Spinnenfalle
das sah toll aus!
Ich ging auf sie zu und gab ihr die Hand. »Guten Tag. Ich heiße Alexandra Koopmann.«
Sie lächelte spitzbübisch. »Ich heiße Irma. Wir können uns gern duzen, wenn du möchtest. Im Englischen ist das ohnehin üblich.«
Ich war erleichtert. Das war ja gar nicht so schlimm!
»Gern. Wenn es schnell gehen soll, heiß ich Alex.«
Sie klackte missbilligend mit der Zunge. »Alexandra ist so ein schöner Name. Aber - na ja, Alex ist auch hübsch.« Dann wandte sie sich an ihren Sohn. »In der Küche steht ein Tablett für euch. Was zu knabbern und so.«
Wir traten den Rückzug an, Marlon holte das Tablett und wir verschwanden nach unten.
»Mannomann«, sagte ich, als wir es uns auf der Ikat-Decke gemütlich machten. »So klein und so eindrucksvoll.«
Marlon seufzte, dann grinste er. »Du sagst es. Hundertfünfundfünfzig Zentimeter geballte Energie.«
Mittlerweile hatte meine Familie auch etwas gemerkt und ich wurde mit wahnsinnig witzigen Bemerkungen bedacht wie »Könntest du das heute erledigen, falls du nicht schon vergeben bist?« oder »Lassen deine rosaroten Träume zu, dass du dich heute um die Zwillinge kümmerst?«
Aber ich hatte auch gar nicht mehr die Absicht, meine Freundschaft mit Marlon zu verheimlichen.
Ganz im Gegenteil.
Und nachdem ich die Zwillinge zu einem Treffen mit ihm hatte mitnehmen müssen, war die Katze aus dem Sack.
»Alex hat’nen Freund«, krähte Kris zu Hause.
»Wen denn?«, fragte meine Mama neugierig.
»Einen aus meiner Klasse«, sagte ich ganz cool. »Ich helfe ihm in Deutsch.«
Daniel prustete laut raus. »Nachhilfe? Doch nicht bloß in Deutsch, möchte ich wetten!«
Aber alles in allem regten sie sich schnell ab, und ich konnte mich jetzt auch ganz offiziell abmelden: »Ich bin heute Nachmittag bei Marlon, okay?«
»Bring ihn doch mal mit«, sagte Mama. »Ich möchte ihn auch gern kennenlernen.«
»Ich kenn ihn schon«, erklärte Kathi wichtigtuerisch.
»Ich auch!«, kam es sofort von Kris. »Ich kenn ihn noch viel besser!«
»Das wissen wir ja, ihr Schätze«, sagte Papa, bevor sie sich zankten, »aber wir würden ihn eben auch gern mal kennenlernen.«
»Genau«, sagte Ljuba strahlend und ich warf ihr einen misstrauischen Blick zu. Was ging es sie an, mit wem ich befreundet war? Überhaupt nichts, ganz und gar nichts!
»Also dann«, sagte Papa. »Wie wär’s mit morgen Abend? Lad ihn zum Essen ein.«
Also schleppte ich Marlon zu uns nach Hause und er ließ sich tapfer von meiner Familie begaffen.
Natürlich kam das Gespräch sofort auf Fußball, und Daniel, mein Vater und er beurteilten lang und fettig Werders Chancen in der Bundesliga.
Ich löffelte stumm meine Gulaschsuppe und wusste nicht, ob ich mich freuen oder ärgern sollte.
Einerseits war es gut, dass sie ihn sympathisch fanden, andererseits fand ich es ziemlich demütigend, wie schnell ich abgemeldet war.
Aber alles in allem war dieser erste Abend in unserer
Hütte ein voller Erfolg, zumindest was die Fachsimpelei der Männer betraf.
Ich brachte Marlon zur Tür, aber als ich zurück ins Esszimmer kam, hörte ich gerade noch meinen Vater sagen: »… ein Riese ist er ja nicht gerade.«
»Tja, die Filipinos sind eben nicht die größten.« Daniel.
Ich hätte ihn auf der Stelle erwürgen können, doch Mama lachte und sagte: »Aber immer noch ein bisschen größer als Alex. Und außerdem sind solche Kategorien wie ›der Mann muss größer oder älter sein‹ doch Schnee von gestern.«
»Du hast dich aber dran gehalten«, frotzelte Papa. »Ich bin größer und älter als du.«
»Ist ja auch in Ordnung, aber andersrum geht’s eben auch«, sagte Mama energisch. »Und jetzt will ich keine diskriminierenden Bemerkungen mehr hören, sonst erzähle ich allen Leuten, dass Daniel Schweißfüße hat.«
»Hab ich doch gar nicht«, jaulte er auf.
»Das wissen die aber nicht«, sagte Mama fröhlich. »Die machen dann einen Bogen um dich und werden die Wahrheit nie erfahren.«
»Lass das bloß bleiben«, sagte Daniel. Dann drehte er sich zu mir um: »Ich übernehme heute deinen Küchendienst wegen dummer Bemerkung, ja?«
Ich nickte und verkniff mir ein Grinsen.
»Darf Frau älter sein als Mann?«, fragte da Ljuba.
Mama sah sie überrascht an. »Wie meinst du das? Als Freundin? Als Ehefrau? In jedem Fall heißt die Antwort JA.«
»Sieh dir doch Madonna an«, sagte Daniel. »Oder Ashton Kutcher. Junge Männer mit älteren Frauen. Das ist irgendwie fast ein Trend. Bei Stars geht
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