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Spinnenfalle

Titel: Spinnenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Schindler
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platzen.
    »Ach, und übrigens, diese Ewa wollte Geld von dir. Du würdest ihr noch was schulden.«
    War Ljuba zusammengezuckt? Ich war mir nicht sicher. Aber sie hatte sich schnell wieder unter Kontrolle.
    »Ach, diese Ewa«, sagte sie und wedelte mit der Hand. »Die hat mir mal Geld geliehen für Make-up. Kriegt sie doch. Soll sich nicht so wichtig machen.«
    »Ach so«, sagte ich und registrierte befriedigt, dass Ljubas Körper sich sekundenlang versteifte. »Dann ist es ja nicht so schlimm. Bei ihr hat sich das irgendwie ganz anders angehört.«
    »Das muss Ljuba dann mit dieser … Ewa klären«, sagte Mama. »So, abräumen! Ich für mein Teil bin erledigt, das Pulloverdesaster war wirklich eine blöde Überraschung.«
    »Ach, Schätzchen«, sagte Papa und ging hinter ihr her ins Wohnzimmer. »Dann kaufst du dir eben einen neuen. Das können wir uns leisten, ganz bestimmt.«
    Daniel und ich trugen das Geschirr in die Küche - und ich registrierte zufrieden, dass Ljuba sich dieses Mal nicht vordrängelte, um zu helfen. Aber die musste abends ja auch in ihre Schule.
    Doch ins Wohnzimmer ging ich nicht - ich wollte Mamas vorwurfsvolle Blicke nicht ertragen müssen.
    Bestimmt hielt sie mich immer noch für die Filzerin.
    Dabei hatte ich das reinste Gewissen der Welt. Aber was nützte das, wenn einem niemand glaubte?

31
    I n meinem Zimmer rief ich die Nummer an, die mir Sonja gegeben hatte, aber es ging keiner ran, und ich hätte ohnehin nicht gewusst, was ich auf die Mailbox sprechen sollte.
    Etwa: »Ljuba weiß, dass ich Ewa getroffen habe«, oder: »Kennt ihr einen Grigorij?«
    Vielleicht würde Sonja mich zurückrufen, sie hatte ja jetzt meine Nummer.
    Dann rief ich Marlon an.
    »Ich hab solche Sehnsucht nach dir«, sagte ich. »Und ich würde dir gern was erzählen, aber das nervt dich ja doch bloß ab.«
    »Geht es wieder um eure Russenschönheit?«, fragte er. »Übrigens hab ich auch Sehnsucht nach dir. Riesige.«
    Na gut, damit hatte er die Frechheit mit der »Russenschönheit« wieder ein bisschen gutgemacht.
    »Ich lieg hier auf meiner Koje und mir ist ganz kalt.«
    »Ja«, sagte ich. »Scheißregentag.«
    Er lachte. »Nein, mehr so kalt an meiner Seite. Da solltest eigentlich du sein …«
    Mmmhm, das tat gut.
    Dann erzählte ich ihm von dem Waschmaschinenmalheur und schwor ihm, dass ich seit Tagen nicht an der Waschmaschine gewesen war.
    »Ts«, machte er dann. »Hört sich schon seltsam an.«
    »Ja, aber warum macht sie das? Weil sie tierische Lust
hat, mich zu ärgern? Das kann es doch nicht sein. Was will sie damit bezwecken?«
    Er schwieg ein paar Augenblicke.
    »Hm. Keine Ahnung«, sagte er dann. »Immer wenn ich sie sehe, ist sie gut drauf und tut so, als würde sie alle Koopmanns, dich eingeschlossen, schrecklich gern haben. Wenn ich deine Geschichte nicht kennen würde, hätte ich nicht mal die Untertöne mitgekriegt.«
    »Meine Eltern kennen mich doch auch ganz gut, aber die kriegen sie überhaupt nicht mit«, sagte ich einigermaßen verbittert.
    »Anders als ich«, entgegnete er sanft und da fühlte ich mich wie in einer Umarmung.
    Wir redeten dann noch eine Weile über uns und unsere Gefühle, und am liebsten wäre ich sofort zu ihm gerannt.
    Aber es schüttete draußen wie aus Kannen, und außerdem hätten meine Eltern komisch gekuckt, wenn ich um halb neun noch mal losgezogen wäre. Während der Woche fänden sie das nicht gut. Von wegen Schule und so.
    Da hatten sie ja auch recht, aber ich nagte noch an dem ungerechten Verdacht, ich hätte Mamas Pulli geschrumpft.
    Gleichzeitig grübelte ich, was Ljuba mit solchen Aktionen bezweckte.
    Meine Eltern würden mich deshalb doch nicht rausschmeißen und sie adoptieren!
    Warum hasste sie mich so?
    Tante Henny sprang auf mein Bett und legte sich neben mich.
    Geistesabwesend streichelte ich ihr Fell.
    Sie schnurrte zufrieden.
    Ich beneidete sie von ganzem Herzen.

    Tante Henny hatte keine Ahnung, wie es war, wenn man von jemandem gehasst wurde. Wenn dieser Jemand nur darauf lauerte, dass die eigene Familie sich von einem abwandte.

    Ein Klingelton schreckte mich aus dem Schlaf hoch.
    Völlig verpennt suchte ich im Dunkeln auf dem Nachttisch nach meinem Handy, wo ich es nach dem Gespräch mit Marlon hingelegt hatte.
    »Ja?«, krächzte ich verschlafen.
    »Alex?«, fragte eine Frauenstimme.
    »Ja. Wer ist da?«
    »Hier Sonja. Hast du Geld?«
    »Nein. So schnell geht das nicht.« Jetzt war ich endlich ganz wach. »Ich hab euch doch gesagt, dass ich

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