Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)
einen Satz nach vorne und verließ damit die Deckung des Rhododendrons. Der Zaun, der den Vorgarten von der Straße trennte, war ungefähr ein Meter zwanzig hoch, und ich ging dahinter in Deckung. Rechts von mir war das kleine Türchen, das in den Vorgarten führte. Jemand hatte vergessen, es zu schließen, und der Nachtwind hatte es noch weiter aufgeschoben. Perfekt.
Die Schritte des Vampirs wurden lauter, und ich begriff, dass Carlyle leise mit sich selbst sprach.
»Dämliches, arrogantes Miststück«, murmelte er, als er am kleinen Tor vorbeikam. »Dachte, sie könnte mich foltern. Pah! Der alte Chuckie C. hat ihr gezeigt, wer der Chef ist! Dämliches Miststück …«
Mein erstes Messer flog hinter dem Zaun hervor, traf sein Bein und durchtrennte die Kniesehne, sodass er mir nicht noch einmal weglaufen konnte. Carlyle wollte gerade anfangen zu schreien, als ich hinter dem Türchen auftauchte und ihm mit meiner zweiten Klinge die Kehle aufschnitt. Eine Blutfontäne schoss aus der tiefen tödlichen Wunde und bespritzte mich und den Zaun.
Sein verwundetes Bein gab nach, Carlyle taumelte zurück und stieß gegen ein auf dem Bordstein geparktes Auto, bevor er auf dem Gehweg zusammenbrach. Mit einer Hand hielt er sein Bein umklammert, mit der anderen versuchte er, den Blutfluss an seiner Kehle zu stoppen.
Ich trat um den Zaun herum und stellte mich über ihn, ein blutiges Messer in jeder Hand. Der Vampir riss die Augen auf und versuchte, über den Boden davonzukriechen. Aber er hatte bereits zu viel Blut verloren. Carlyle schaffte es noch ungefähr einen halben Meter weit, bevor seine nasse Hand von der Wunde an seinem Hals zu Boden glitt. Blut bedeckte den Gehsteig wie verschüttete dunkle Farbe.
Mit der Spitze meines Stiefels drehte ich den Vampir auf den Rücken, dann ging ich neben ihm in die Hocke. »Behaupte nicht, ich hätte mein Versprechen nicht gehalten, Chuck. Ich habe dir doch gesagt, dass du schnell sterben wirst.«
Der Vampir gurgelte irgendetwas, aber die Anstrengung war zu viel für ihn. Das Geräusch verlosch wie eine Kerze. Ein paar Sekunden später ging es Carlyle genauso.
Ich überprüfte, dass er wirklich tot war, dann stand ich auf. Mein Blick huschte über die umgebenden Häuser, aber es ging kein Licht an. Kein Vorhang bewegte sich. Niemand öffnete die Haustür. Niemand hatte den Vampir sterben hören, aber trotzdem musste ich seine Leiche verschwinden lassen. Mein Blick glitt zum Zaun. Wahrscheinlich wäre der Besitzer nicht besonders begeistert, wenn er ihn am nächsten Morgen blutbesudelt vorfand.
Also zog ich mein Handy aus der Hosentasche und drückte eine Kurzwahltaste. Es klingelte drei Mal, bevor sie abhob.
»Hmph?« Sophia Deveraux meldete sich mit der üblichen Freundlichkeit.
»Hier ist Gin«, sagte ich. »Gute Nachrichten. Ich habe meine Meinung geändert. Ich brauche deine Dienste doch. Wie schnell kannst du nach Northtown kommen?«
Ausnahmsweise hatte ich Glück. Sophia Deveraux war gerade in der Gegend und kam schon zehn Minuten später zu mir. Sie fuhr in ihrem Cabrio aus den Fünfzigerjahren an den Bordstein. Mit der langen Schnauze, den Heckflossen, dem riesigen Kofferraum und den weißen Sitzbezügen wirkte es eher wie ein Leichenwagen als wie ein Oldtimer, besonders im Dunkeln. Ich zeigte der Grufti-Zwergin das Blut am Zaun und den Busch, hinter dem ich Charles Carlyles Leiche versteckt hatte.
»Glaubst du, du schaffst es, das verschwinden zu lassen, bevor einer der Nachbarn aufwacht?«, fragte ich leise. »Oder soll ich bleiben und dir bei der Leiche helfen?«
Sophia grunzte und warf mir einen scharfen Blick zu.
»Tut mir leid. Ich wollte nur höflich sein.«
Während sie sich an die Arbeit machte, joggte ich zurück zu Carlyles Haus. Die Eingangstür stand immer noch offen. Ich trat hindurch, schloss sie leise hinter mir und ging zurück in das Zimmer mit dem Kamin.
»Warum ist sie noch nicht zurück?«, trieb mir Donovan Caines raue Stimme durch den Flur entgegen.
»Weil es seine Zeit dauert, Leute umzubringen, Detective«, antwortete Finn genervt. »Wahrscheinlich musste sie den Drecksack jagen, bevor sie ihn erwischt hat.«
»Und was, wenn er stattdessen sie erwischt hat?«, hielt Caine dagegen. »Was, wenn er schneller war als sie? Was, wenn er sie umgebracht hat?«
Finn lachte. »Unwahrscheinlich. Gin verspeist Typen wie Carlyle zum Frühstück. Warum die Sorge, Detective?«
Es folgte ein Zögern. »Ich will verdammt sein, wenn ich es
Weitere Kostenlose Bücher