Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)

Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)

Titel: Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
Vom Netzwerk:
»Ich? In der Falle? Niemals.«
    Damit drehte ich mich um, sprang auf das Balkongeländer und warf mich in die Dunkelheit auf der anderen Seite.

6
    Ich schaffte es, mich weit genug über die Brüstung zu katapultieren, dass ich die scharfen, zerklüfteten Klippen unter mir verfehlte. Der Wind pfiff mir um die Ohren, bis mein Körper in den schlammigen Fluten des Aneirin versank.
    Ich hatte mich während des Falles gedreht und traf mit den Füßen zuerst auf das Wasser. Der harte Aufprall riss mir die Waffen aus den Händen und rammte mich förmlich in das steinige Flussbett fünfzehn Meter unter der Wasseroberfläche. Die schwarzen Fluten waren so kalt, dass ich mich fühlte, als hätte man mich schockgefroren. Die grausame, eisige Kälte drückte mir kostbare Luft aus den Lungen. Doch ich schlug nicht um mich oder versuchte, zurück an die Oberfläche zu kommen. Stattdessen ließ ich mich von der Strömung umarmen und flussabwärts spülen. In meinem Kopf zählte ich die Sekunden. Zehn, zwanzig, dreißig …
    Als ich bei fünfundvierzig angekommen war, strebte ich nach oben. Meine vollgesogene Kleidung und die Stiefel zogen mich nach unten, aber ich schaffte es, die Oberfläche zu erreichen. Schnell nahm ich einen tiefen Atemzug und ließ mich wieder auf den Grund sinken, um dort langsam voranzukriechen. Zehn, zwanzig, dreißig …
    Wieder kämpfte ich mich bei fünfundvierzig nach oben. Und dieses Mal blieb ich an der Oberfläche. Ich sah zum Opernhaus zurück. Der Balkon, von dem ich gesprungen war, war hell erleuchtet, und Figuren bewegten sich darauf, aber ich war zu weit entfernt, um einzelne Personen zu erkennen. Ich fragte mich, ob Donovan Caine immer noch auf dem Balkon stand oder ob er zurück zu Gordon Giles gegangen war, um den Buchhalter in Sicherheit zu bringen.
    Doch im Moment konnte ich nicht weiter darüber nachdenken. Ich musste Fletcher finden. Obwohl Brutus tot war, würde die Nachricht des verpfuschten Anschlags schon bald bekannt werden – zusammen mit der Tatsache, dass Giles noch lebte. Wer auch immer Brutus angeheuert hatte, er würde anfangen, hinter sich aufzuräumen, indem er jeden umbrachte, der mit dem Finger auf ihn zeigen konnte. Inklusive Fletcher.
    Ich wandte den Kopf ab und schwamm zum Ufer.
    Es kostete mich zwanzig Minuten, das gegenüberliegende Flussufer zu erreichen. Als ich schließlich die abschüssige, schlammige Böschung nach oben kroch, war ich fast einen Kilometer vom Opernhaus entfernt. In der Ferne konnte ich das blaurote Blinken der Polizeiwagen sehen, und ein Bluthund bellte den Mond an. Seine Brüder und Schwestern schlossen sich ihm in einem tiefen kehligen Chor an. Das Geräusch hallte über den Fluss bis zu mir. Sie gingen also nicht davon aus, dass ich ertrunken war. Zu dumm.
    Trotz der Eismagie in meinen Adern hatte das kalte Wasser seinen Tribut gefordert. Meine Zähne klapperten, und meine Fingerkuppen mit den kurz geschnittenen Nägeln waren von der Kälte blau angelaufen. Die Spur, die Brutus’ Kugel in meiner Schulter hinterlassen hatte, fühlte sich taub an, und meine Nieren schmerzten von seinen Schlägen. Genau wie mein linker Arm, an dem er mich mit dem Messer getroffen hatte. Aber das Schlimmste war, dass ich wie vermoderter Karpfen stank.
    Ich zwang mich dazu, in Bewegung zu bleiben, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Langsam erhöhte ich meine Geschwindigkeit, erst zu normalem Gehen, dann zu langsamem Joggen. Ich musste mich bewegen. Musste mich warm halten, bis ich trockene Kleidung besorgen konnte.
    Während ich so vor mich hin lief, öffnete ich eine Tasche an meiner Weste und fischte mein Handy heraus. Dank des wasserdichten Verschlusses der Tasche war es noch funktionstüchtig. Ich wählte die Nummer des Pork Pit. Das Telefon klingelte, aber es nahm niemand ab. Fletcher hätte eigentlich dort sein sollen. Er wartete nach einem Auftrag immer im Restaurant auf mich. Er hätte drangehen müssen.
    Ich versuchte es bei Finnegan. Keine Antwort. Grauen erfüllte mich, verstärkte mein Leid, sorgte dafür, dass meine Brust schmerzte, und erfüllte mich mit Kummer. Doch ich verdrängte das Gefühl und zwang meine Füße dazu, sich weiter zu bewegen. Schneller. Ich musste schneller werden! Bei jedem Schritt gluckerte das Wasser in meinen Stiefeln.
    Ich stolperte gute drei Kilometer durch die Dunkelheit und hielt mich in der Deckung der Büsche und Tannen, die am Highway wuchsen. Autos sausten auf der vierspurigen Straße an mir vorbei, aber ich

Weitere Kostenlose Bücher