Spion auf der Flucht
die beiden sind grundlos in Panik geraten?“
„So sieht es aus.“
„Du meine Güte!“ lachte Gaby. „Die
werden sich ärgern!“
„Andy sagte“, erinnerte sich Tim, „ein
gewisser Klein-Edmund hätte gesehen, wie der Bankräuber in die Bude
reingegangen sei. Darauf haben die sich offenbar verlassen. Aber Klein-Edmund
hat sich getäuscht, oder er hat sie reingelegt.“ Glockner ließ den Motor an.
„Bert heißt Wiegand mit Nachnamen, Andy
hört auf Dämmell. Mit zwei m und zwei l.“
„Womit er sich deutlich von einem Dämel
( Dummkopf) unterscheidet“, lachte Tim.
Diesmal fuhren sie voran. Der
Einsatzwagen folgte. Es ging zum Präsidium zurück.
Wegen Bert und Andy, sagte Glockner,
werde keine Großfahndung anlaufen. Das sei nicht gerechtfertigt. Und was den
Bankräuber Dicknase betreffe, liege ja immerhin eine brauchbare Beschreibung
vor.
*
Pleffs Schienbein schmerzte.
Dieser verdammte Bengel! Erst hatte
Klein-Edmund ihm neun Mark abgeknöpft, dann ihn getreten. Nur wegen einem
Patsch auf die Hand. Das war nötig gewesen, als der Knirps auf die Bullen wies
und unnötig Aufmerksamkeit erregte.
Immerhin wußte Pleff jetzt, daß die
Bullen bei diesen Typen waren. Verflucht! Einerseits gönnte er ihnen den Ärger.
Andererseits bedeutete das, er konnte das Geld auf die Verlustliste setzen.
Vor dem second-hand-shop wartete er,
bis alles vorbei war.
Keine Festnahme. Aber er zweifelte
keine Sekunde daran, daß sich in der großen Tüte, die einer der Bullen trug,
das Geld befand.
Also hatte man bei Bert und Andy die
Bude ausgeräuchert. Doch die beiden waren entwischt.
Pleff knirschte vor Wut mit den Zähnen.
Der Banküberfall, die Mühe, das Risiko
— alles umsonst.
Und nur wegen dieser halbgaren
Gammeltypen!
Er schlich zu seinem Wagen zurück. Er
hielt Ausschau nach Klein-Edmund. Dem eine hinter die Ohren zu hauen, war er
sich schuldig. Aber dieses durchtriebene Radieschen zeigte sich nicht.
Pleff stieg in seinen Audi. Für einen
Moment verharrte er hinter dem Lenkrad.
Er kannte dieses Gefühl. Ihm war, als
werde er beobachtet. Wenn jemand zu lange und zu direkt den Blick auf ihn
richtete, dann fühlte er das, als werde er gekitzelt.
Er schielte nach allen Seiten.
Niemand. Nur eine alte Frau schleppte
sich, auf ihren Krücken gestützt, vorbei. Sie murmelte Selbstgespräche und
blieb vor jeder Tür stehen.
Hm! Diesmal täusche ich mich wohl,
dachte Pleff — und fuhr ab.
*
Er täuschte sich nicht.
Zwei Augenpaare waren auf ihn
gerichtet.
Bert und Andy standen hinter einem
total verdreckten Fenster, das straßenseitig zu dem Lagerschuppen gehörte, in
dem Jablonskowsky Gartenmöbel und Gartengeräte verwahrte. Die waren Teil seines
Sortiments (Warenangebot).
Bert und Andy gingen ihm gelegentlich
zur Hand. Deshalb hatten sie freien Zutritt. Daß sie sich jetzt dort
versteckten, wußte Jablonskowsky freilich nicht.
Vor etwa drei Minuten waren sie — nach
einem weiten Umweg — hierher geschlichen.
Näher zu ihrer Adresse getrauten sie
sich nicht. Dort waren bestimmt schon die Bullen. Würde der Bankräuber
versuchen, sich den Weg freizuschießen?
„Wir warten noch ‘ne Weile“, hatte Andy
gesagt.
„Mindestens. Nachher können wir dann
nachsehen.“
Sie glotzten durch das Fenster.
Nur ein Ausschnitt der Straße war zu
sehen.
Drüben auf der anderen Seite parkte ein
weißer Audi.
„Ähhhh...!“ gurgelte Bert.
„Was ist?“ Andy hatte sich abgewandt. Jetzt
hob er den Blick.
„Da... da ist er!“
Und tatsächlich! Der Bankräuber kam die
Straße herauf.
Er war’s, zweifellos. Sie erkannten
ihn. Zwar hatte er sich mit Knautschhut und Sonnenbrille getarnt. Aber das
konnte nur jemanden täuschen, der ihn nicht kannte.
„Der haut ab“, stieß Andy hervor.
„Ob er entkommen ist?“
„Nee. Guck doch, wie gemütlich der
schleicht. Dem ist keiner auf den Fersen.“
„Du meinst, dem ist es langweilig
geworden in unserer Bude, und deshalb schiebt er ab.“
„Klar.“
„Dann sind also die Bullen noch nicht
da.“
„Diese Penner! Die lassen sich Zeit.“
„Aber wo hat er das Geld?“ überlegte
Bert.
„Unter der Jacke. Wie dick alle Taschen
sind! Prallvoll, sage ich dir.“
Sie beobachteten, wie er einstieg, eine
Weile sitzenblieb, dann abfuhr.
Als
Bert den Audi von hinten sah, gab er ein quietschendes ,Iiiiiehjjjj!’ von sich.
„Was ist?“ fragte sein Komplice.
„Die Karre! Die Karre!“
„Was meinst du?“
„Sieh doch mal hin!
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