Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)
sind.«
Ich streckte den Arm aus und drückte ihm die Hand. »Kluger Mann. Mach dir keine Sorgen. Wir werden uns um sie kümmern, Finn. Ich werde mich um sie kümmern. Nur nicht heute Nacht.«
»Versprochen?« Seine Stimme war nur noch ein Zischen.
Ich drückte wieder seine Hand. »Versprochen. Und jetzt lass uns verschwinden, bevor das Miststück kapiert, dass wir noch hier sind und sie beobachten.«
16
Finn wartete, bis sich der Wind gelegt hatte und der Luftelementar im Haus verschwunden war, bevor er den Motor startete und auf der breiten Straße wendete. Mit ausgeschalteten Scheinwerfern rollte er bis ans Ende des Blocks und überquerte eine Kreuzung, bevor er die Scheinwerfer anmachte und schneller fuhr.
»Wohin?«, fragte Finn.
Er warf mir einen Blick zu. So eine einfache Frage. Mir war klar, was er eigentlich wissen wollte – ob ich Donovan Caine mit in meine Wohnung nehmen würde. Wir hatten kaum eine andere Wahl. Finns Apartment kam nicht infrage, und ich musste den Detective in meiner Nähe haben, um sicherzustellen, dass er nichts Dummes tat – wie in selbstgerechtem Zorn loszuziehen und uns damit alle umzubringen.
»Nach Hause«, sagte ich.
»Nach Hause?«, wiederholte Caine. »Sie leben in Ashland?«
»Hier geboren und aufgewachsen, Detective.«
Eine Ampel schaltete auf Rot. Finn hielt an und nutzte die kurze Pause, um im Rückspiegel das angeschlagene Gesicht des Detectives zu mustern.
»Fahren wir nicht zuerst in, ähm, den Salon?«, fragte Finn. »Um ein paar Dinge … zu erledigen?«
Mir war klar, was er in Erfahrung bringen wollte. Ob wir bei Jo-Jo vorbeifahren würden, damit die Zwergin den Detective mit ihrer heilenden Luftmagie bearbeiten konnte. Es war eine Sache, den Detective in meine anonyme Wohnung mitzunehmen. Ich konnte jederzeit umziehen, wenn diese Sache vorbei war. Hatte es schon jetzt fest eingeplant.
Aber ich würde den Detective nicht zu Jo-Jo schleppen und sie bitten, ihn zu heilen, besonders da seine Verletzungen nicht lebensbedrohlich waren. Die Zwergin wohnte schon seit der Zeit vor dem Bürgerkrieg in ihrem Haus. Sie würde auf keinen Fall umziehen oder verschwinden, egal was geschah. Donovan Caine musste nichts von meiner Verbindung zu Jo-Jo Deveraux und ihrer leichenbeseitigenden Schwester Sophia erfahren. Außerdem bot Jo-Jo uns immer sicheren Unterschlupf. Dort konnten wir zu jeder Zeit für ein paar Stunden oder Tage unterkommen. Diesen Umstand würde ich nicht aufs Spiel setzen.
»Nein«, antwortete ich. »Ich habe letzte Nacht ein paar Vorräte aus dem Salon bekommen. Es ist okay, fahr also direkt zur Wohnung.«
Finn nickte und bog in Richtung Stadtzentrum ab. Donovan Caine auf dem Rücksitz schwieg. Ich schaltete das Radio an, und das sanfte Dudeln der Musik erfüllte den Wagen. Margaritaville von Jimmy Buffet. Der fröhliche Song ließ mich an den locker-lustigen Key-West-Urlaub denken, den ich nach dem Giles-Auftrag geplant und von dem ich Fletcher erzählt hatte. Fletcher würde nie wieder die Chance haben zu sehen, wie die Sonne über dem Mallory Square unterging. Ich fragte mich, ob ich sein Schicksal wohl teilen würde.
»Nun, jetzt hast du deine tapferen Mannen vor der bösen Hexe gerettet und um dich geschart. Was jetzt?«, fragte Finn und durchbrach damit meine finsteren Gedanken.
Der Detective schnaubte bei der Vorstellung, die Finn heraufbeschworen hatte.
»Du bringst da ein paar Geschichten durcheinander. Und bist du nicht zu alt, um in Märchen zu sprechen?«, moserte ich.
»Vielleicht. Aber wir brauchen trotzdem einen Plan, Gin. Wir können der Luftmagierin und ihren Männern nicht ständig ausweichen. Irgendwann hat sie mehr Glück als wir. Ist vor uns da. Ist cleverer als wir.«
»Ich weiß. Glaub mir, ich weiß.« Ich rieb mir die Stirn. Getrocknetes Blut löste sich von meiner Hand und dem Gesicht und rieselte wie purpurne Flocken auf meine Kleidung. Womit ich noch dreckiger wurde. Zum zweiten Mal heute Abend fühlte ich mich alt und müde und ausgebrannt.
»Wir gehen in meine Wohnung.« Ich lehnte den Kopf nach hinten. »Richten uns für die Nacht ein. Und morgen machen wir uns dran, dieser Sache auf den Grund zu gehen.«
»Sehr originell«, meinte Finn.
Caine saß immer noch schweigend auf dem Rücksitz.
»Hast du eine bessere Idee?«, fragte ich.
Finn hob die Schultern. »Nein. Ich bin nur der Fahrer, erinnerst du dich, Miss Daisy? Mir wird es nicht gestattet, Pläne zu entwerfen.«
»Dann halt den Rand, Hoke«,
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