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Spinnenfalle

Titel: Spinnenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Schindler
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entgehen lassen.
    »Ach, sieh mal da, unsere Alex geruht mal wieder mit uns zu speisen«, lästerte Daniel, als er mich sah.
    »Tja, Pech gehabt, Alter, jetzt kannst du nicht alles allein essen«, sagte ich und wollte den Tisch decken.
    »Mach ich schon«, sagte Ljuba und setzte einen Stapel Teller auf den Esstisch.
    Daniel holte das Besteck aus der Schublade, und ich stand blöd daneben, als wäre ich ein uneingeladener Störenfried.
    »Wie schön, dass du da bist«, sagte meine Mutter dann netterweise, als sie die Schüsseln mit den Hamburgerzutaten hereinbrachte. »Kannst du heute Nachmittag bitte mit Kathi zum Augenarzt gehen? Sie haben in der Schule einen Sehtest mit den Kindern gemacht, und da soll was überprüft werden und ich hab rätselhafterweise gleich einen Termin gekriegt.«
    »Aber kann ich doch …«, sagte Ljuba schnell.
    »Nein, brauchst du nicht«, sagte ich zuckersüß. »Ich gehe gern mit meiner kleinen Schwester zum Arzt, was, Kathi?«
    »Ja«, brüllte Kathi, und Kris jammerte: »Ich will auch zum Arzt! Kann ich mit?«
    »Klar«, sagte ich großzügig. Mir war ganz warm ums Herz. Ich hatte gar nicht gemerkt, wie sehr ich mich mit
meinen mittäglichen Ausweichmanövern ins Aus geballert hatte.
    Und mir entging auch nicht, dass Ljuba äußerst sauer war, weil sie gegen die große Schwester nicht angekommen war.
    Nach dem Mittagessen gab mir Mama die Krankenkassenkarten und dann stapften die Minis und ich durch den Regen zur Straßenbahn und zur Praxis.
    Während wir im Wartezimmer darauf warteten, dass wir drankamen, plapperten Kris und Kathi drauflos. Da sonst nur noch zwei alte Damen dasaßen, die lächelnd zuhörten, ließ ich Kathi und Kris sabbeln.
    »Du-u«, Kris zupfte mich am Ärmel. »Gestern hat Ljuba uns Gummibärchen mitgebracht. Kaufst du uns auch welche? Wir sagen auch nix zu Mama.«
    »Wie bitte?« Gummibärchen standen bei Familie Koopmann auf der Liste ausgestorbener Nahrungsmittel und das wusste Ljuba ganz genau. »Kriegt ihr von Ljuba oft so … äh … tolle Geschenke?«
    Kathi und Kris nickten und strahlten. »Neulich hat sie uns Mars geschenkt«, kam es von Kris, und Kathi sagte: »Und neulich Lutscher.«
    Autsch. Da steckte doch garantiert was dahinter.
    »Und wofür habt ihr das gekriegt?«, fragte ich ziemlich listig, wie ich fand.
    »Na, damit wir nichts sagen.« Kathi kicherte. »Dass Ljuba uns manchmal mitnimmt.«
    »Wohin nimmt sie euch denn mit?«, fragte ich und tat uninteressiert, obwohl ich vor Neugier fast platzte.
    »Na, wenn sie sich mit Grigorij trifft«, erklärte Kris, als wäre ich ein kompletter Trottel ohne jede Ahnung von wichtigen Dingen.
    »So, so … Grigorij«, murmelte ich und war innerlich wie elektrisiert. »Das ist doch der Schwarzhaarige, oder nicht?«
    »Aber nein, du Dösbaddel, der ist doch blond!« Kathi lachte laut über mich ahnungslose große Schwester. »Und der hat so ein Tatwu oder wie das heißt.«
    »Wo denn?«
    »Na, am Arm …« Sie wollte mich gerade in die Tätowierung dieses mir unbekannten Herrn einweihen, als wir drankamen.
    Kathi musste durch ein seltsames Gestell kucken und Bilder und Buchstaben nennen und dann wurden noch irgendwelche Messungen durchgeführt.
    »Krieg ich jetzt’ne Brille?«, fragte sie dann hoffnungsvoll.
    Die Ärztin schüttelte den Kopf. »Nein, du brauchst glücklicherweise keine.«
    »Schade.«
    »Kann ich vielleicht eine kriegen?«, erkundigte sich Kris.
    »Auf gar keinen Fall«, sagte ich und die Ärztin lachte.
    »Katharina sollte in einem halben Jahr wiederkommen«, sagte sie dann. »Nur zur Sicherheit.«
    »Geht in Ordnung«, sagte ich und wir waren entlassen.
    Draußen auf der Straße versuchte ich noch mal das Gespräch auf diesen Herrn Grigorij zu bringen, aber die Zwillinge hatten keine Lust mehr, über ihn zu sprechen.
    »Der redet nur so Russisch«, sagte Kathi. »Den können wir nicht verstehen. Deshalb kennen wir ihn eigentlich gar nicht.«
    Wir erledigten noch ein paar Besorgungen und fuhren dann heim. Während die Zwillinge sich ausmalten, was sie gleich spielen würden, grübelte ich über das nach, was ich gerade erfahren hatte.
    Ljuba traf sich mit einem Grigorij und bestach die Minis, damit sie den Mund hielten und nichts von diesen Treffen verrieten.

    Es gab also nicht nur Ewa und Sonja, es gab auch einen Grigorij.
    Hm. Aber was ging mich das an? Ljuba konnte doch kennen, wen sie wollte. Mir stank allerdings die Heimlichtuerei und dass sie Kathi und Kris mit Süßkram bestochen

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