen. Da ist jeder Zug längst abgefahren. Außerdem steh ich auch nicht so besonders auf Madonna. Zu viel Show und zu wenig Stimme, wenn man mich fragt.
    Leider tut das keiner.
    Trotz der unterschiedlichen Vorlieben der beiden kleinen Models hatten wir nach etwa drei Stunden die Liste abgearbeitet und ich hatte einen neuen Pulli und zwei spitzenmäßige T-Shirts abgestaubt.
    Erschöpft, aber zufrieden saßen wir abends bei Erbsensuppe mit Würstchen und erzählten von den Einkäufen.
    »Hab ich das richtig verstanden?«, fragte mein Vater. »Es gibt kein doppeltes Lottchen mehr?«
    »Leider nein.« Meine Mutter seufzte. »Momentan entwickeln sie sich in ganz unterschiedliche Richtungen.«
    »Jawohl«, sagte Ljuba und legte den Löffel hin. »Möchte ich mal etwas sagen, bitte.«
    Mama sah sie neugierig an, während alle weiteraßen. »Ja? Was ist denn?«
    »Ist wegen Zwillingen.« Ljuba sah nacheinander ihre Tischnachbarinnen an.
    »Jaaa?«, sagte Mama jetzt schon etwas ungeduldiger.
    »Ist wegen Ähnlichkeit«, sagte Ljuba.
    »Es sind eineiige Zwillinge«, mischte sich Daniel ein. »Die sehen sich nun mal ähnlich.«
    Er sah grinsend in die Runde, als hätte er einen Superwitz gemacht.

    »Ja klar«, sagte Ljuba geduldig. »Das ist Natur. Aber sollte man vielleicht nicht so … wie sagt man? Betonen. Vielleicht sollten Kathi und Kris jede für sich aussehen. Verstehst du?«
    »Jaaa«, sagte Mama. »Klar versteh ich das. Und theoretisch unterstütz ich das auch. Aber ich fand unser doppeltes Lottchen immer so süß. Ich muss mich erst umgewöhnen.«
    »Geht schon, Mama.« Kathi tätschelte Mamas Hand. »Das lernst du bestimmt schnell. So wie wir.«
    Mama lächelte etwas gezwungen zurück und bedachte Ljuba mit einem nachdenklichen Blick. Wahrscheinlich fragte sie sich gerade, was die wohl als Nächstes plante, um das friedliche Leben der Familie Koopmann etwas aufzumischen.
    Ehrlich gesagt (und es fiel

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