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Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)

Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)

Titel: Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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Meine Augen blieben an einem schwarzen Spalt gegenüber der Hintertür des Restaurants hängen, eine schmale Öffnung, gerade breit genug, dass ein Kind sich dort hineinschieben konnte.
    Ein hartes Lächeln umspielte meine Lippen. Das war mein altes Versteck gewesen, damals, als ich auf der Straße gelebt hatte. Jetzt war es leer und viel zu klein für mich. Außerdem musste ich mich nicht mehr verstecken. Ich war zu der geworden, die ich heute war, damit ich nie wieder weglaufen und mich verstecken musste.
    Aber das bedeutete nicht, dass ich nicht vorsichtig sein musste. Also kauerte ich mich neben die Müllcontainer. Hielt Ausschau. Lauschte. Wartete.
    Nichts.
    Nicht einmal eine Ratte, die den Container neben mir durchsuchte. Es musste etwas wirklich Schlimmes passiert sein, um sogar die Ratten zu vertreiben.
    Ich stand auf und überquerte mit ein paar schnellen Schritten die Gasse, legte meine Hand gegen die gegenüberliegende Hauswand und lauschte dem Stein. Die gedämpfte Zufriedenheit von gestern war einer harten, schrilleren Note gewichen. Etwas hatte die Ziegel beunruhigt und aus ihrer Ruhe gerissen. Etwas Plötzliches. Unerwartetes. Gewalttätiges. Das tiefe, scharfe, vibrierende Krächzen hallte in meinem Kopf wider wie ein Klagelied.
    Fletcher.
    Ich streckte die Hand nach der Hintertür des Restaurants aus. Dann hielt ich inne. Die Tür stand einen winzigen Spalt offen, kaum genug, um aufzufallen, aber ich hatte die letzten siebzehn Jahre damit verbracht, alles und jeden um mich herum genauestens zu analysieren und Anomalien jedweder Art sofort zu bemerken. Die Küchenmesser landeten in einer einzigen fließenden Bewegung in meinen Händen. Ich wich von der Tür zurück und musterte sie genau. Ein dünner schwarzer Draht war um den Türknauf gewickelt und verschwand von dort aus nach drinnen. Daher der Spalt. Mit einem der Messer durchtrennte ich den Draht, wobei ich sorgfältig darauf achtete, ihn währenddessen nicht zu bewegen. Dann glitt ich zur Seite und zog die Tür auf.
    Im Hinterzimmer, das auf die Gasse hinausführte, hatte jemand eine Schrotflinte aufgestellt und den Abzug so verdrahtet, dass die Waffe schoss, wenn die Tür geöffnet wurde. Man musste nur den Türknauf drehen und eintreten, um zwei Ladungen in die Brust zu bekommen. Eine grobe, aber recht effektive Falle.
    Ich lauschte. Wartete. Stille. Eisige, furchtbare Stille.
    Fletcher hätte zu dieser Zeit in der Küche herumräumen oder Inventur im Lager machen müssen. Hätte seinen Malzkaffee kochen und sein neustes Buch lesen müssen. Die Ruhe im Restaurant traf mich härter als die Kälte des Flusses. Sie jagte das nackte Entsetzen wie einen eisigen Schauer durch meinen Körper, der trotz der Wärmeakkus in meinen Taschen von einer Gänsehaut überzogen wurde.
    Ich schob mich ins Restaurant und kontrollierte den Boden und die Decke um die Tür herum nach weiteren Fallen. Nichts. Nach jedem Schritt hielt ich kurz inne. Wartete, sah mich um, suchte. Nichts bewegte sich, nicht einmal die langbeinigen Spinnen in den Zimmerecken.
    Schließlich fand ich ihn vor dem Tresen im Restaurant.
    Fletcher Lane lag in einem purpurnen See aus Blut auf dem Boden. Mehrere schartige Stichwunden und Blutspritzer verunstalteten seine zerrissene blaue Arbeitsschürze, fast als wäre eine Flasche Ketchup in seiner Nähe explodiert. Seine zerfetzte Kleidung lag um ihn herum zerstreut. Verteidigungswunden klafften auf seinen Händen, und seine Fingerknöchel waren geschwollen und aufgeschürft, als hätte er mehrmals auf jemanden eingeschlagen. Geldscheine quollen aus der aufgebrochenen Kasse und klebten auf dem blutverschmierten Boden, zusammen mit der ramponierten Taschenbuchausgabe von Eigentlich hätte es ein herrlicher Sommertag werden können , das er gerade gelesen hatte. Tassenscherben lagen auf dem Boden in den Pfützen seines Ersatzkaffees. Der kaum wahrnehmbare Duft des Gebräus hing immer noch in der Luft und zog mir das Herz in der Brust zusammen.
    Fletcher war gefoltert worden – von einem Luftelementar.
    In seinem Gesicht fehlten lange Hautstreifen, genau wie an seinen Armen und Händen. Der widerwärtige Gestank von rohem Fleisch überdeckte den Kupfergeruch der großen Blutpfützen auf dem Boden. Der Luftelementar hatte seine Finger eingesetzt, als wären sie verdammte Sandstrahler, und hatte damit die Luft unter Fletchers Haut gezwungen, sodass sie Blasen warf und brannte, bevor das Fleisch heruntergerissen wurde, Muskeln und Sehnen und

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