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Spinnenfalle

Titel: Spinnenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Schindler
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bei uns verabredet, um an die Wümme zu radeln, aber als sie kamen, hat Ljuba sie an die Hamme geschickt. Wir haben uns volle Kanne verpasst, und jetzt wissen sie auf einmal nicht mehr, wer was wann gesagt hat - bloß dass ich alles falsch gemacht habe.« Nun flossen tatsächlich Tränen, aber ich war viel zu deprimiert, um mich zu schämen. Ich schniefte und suchte nach einem Taschentuch, fand aber keins.
    Da zog Marlon sein T-Shirt aus dem Hosenbund und hielt mir den unteren Rand hin.
    Ich musste grinsen und wischte mir das Gesicht ab.
    »Danke.«
    »Da nicht für«, sagte er. »Shit happens.«

    »Schon. Aber mir passiert in letzter Zeit einfach zu viel Scheiß, weißt du?«
    Ich spürte, wie er sich versteifte.
    »Mit Ausnahme von dir, natürlich, von … uns. Das ist das Beste, was mir in letzter Zeit passiert ist.«
    Er gab mir einen Kuss auf die Wange.
    »Seh ich genauso«, sagte er und grinste jetzt auch.

16
    V ielleicht musste ich mir mit meinen Freundinnen mehr Mühe geben.
    Ich würde mir etwas einfallen lassen.

    Ich beriet mich mit meiner Mutter und zu zweit dachten wir uns etwas Schönes aus. Mama war ganz begeistert von unserer Idee und meinte, sie würde am liebsten mitmachen.
    Zu unserer nächsten Mini-Mathe-AG kam ich mit zwei Briefumschlägen, einen gab ich Martha, den anderen Laura.
    »Für uns? Was ist es denn?«
    Sie kicherten und öffneten die Kuverts und zogen die Zettel heraus, die drinsteckten.
    EINLADUNG ZUM SCHOKOLADENFONDUE
    Wann?
Am Donnerstag, dem 7. 6., um 18.00 Uhr
Wo?
In der Kemenate von Alexandra Koopmann
Adresse?
Bekannt
Kleidung?
Festlich

    »Super«, sagte Martha, bedachte mich mit einem wütenden Blick und strich sich über den gertenschlanken Bauch. »Genau was ich brauche.«
    »Na, und ich erst!« Laura zerrte genervt an ihrer Jeans. »Willst du aus uns fette Weiber machen oder was?«
    Ich sah die beiden entsetzt an. »Wie könnt ihr bloß so was denken! Das Fondue sind doch Obststückchen, die man in eine Schokosoße taucht - und zwar in eine aus schwarzer Schokolade. Die erlauben sogar Diätpäpste!«
    »Ach? Denkst du, wir haben eine Diät nötig?«, zischte Laura.
    Ich schüttelte heftig den Kopf. »Nein! Überhaupt nicht! Aber ihr habt eben so geredet, als ob ich euch mästen wollte.«
    »So sah die Einladung ja auf den ersten Blick auch aus«, sagte sie. »Aber jetzt hört sich das doch schon ganz anders an.«
    Ich atmete erleichtert aus. »Okay, alles bloß ein blödes Missverständnis, ja? Ihr kommt?«
    »Ich schon«, sagte Martha.
    »Ich lass euch doch nicht damit allein«, protestierte Laura. »Klar bin ich dabei.«

    Mannomann - das war knapp gewesen! Was war bloß in meine beiden besten Freundinnen gefahren? Warum trauten die mir so was Fieses zu?
    Mästen! Ich glaube, ich spinne.

    Doch mein Freundschaftsfondue oder Wiedervereinigungsfondue, oder wie immer man das nennen wollte, verlief ganz anders als geplant.
    Ich hatte mein Zimmer in eine Art orientalischen Harem verwandelt: Seidentücher und alte Gardinen von Mama hingen an den Wänden und massenhaft Kissen lagen
im Kreis auf dem Fußboden rund um den brodelnden Fonduetopf und um die Schüsseln mit dem klein geschnittenen Obst: Bananenscheiben, Mandarinenschnitze, Erdbeeren und Kapstachelbeeren.
    Außerdem die Teller und die Spieße.
    »Wow!«, sagte Laura und auch Martha war beeindruckt.
    »Bitte, macht es euch bequem!«, sagte ich und wies mit der Hand auf die Kissen.
    Gerade hatten wir es uns gemütlich gemacht und die ersten Obstspieße in die Schokolade getunkt, da klopfte es.
    »Ja?«, rief ich.
    Ljuba kam herein und sah staunend auf unser Schmauselager.
    »Oh, wie schön!«, sagte sie hingerissen. »Wollte ich nur mal sehen!«
    »Willst du nicht mitessen?«, fragte Martha, die immer alle versorgen muss.
    »Ljuba muss bestimmt auf die Zwillinge aufpassen«, sagte ich und lachte etwas verkrampft. »Und die möchte ich wirklich nicht hier dabeihaben.«
    »Oh, Kathi und Kris sind bis sechs beim Turnen«, sagte Ljuba.
    »Dann kann sie doch mitmachen, oder, Alex?«
    Martha sah mich auffordernd an und Laura erhob leider keinen Einspruch.
    »Na klar«, sagte ich deshalb, weil ich nicht wie eine überhebliche Gans dastehen wollte. »Klar kann sie das. Ich hol noch ein Gedeck.«
    »Nein, nein, mach ich schon«, wehrte Ljuba ab. »Weiß ich, wo alles ist. Danke für schöne Einladung, danke, danke.«
    Innerlich grollend saß ich da.
    Was eigentlich meine Freundinnen und mich wieder hatte einander näherbringen

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