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Spion auf der Flucht

Spion auf der Flucht

Titel: Spion auf der Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Fenster gestanden, als der Unfall passierte.
    Er hatte alles gesehen, aber seinen
Augen nicht getraut. Jetzt wollte er sich aus der Nähe vergewissern, hatte
jedoch Zeit versäumt, nämlich auf den verdammten Lift gewartet, der einfach
nicht kam.
    Dröselhoff trat auf die Straße.
    Die Unfallstelle war jetzt von Leuten
umringt.
    Portier und Hausmeister dirigierten den
Verkehr über den Gehsteig. Helfer, die Erste-Hilfe beherrschten, kümmerten sich
um die Verletzten. Man hatte Polizei und Ambulanz telefonisch verständigt.
    Dröselhoff drängte sich durch den Kreis
der Umstehenden.

10. Zwischen 80 und 110 Sachen
     
    „...deshalb ist es kein Unglück, daß
sich dieser Paul verzupft hat“, erklärte Tim seinen Freunden. „Sein
Feuerstuhl-Kennzeichen habe ich meinen grauen Zellen einverleibt. Naja, und die
Doppelelfe hatte ihren Auftritt. Ihren Mut, sich einzumischen, muß man
respektieren.“
    Sie standen am Straßenrand, aber nicht
dort, wo sich der Springbrunnen-Platz rundet, sondern am letzten Stück
Bordstein der Achenfelder Allee.
    Tim wandte ihr den Rücken zu, während
er berichtete.
    Karl hatte den schwarzen Sturzhelm
aufgelesen und auf dem Gepäckträger festgeklemmt.
    Klößchen hörte nur mit einem Ohr hin.
Mit dem andern horchte er auf die gurgelnden Laute seines Magens. Ein
Sodbrennen kündigte sich an.
    Gaby bog den Kopf zur Seite, bis der
Pferdeschwanz ihren Oberarm streifte.
    Über Tims Schulter spähte sie in die
Allee.
    „Da ist doch was los?“
    „Wo?“ Tim sah sich um.
    In der Ferne bildete sich ein
Menschenauflauf — und zwar mitten auf der Fahrbahn.
    „Sieht wie ein Unfall aus“, sagte Karl.
    Tim kniff die Lider zusammen.
    Sonnenlicht spiegelte sich auf rotem
Lack. Und der rotlackierte Gegenstand lag auf der Straße.
    „Leute!“ sagte er, ohne die Lippen zu
bewegen. „Da ist doch nicht etwa unserm Paul ein Mißgeschick widerfahren.
Fahren konnte er zwar schon wieder. Aber er hielt den langen Rückgratknochen so
komisch, als hätte er Bandscheibensalat.“
    „Das ist nicht halb so schlimm wie mein
Magensalat“, jammerte Klößchen.
    „Hast dich überfressen“, sagte Karl.
„Einmal mußte das kommen.“
    Tim und Gaby wechselten nur einen
Blick.
    Als sie losfuhren, reihte sich Karl als
Dritter ein.
    Klößchen folgte mit Abstand.
Schokolade! dachte er. Jetzt hilft nur noch Schokolade! Wo ist ein
Süßwarenladen? Tod und Galle! Hier sind nur blöde Weltfirmen mit ihrem
Wasserkopf (Verwaltung).
    Die TKKG-Bande erreichte den Unfallort.
    Mit einem Blick erfaßte Tim die Lage.
    „Tatsächlich! Unser Paul“, erklärte er
seinen Freunden.
    Der rasende Fatzke hatte ins Bewußtsein
zurückgefunden, hockte am Fahrbahnrand und ließ den Kopf zwischen die Knie
hängen.
    Fluchtgefahr drohte nicht, wie Tim
erkannte. Paul konnte nicht stehen, geschweige denn rennen.
    Den anderen hatte man in unfallgerechte
Seitenlage gebettet, mit einer Decke zugedeckt — trotz der Affenhitze — und
ansonsten in Ruhe gelassen.
    Sein Gesicht war zerschunden.
    Tim stellte sich zu einem Augenzeugen,
einem alten Wichtigtuer, der seine Kurzfassung schon zum dritten Mal an die
Umstehenden verkündete.
    „...rast dieser Kohlweißling auf seiner
roten Maschine heran - mit mindestens 110 Sachen. Mensch! dachte ich. Langsam,
Junge! Wir sind hier in der Stadt und nicht auf dem Nürburgring, hahahah! Und
da kommt auch schon der andere über die Straße. Der träumte. Das merkte ich
sofort. Gerade wollte ich ihn warnen. Ihm zurufen — da war’s schon zu spät. Der
eine flog dortlang, der andere hierlang — und die Maschine geradeaus. Und
beinahe gegen den Porsche, der da entgegenkam. Aber der hat sich über den
Gehsteig gerettet. Ob’s ein Porsche war, kann ich aber nicht genau sagen.“
    „110 Stundenkilometer?“ fragte ein
junger Mann.
    „Schätzungsweise.“
    „Sie schätzen aber jedesmal anders.“
    „Was?“
    „Als sie vorhin erzählten, sagten sie
90 Sachen. Und beim ersten Mal: 80 Sachen.“
    „Was soll denn das heißen?“ blökte der
Alte. „Haben Sie’s gesehen oder ich?“
    „Sie haben offenbar drei Unfälle
gesehen.“
    „Das verbitte ich mir.“

    Die Umstehenden lachten.
    „Wen trifft denn nun die Schuld?“
fragte eine Frau, deren Hund — ein kleiner Mischling — am Bordstein das Bein
hob. „Natürlich den Motorradfahrer“, sagte der Wichtigtuer.
    „Der ist zu schnell gefahren. Nicht
schneller als 110 — schätzungsweise — , aber mindestens 80.“
    Herausfordernd sah er den jungen

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